Heute wäre sein achtzigster Geburtstag. Doch er starb schon 1998 im Alter von 70 Jahren. Letztens war sein legendärer Zettel-Kasten, um den jahrelang prozessiert wurde, für einige wenige Stunden öffentlich!

 

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Und haben Sie ihn erkannt? Den Mann mit dem Zettelkasten? Klar doch, sein Name steht ja in der Überschrift. Niklas Luhmann, Sozialwissenschaftler aus Bielefeld, der mit seiner Systemtheorie eine neue Sichweise des Sozialen entwickelt hat.

Seine breit angelegte Sicht auf die kommunikativen Strukturen moderner Systeme, ihre Funktionsweise und ihre Bedeutung ist komplex und revolutionär. Luhmann bietet quasi einen soziologischen und systemisch-sortierten Zettelkasten, um sich Gedanken zur Rolle des Individuums in der Moderne zu machen. Und so wird Luhmanns Werk mit Sicherheit auch in den kommenden Jahrzehnten die geisteswissenschaftlichen Disziplinen befruchten! Auch wenn er im Original schwer zu lesen ist.

Horoskop Niklas Luhmann

Niklas Luhmann, 8. Dezember 1927, 12.00 Uhr (MEZ), Lüneburg, D
Datenquelle: Geburtszeit unbekannt, das Horoskop ist daher für die Mittagsstände berechnet

Nach seinem Jurastudium hat Niklas Luhmann viele Jahre als Verwaltungsbeamter gearbeitet. Erst 1968 wurde er als Professor für Soziologie an die Universität Bielefeld berufen. Bereits zu Beginn seiner Berufslaufbahn sortierte Luhmann alles Wissenswerte in Notizen und Zettelkästen. Über den Daumen gepeilt dürften es 20.000 Zettel sein, die mit zahlreichen Verweisen auf andere Karteikarten den selbstreferentiellen Werkapparat seiner Veröffentlichungen bilden. um den Verblieb dieser Zettel wird nun nach seinem Ableben heftig gerungen.

Das Horoskop mit Sonne-Saturn-Konjunktion im Zeichen Schütze verrät die Affinität Luhmanns zur Bürokratie mit ihren Regelsystemen, gleichzeitig erscheint er als disziplinierter Geistesarbeiter, der die Grenzen seines Faches und Zuständigkeiten mit schöner Regelmäßigkeit überschritten bzw. unterlaufen oder eben auch im Sinne des Schützen erweitert hat.

Eine Mars-Merkur-Konjunktion im Skorpion im Trigon zu Jupiter-Uranus bestätigt auch in astrologischer Hinsicht die zukunftsweisende Dimension der Luhmann`schen Theorien. Seine akribischen Forschungen, in denen Kommunikation und Medien eine zentrale Rolle spielen, haben die Bedeutung des Individuums in der Gesellschaft neu definiert. Fast könnte man sagen, dass die Autonomie des Individuums als zentrales Paradigma der Aufklärung durch Luhmann regelrecht unterminiert wurde.

Zettelkästen waren übrigens keine Spezialität von Luhmann. Aby Warburg war ebenfalls ein großer Fan der Notizarchivierung. Mit seinem Mnemosyne-Projekt versuchte er, einen Bildatlas der Kulturgeschichte zu erstellen. Anhand von ikonografischen Reihen hoffte Warburg, übrigens ein Zwillingsgeborener, das Bildgedächtnis der europäischen Kultur mit seinen zentralen Themen und Motiven zu rekonstruieren. Auch eine Form von Sammlung, nur eben ganz anders motiviert und mit anderen Inhalten!