In der letzten Woche habe ich den fünften Teil meiner (hoffentlich) kurzweiligen Astrologiegeschichte für den Meridian geschrieben. Es geht in diesem Teil um den Zeitraum zwischen 1700 und 1875.Da darf Johann Wolfgang von Goethe nicht fehlen, denn seine Orphischen Urworte oder der Anfang seiner Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“ werden immer wieder von Astrologen zitiert, um Goethes Nähe zur Astrologie zu belegen Und auch ich habe es mir nicht nehmen lassen, die berühmten ersten Sätze aus „Dichtung und Wahrheit“ wiederzugeben.
Johann W. von Goethe, 28. August 1749, 12.00 Uhr (LMT), Frankfurt a. M.
Datenquelle: nach eigenen Angaben in der Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“
Dabei ist mir aufgefallen, dass die letzten Sätze am Ende des zwanzigsten Buchs eigentlich nie zitiert werden. Das ist schade, denn sie sind weitaus mehr als nur eine formale Ergänzung zu den Eingangsworten mit der Deutung des eigenen Horoskops. Sie zeigen Goethes Sichtweise des menschlichen Schicksals und wie der Mensch das Gleichgewicht zwischen dem Unbewussten und der bewussten Gestaltung seines Lebens findet, nämlich indem er die Zügel in die Hand nimmt und den Wagen des Lebens lenkt.
„Kind, Kind! nicht weiter! Wie von unsichtbaren Geistern gepeitscht gehen die Sonnenpferde der Zeit mit unsers Schicksal leichtem Wagen durch, und uns bleibt nichts als mutig gefaßt, die Zügel festzuhalten, und bald rechts, bald links, vom Steine hier, vom Sturze da die Räder abzulenken. Wohin es geht, wer weiß es? Erinnert er sich doch kaum, woher er kam.“
Der Wagen in der großen Arkana des Rider-Waite-Tarotspiels
Wer sich mit dem Tarot auskennt, wird bei diesen Worten an die siebte Karte in der großen Arkana denken, es ist der Wagen, wobei der Wagenlenker unter einem gestirnten Himmel in seinem Wagen steht und die Symbole des Unbewussten (die sichelförmigen Monde) auf den Schultern trägt. An Stelle der Sonnenpferde ziehen hier zwei Sphinxen den Wagen.