Elisabeth Badinter hat ein Buch über die Mutterliebe geschrieben. Sie hat Philosophie und Soziologie studiert und untersucht mütterliche Gefühle aus verschiedenen Perspektiven, unter anderen reflektiert sie das Thema historisch und kommt dabei zu spannenden Erkenntnissen.

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Elisabeth Badinter, 5. März 1944, 12.00 Uhr (GDT), Boulogne Billancourt, F
Datenquelle. Astrodatabank mit einem AA-Rating

Aus astrologischer Sicht ist ihr Buch zur Mutterliebe interessant, weil sie einen Krebs-Aszendent hat, ihr Mond als Herrscher des AC im Zeichen Krebs steht und keine Aspekte zu anderen Planeten bildet. Das Zeichen Krebs und sein herrschender Planet, der Mond, stehen in der Astrologie für das archetypische Bild der großen Mutter.

Archetypen sind in ihrer Bedeutung vielfältig und komplex, denn das bildhafte Denken ist intuitiv und nicht streng rational. So gehört das Kind ebenso wie die Mutter zu diesem Urbild. Und das verbindende Moment ist Nähren und genährt werden.

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Peter Paul Rubens malte die Geburt der Milchstraße im 17. Jahrhundert. [1]

Die Mutterbrust und das Stillen spielen hier auf körperlicher Ebene eine Rolle, seelisch geht es darum, sich um andere Menschen, vor allem um Schwächere und Bedürftige, zu kümmern.

In ihrem Buch zur Mutterliebe vertritt Elisabeth Badinter die Auffassung, dass dieses Gefühl kein angeborener Instinkt oder elementarer Bestandteil der weiblichen Natur ist. Sie ist erst im Zuge neuer gesellschaftlicher Entwicklungen gewachsen, und zwar erst während des 18. Jahrhunderts und im 19. und 20. Jahrhundert zu einem neuen Mythos geworden.

Badinter ist selbst Mutter von drei Kindern und man kann sich gut vorstellen, dass sie mit ihrer Fische-Sonne im Quadrat zu Uranus sehr freiheitsliebend ist. Und vermutlich keine Lust hatte, eine sich aufopfernde Mutter zu sein.

Für diese intellektuelle Frau ist die Gleichberechtigung der Frau ein zentrales Motiv. Ihre Venus steht im Zeichen des Wassermanns im neunten Haus Und obwohl sie dreifache Mutter ist, hat sie es geschafft, eine Karriere zu machen. Nun denn, die Sonne steht gemeinsam mit Merkur im zehnten Haus.

Sie wird jedoch diese Herausforderung kennen, sich selbst, ihrer Arbeit, den Kindern und einem Ehemann gerecht zu werden. Im Horoskop zeigen sich die verschiedenen Rollen im Form von Planeten, die ja einzelne Persönlichkeitsanteilen verkörpern, sehr deutlich. Möglicherweise steht die Mars-Saturn-Konjunktion im zwölften Haus für einen Ehemann, der sie hinter den Kulissen unterstützt.

Viele Frauen gelingt es heute immer noch nicht, Beruf, Karriere und Kinder mühelos zu vereinbaren. Dass diese Unvereinbarkeit an gesellschaftlichen Strukturen liegt und nichts mit einem persönlichen versagen zu tun hat, ist eine der Einsichten, die man aus Badinters Buch gewinnen kann.

Deshalb gehört es in der Bochumer Astrologie-Ausbildung auf die Literaturliste zum Thema „Familie im Horoskop“. Denn selbstverständlich sind die astrologischen Symbole bzw. ihre Deutung vom Zeitgeist und der jeweiligen Kultur geprägt. Das archetypische Bild der großen Mutter ist heute ein anderes als vor 500 oder 1000 oder 2500 Jahren.

Es ist gut und wichtig, diese Tatsache mitzudenken, vor allem, wenn Astrologie den Sinn und Zweck haben soll, Menschen auf ihrem Weg zur Selbstverwirklichung und zu größerer persönlicher Freiheit zu unterstützen.

[1] Hera säugt hier den kleinen Herakles, der allzu fest an ihrer Brust saugt und ihr wehtut. Sie stößt in zurück und aus der überschießenden Milch ihrer Brüste entsteh sogleich die Milchstraße. Diese Szene hat Peter Paul Rubens in Öl gemalt.

Bildquelle: Wikipedia.