Das Attentat auf Rudi Dutschke spielt in der Chronologie der Studentenbewegung eine wichtige Rolle. Josef Bachman, der Attentäter, der Dutschke am Nachmittag des 11. April 1968 mit drei Schüssen niedergeschossen hatte, gab Monate später zu Protokoll, dass er durch die Berichterstattung der BILD-Zeitung gegen die demonstrierenden Studenten angestachelt worden sei. Auch wenn Dutschke den Anschlag schwer verletzt überlebte, eskalierte die Situation Tagen nach dem Attentat.
Noch in der Nacht machten sich tausende von Studenten auf den Weg zum Gebäude des Axel-Spüringer-Verlags in Berlin und versuchten, die Auslieferung der Zeitungen zu verhindern. Es kam zu Straßenschlachten und Unruhen, die sich über die gesamten Osterfeiertage hinzogen – und nicht nur in Berlin, sondern in ganz Westdeutschland.
Attentat auf Rudi Dutschke, 11. April 1968, 16.10 Uhr (MEZ), Berlin, D
Datenquelle: TZ online
Heute im Rückblick scheint die Atmosphäre der späten sechziger Jahre kaum noch vorstellbar. Vieles erscheint zwiespältig, die vermeintliche Leichtigkeit der neuen Lebensformen, die Gleichzeitigkeit von anti-autoritärem Gestus und Spießigkeit, der bittere Ernst der Polit-Diskussionen, die Polarisierung zwischen Jung und Alt und vor allem die sich steigernde Gewalt.
Verständlicher werde die Widersprüche, wenn wir das Rad der Geschichte zurückdrehen: Noch zum Ende der sechziger Jahre lagen sämtliche Schlüsselpositionen des Systems in den Händen von Männern, die im Faschismus aufgewachsen sind.
Gehorsam und Disziplin waren die angesagten Werte. Dies ging natürlich mit einer gewissen Obrigkeitshörigkeit einer. Heute fällt es schwer, sich Schulen vorzustellen, in denen Lehrer Kinder schlagen dürfen und immer Recht haben. Oder Unis, in denen Studenten sich gegenseitig siezen. Lehrjahre waren keine Herrenjahre, Widerworte gab es nicht, wer kritische Fragen stellte, bekam Druck.
So sah er aus, der Alltag von Heranwachsenden, unter der Konjunktion von Pluto und Uranus in der Jungfrau. Die Opposition von Uranus zu Saturn war deshalb ab Mitte der Sechziger der Startschuss für Unruhe und Bewegung. Die Zeit war einfach reif, mehr Demokratie zu wagen.
Rudi Dutschke, 7. März 1940, 23.50 Uhr (MEZ), Schönefelde, D
Datenquelle: Astroforum Sternzeit
Rudi Dutschke, einer der Protagonisten der Bewegung, erfuhr übrigens posthum eine besondere Ehrung. Die Kochstraße, an der auch das Berliner Springergebäude liegt, wurde 2007 in Rudi-Dutschke-Straße umbenannt. Ein weiterer Beleg, wie modern und aufgeklärt das heutige Deutschland sein kann. Ob das ohne die 68er Ereignisse in Gang gekommen wäre, bleibt allerdings fragwürdig.