Kennt jemand Lorenz Jäger? Er verfasst seit gut einem Monat eine Serie zu den zwölf Zeichen, was für sich allein genommen nicht verwunderlich wäre, wäre da nicht der Umstand, dass seine Astrologie-Texte in einer der renommiertesten deutschen Tageszeitungen erscheinen.
Dabei ist der promovierte Germanist keineswegs zynisch oder teilt Seitenhiebe gegen die Astro-Zunft aus, nein, er schreibt mit Sachverstand und ohne jegliche Häme. Bis jetzt zumindest! In seinen Artikeln stellt er berühmte Persönlichkeiten mit Sonnenzeichen vor, benennt kurz die die wichtigsten Charakteristika und da es sich um das Feuilleton der FAZ handelt, finden die Leser zu jeder berühmten Person, die vorgestellt wird, passende Zitate aus den Werken.
Als Beispiel für das zweite Zeichen Stier wird der Dichter Gottfried Benn angeführt, dessen Horoskop mit Waage-Uranus, Krebs-Saturn und einer starken Betonung der Erdzeichen die Problematik von Saturn (Tradition) und Uranus (Revolution) bestens zu illustrieren vermag.
Gottfried Benn, 2. Mai 1886, 18.00 Uhr (LMT), Mansfeld, D
Datenquelle: Datenbank des Freiburger Forschungszentrums
Um 1911 zählte Gottfried Benn mit seinen expressionistischen Gedichten zur Avantgarde. Seine Dichtung und sein Spiel mit der Sprache waren damals revolutionär. In der Weimarer Republik wechselte der promovierte Arzt und Dichter zum konservativen Lager und nach 1933 sympathisierte er (wenn auch nur für kurze Zeit) mit der NSDAP. Vermutlich hat sich mit dem Älterwerden (immer ein Saturn-Thema) das Erdelement mit seinen Bedürfnissen nach Konservatismus, nach Sicherheit und Dauerhaftigkeit durchgesetzt.