Chiron als Bote einer neuen Zeit?

Chiron wurde als ein neuer Himmelskörper am 1. November 1977 von Charles T. Kowal entdeckt. Zunächst war den Astronomen (und Astrologen) nicht klar, zu welcher Kategorie 1977 UB, so der vorläufige Name, gehören könnte. Wurde ein neuer Planet entdeckt, ein Kleinplanet oder handelte es sich sogar um einen ehemaligen Kometen?

Inzwischen haben sich die Astronomen darauf verständigt, Chiron als Zentauren zu bezeichnen. Aber anders als die Astrologen haben die Wissenschaftler mit diesem Begriff gleich eine neue Kategorie etabliert. Heute werden alle Asteroiden, die sich auf exzentrischen Bahnen zwischen Jupiter und Neptun bewegen, als Zentauren bezeichnet. Die größten unter ihnen sind ebenso wie Chiron nach mythologischen Figuren benannt, nämlich Pholus, Nessus und Chariklo.

Wer sich genauer mit den Erkenntnissen der Astronomen seit der Entdeckung Chirons beschäftigt, kommt nicht umhin, zu staunen und erstaunliche Zusammenhänge zu entdecken. Denn tatsächlich ist unser Wissen über den weiten und unendlichen Raum jenseits von Saturn seit dem Jahr 1977 enorm gewachsen. Und vielleicht ist Chiron nur ein „Zeichen“ für die vielen neuen Erkenntnisse. Ein Symbol für den Sprung in neue Dimensionen?

Wie auch immer verdanken wir unser erweitertes Wissen über das Weltall und seine Bewohner der amerikanischen Weltraumbehörde NASA, die rund zwei Monate vor der Entdeckung Chirons eine äußerst erfolgreiche Mission startete.

Zwei Sonden Voyager 1 und 2 wurden im August und September 1977 auf eine sehr lange Reise geschickt. Und ganz ungeplant sind sie heute immer noch unterwegs und schicken nach wie gelegentlich Botschaften in Form von Dateien zur Erde. Aufgrund der großen Entfernung brauchen diese Nachrichten inzwischen jedoch gut drei Wochen.

Start von Voyager 1, 5. September 1977, 8.56 Uhr (EDT), Cape Canaveral, USA
Datenquelle: Wikipedia-Eintrag

Start von Voyager 2, 20. August 1977, 10.29 (EDT), Cape Canaveral, USA
Datenquelle: Wikipedia-Eintrag

Denn beide Sonden haben schon vor geraumer Zeit unser Sonnensystem verlassen und sind seit 2010 bzw. 2012 im interstellaren Raum unterwegs. Bei ihrem Start hatten sie zahlreiche Instrumente an Bord und so verdanken wir diesen Weltraum-Missionen nicht nur spektakuläre Bilder von Jupiter, Saturn und den Ringen Saturns, sondern auch etliche neue Erkenntnisse zu den sonnenfernen Planeten.

Heute wissen wir zum Beispiel, dass mehr als 60 Monde um Jupiter kreisen – und nicht nur die vier größten, die Galileo Galilei zu Beginn des 17. Jahrhunderts entdeckte. Die Ringstruktur Saturns bis ins kleinste Detail bekannt, dazu kommen die Ergebnisse zahlreicher Messungen zur Temperatur und physikalischen Beschaffenheit von Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto.

In der populären Kultur der 70er Jahre wurde der Start von Voyager 1 und Voyager 2 mit großen Interesse verfolgt und rezipiert, vor allem weil beide Sonden eine „Golden Record“ im Gepäck hatten, eine mit Gold überzogene Kupferplatte, die Bilder und Audiodateien mit Informationen zum Leben der Menschen auf der Erde enthielt, unter anderen auch Musik von Ludwig Beethoven, Wolfgang A. Mozart und Chuck Berry.

Die Datenplatten wurden mit viel Aufwand geschaffen, um potenziellen Außerirdischen vom Leben der Menschen auf der Erde zu erzählen. Die geschätzte Lebensdauer dieser aufwändig hergestellten Platten soll 500 Millionen Jahre betragen.

Aus astrologischer Sicht ist bemerkenswert, dass die Planung dieser Mission darauf basierte, dass die Planeten von Jupiter bis Pluto 1977 wie an einer Perlenschnur aufgereiht in aufeinanderfolgenden Zeichen stehen. Eine ähnliche Konstellation hätte sich erst wieder rund 170 Jahre später ergeben. So aber konnte man die Flugbahn der beiden „Reisenden“ so planen, dass sie nacheinander an allen fünf großen Planeten vorbeifliegen können.

Es wäre außerdem interessant, einmal darüber nachzudenken, ob Chiron nicht viel mehr als ein verwundeter Heiler ist, denn auf dieses Narrativ hat sich die Astrologieszene in den letzten zwanzig Jahren geeinigt – und dabei möglicherweise vergessen, dass es noch eine ganze Reihe andere Facetten zur Deutung Chirons geben kann.

Mehr dazu können Sie, liebe Leserinnen und Leser beim nächsten Kongress des Astrologenverbandes erfahren, denn dort werde ich mit meiner Kollegin Petra Niehaus einen Vortrag zu Chiron halten und von vielen neuen und spannenden Forschungen berichten.

Bildquellen: die Darstellung im Text zeigt die Raumsonde Voyager und ist als gemeinfrei auf der Wikipedia-Seite verzeichnet. Die Darstellung von Chiron mit seinem Schüler Achill ist ebenfalls in der Wikipedia als gemeinfrei aufgeführt, es handelt sich um Darstellung des Künstlers John Singer Sargent.

 

Horoskop von Joseph Beuys

Eins der vielen Horoskope, bei denen lange nicht sicher war, ob die Geburtszeit wirklich stimmt, ist das Horoskop von Joseph Beuys. Doch ein AA-Rating der Astrodatabank, die vom Astrodienst gepflegt wird, ist eine verlässliche Angabe. Hier an dieser Stelle ein herzliches Danke an Alois Treindl und sein Team. Die Astro-Szene weiß diesen Service zu schätzen.

Joseph Beuys ist nur rund zwei Wochen älter als der Herr Kulenkampf, dessen Horoskop ich letztens hier gepostet habe, um auf die Themen dieser Generation meiner Eltern aufmerksam zu machen.

In diesen Maitagen wird der 100. Geburtstag des Joseph Beuys groß gefeiert, mit vielen Ausstellungen, die hoffentlich bald live und vor Ort zu sehen sind. Da er am Niederrhein geboren wurde, hat sich die Region was Besonderes einfallen lassen: Auf einer rund 300 km langen Radtour von Leverkusen nach Kleve lassen sich Orte besuchen, an denen der Künstler lebte, wirkte und Spuren hinterlassen hat.

Natürlich darf Düsseldorf nicht fehlen. Dort wurde Beuys Meisterschüler von Ewald Mataré – und 1961 Kunstprofessor. 1972 wurde er fristlos entlassen, genau genommen, weil er sich seine eigenen Regeln schuf. Legendär seine „Heimholung“ ein Jahr später, als er in einem Einbaum, den sein Meisterschüler Anatol Herzfeld gebaut hatte, den Rhein überquerte, um vor der berühmten Kunstakademie zu landen.

Joseph Beuys, 12. Mai 1921, 23.30 Uhr (MEZ), Krefeld, D
Datenquelle: Astrodatabank mit einem AA-Rating

Eine von unzähligen genialen Aktionen, die den Hutträger vom Niederrhein zu einem der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts werden liess. Ist seine Kunst, vor allem sein erweiterter Kunstbegriff im Horoskop wiederzufinden? Möglicherweise ist das T-Quadrat von Uranus und Jupiter mit Zwillinge-Mars in Haus 5 als Spannungsherrscher ein Motor für die Fluxus-Happenings, mit denen er berühmt wurde.

Doch auch Chiron am Aphel, also am sonnenfernsten Punkt und damit in der Nähe der Uranusbahn, kennzeichnet seinen Wunsch, bestehende Systeme zu überschreiten und uranische Veränderungsprozesse in Gang zu setzen. Mit seinem Steinbock-AC war er dennoch ein strenger Lehrer. Und vielleicht ist es diese besondere Mischung von Erde (Stier-Sonne!) in seinem Horoskop mit innovativen Impulsen der Transsaturnier, die seine faszinierende und schillernde Präsenz ausmachte.

Dabei war längst nicht alles, was er produzierte, anspruchsvoll und „hohe“ Kunst. Seine kurze Karriere als Popstar mit dem Song „Wir wollen Sonne statt Reagan“ spiegelt dennoch den Zeitgeist der friedensbewegten frühen 80er Jahre wieder. So oder so: es lohnt sich, in diesem Jahr 2021 Joseph Beuys zu feiern und ihn vielleicht auch ein Stück weit wieder zu entdecken. Happy Birthday!

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Bildquelle: Das Beuys-Porträt als Beitragsbild hat mir Ralf Odermann freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Der Bochumer Künstler und DJ zeigt seine Pics auf Instagram, auf seiner Website The Blind Ilustrator und gelegentlich in verschiedenen Galerien.

Von Asteroiden, Zentauren und Kometen

Im März wird es ein Online-Seminar zu Chiron geben, das ich zur Zeit vorbereite. Dabei habe ich spannende Entdeckungen gemacht. Als Chiron im Herbst 1977 von Charles T. Kowal entdeckt wurde, hielt man ihn für einen Kleinplaneten, ähnlich wie Ceres, Vesta und andere Himmelskörper, die im Asteroidengürtel angesiedelt sind.

Seit die amerikanische Weltraumbehörde im September 1977 (!) zwei Sonden Voyager 1 und 2 auf die weite Reise ins All schickte, wissen die Astronomen sehr viel mehr über das äußere Planetensystem und diese neuen Erkenntnisse könnten auch die Deutung Chirons verändern, der in der Astrologie-Szene primär als „verwundeter Heiler“ gesehen wird. (mehr …)

Über den Entdecker von Chiron

Letztens jährte sich die Entdeckung des Asteroiden Chiron. Am 1. November vor 40 Jahren wurde er von Charles Thomas Kowal gesichtet, bekam seinen Namen. Und spielt heute für viele Astrologen eine wichtige Rolle bei der Deutung des Horoskops.

Was mich betrifft, so bin ich puristisch veranlagt und verzichte auf Chiron (und Lilith) im Horoskop. Die zehn Planeten von Sonne bis Pluto bieten genug Stoff, um ein Radix zu deuten. Natürlich werde ich als Astrologie-Lehrerin dennoch immer mal wieder gefragt, was Chiron bedeutet und (mehr …)

Jupiter, Neptun und Chiron

Jupiter und Neptun, die ich vorgestern etwas näher vorgestellt habe, treffen sich in diesem Jahr gleich dreimal. Die erste Konjunktion ereignet sich am 28. Mai im Zeichen Wassermann und direkt einen Tag später werden Neptun und Chiron rückläufig. Da auch Jupiter recht bald seine Bewegungsrichtung ändert, rund zwei Wochen später am 15. Juni, bleiben die zwei nahe beieinander, um am 15. Juli erneut im Rückwärtsgang aufeinander zu treffen. Die dritte Konjunktion liegt kurz vor Weihnachten, am 21. Dezember.

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Erdkugel im Flushingpark im New Yorker Stadtteil Queens © Monika Heer

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