Seit drei Wochen läuft im Kunstmuseum Bochum eine sehenswerte Ausstellung, witzigerweise illustriert sie die gerade wirksame Sonne-Uranus und Mond in Fische-Konstellation. Allen Kunstwerken und Fotografien ist nämlich eines gemeinsam, sie entstanden unter Einwirkung höherer Mächte.

Augustin Lesage (1876-1954) beispielsweise hörte zunächst während seiner Arbeit als Bergmann unter Tage Stimmen, die ihm eine Karriere als Maler voraussagten. Darauf hin besuchte er spiritistische Sitzungen und in der Folge entstanden die orientalisch anmutenden, großformatigen Gemälde wie von selbst. Lesage war der Meinung, dass der Geist seiner Schwester, die mit drei Jahren verstorben war, ihm die Bilder diktiere.

Noch skurriler ist die Geschichte des 1940 geborenen Paul Laffeloy. Seine psychedelischen Bilder entstanden nachweislich nicht unter Drogeneinfluss, wie man auf den ersten Blick vielleicht vermuten könnte. 1992 wurde bei einer Computertomografie ein kleines Metallstück im Gehirn des Künstlers diagnostiziert. Außerirdische haben dieses Metallteilchen implantiert, behauptet Laffoley, und dass er damit kosmische Botschaften über das Leben auf der Erde empfangen und senden könne.

Dann habe ich noch einen alten Bekannten in der Ausstellung wieder entdeckt, Albert von Schrenck-Notzing, der als Pionier der wissenschaftlichen erforschten Parapsychologie gilt. Olga von Ungern-Sternberg, in deren Praxis ich Ende der 80er Jahre beschäftigt war, hatte in den 20er Jahren seine Sitzungen mit mediumistisch-veranlagten Personen protokolliert.
In der Bochumer Ausstellung sind rund 40 seiner Geisterfotos aus dem Jahr 1913 zu sehen. Unter genauer Beobachtung und wissenschaftlicher Versuchsanordnung hatten zwei Medien sogenannte ektoplastische Substanzen hervorgebracht. Der Freiherr von Schrenk-Notzing dokumentierte diese Materialisations-Phänomene mit einer Kamera. Eine – mit Verlaub – sehr strange Geschichte!

Horoskop Albert von Schrenk-Notzing

Albert von Schrenck-Notzing, 18. Mai 1862, 4.22 Uhr (LMT), Oldenburg, D
Datenquelle: Horoskop-Sammlung Olga von Ungern-Sternberg

Das Interesse des Freiherrn an okkulten Phänomenen und dem Übersinnlichen ist mit einem Blick auf vier Planeten im Fischehaus nicht verwunderlich. Schrenk-Notzing nutzte seinen gesellschaftlichen Status als Arzt und Hypnotherapeut, um die erforschten Phänomene in der Münchner High-Society publik zu machen. Mit seinem Uranus in Haus 1 hatte er keine Scheu, sich öffentlich für die Akzeptanz des neuen Forschungsgebietes einzusetzen.

Dass Thomas Mann an Sitzungen in Schrenk-Notzings Wohnhaus als Zuschauer teilnahm und in einem Aufsatz „Okkulte Erlebnisse“ darüber berichtete, lässt sich im Katalog zur Ausstellung nachlesen.
Zahlreiche Abbildungen und Aufsätze sowie der Nachdruck des Essays von André Bretons „Le Message automatique“ machen es leicht, die Anschaffung dieses Katalogs zu empfehlen.