Wie ein großer Fisch liegt Venedig in der Lagune Veneta am nördlichen Ende der Adria. Einer Legende zufolge wurde die Stadt am 25. März 421 gegründet, ein Widder also mit Fische-Mond! Doch auch ganz ohne Horoskop lässt sich leicht feststellen, dass Venedig die neptunischste aller Städte ist.
Wasser, wohin das Auge schaut und Kanäle anstelle von Straßen, kleine und große Boote anstelle von Autos und ein öffentlicher Nahverkehr, der die einzelnen Stadtteile und den Canale Grande mit Linienbooten befährt.
Kein Wunder, dass sich neptunische Menschen in dieser Stadt wohlfühlen, zumal „La Serenissima“ aufgrund ihrer ruhmreichen Geschichte und ihres Reichtums wie eine große Schatzkammer daherkommt.
Und neben all der prachtvollen Kunst in den Kirchen und Palästen ist da noch die 53. Biennale, eine Kunstschau, die vom 7. Juni bis zum 22. November unter dem Motto „Fare Mondi“ Sehenswertes aus allen möglichen Ländern präsentiert.
Der italienische Pavillon in den Giardini ist dieses Mal ein Museum für alle.
Insgesamt 90 KünstlerInnen aus 77 Ländern verteilen sich auf die klassischen Spielstätten Arsenale sowie Giardini und zahlreiche Galerien und Palazzi in der gesamten Stadt. Wer alles sehen möchte, sollte eine Woche Zeit mitbringen, die allgemein bekannten Highlights sind in zwei Tagen zu schaffen, Ausdauer und Lust auf Kunst vorausgesetzt.
Meine Auswahl ist natürlich rein subjektiv und beschränkt sich auf Arsenale und Giardini, es war halt eine typische Dritthaus-Kurzreise von zweieinhalb Tagen, nichts desto trotz bin ich randvoll mit Eindrücken nach Hause gefahren.
Fangen wir an mit Gonkar Gyatso, einem 1961 in Lhasa geborenen Künstler, der in Peking und London studierte. Von ihm sind zwei Werke zu sehen, die auf den ersten Blick traditionell-tibetische Bildmotive aufgreifen…
„The Shambala of the Modern Times“ (2008)
… sich aber bei genauer Betrachtung als bunte Puzzle mit kritischen Kommentaren zu einer globalisierten Welt lesen lassen.
Detailansicht von „Shambala of the Modern Times“
Gonkar Gyatso ist im Arsenale zu finden und wenige Meter neben seinem Gemälden ist eine überaus sinnliche Erfahrung von Farbe möglich.
Cildo Meireles Rauminstallation „Pling Pling“ ist in ihrer Schlichtheit und strengen Askese beeindruckend und wirkungsvoll.
Lohnenswert fanden wir außerdem die klaustrophobische Installation von Nathalie Djurberg, die mit dem silbernen Löwen ausgezeichnet wurde.
Zwischen lebensgroßen, pseudoexotischen Pflanzen aus Muranoglas laufen auf mehreren Leinwänden schäbige Claymation-Filme, das Ganze spielt sich im Dunkeln ab, im Souterrain sozusagen! Während im hellen und lichten Raum darüber der sehr überschätzte Wolfgang Tilmanns zu sehen ist.
Wolfgang Tilmanns auf der 53. Biennale
Auch der deutsche Pavillon mit einer Ikea-ähnlichen Küche ist langweilig. Die Arbeiten der russischen Künstler breit gefächert. Aber der spanische Pavillon ist ein echtes Highlight, und das schreibe ich jetzt nicht nur, weil uns dort zufällig Commissario Brunetti begegnete, in seiner Inkarnation als Joachim Krol. Selbstredend haben wir ihn in Ruhe die Kunst gucken lassen und nicht nach einem Autogramm gefragt.
Michel Barcoló im spanischen Pavillon
Was gäbe es sonst noch zu sagen: In allen Feuilletons wurde der dänische Pavillon mit dem toten, schwulen Kunstmäzen im Swimmingpool hochgelobt, naaaja.
Und die Pop-Art Cafeteria von Tobias Rehberger macht optisch viel her, ist aber zum Sitzen, Essen und Ausruhen zu voll und zu unruhig. Vorbeischauen aber sollte man in jedem Fall.
Tobias Rehbergers Cafeteria „Was du liebst, bringt dich auch zum Weinen.“
Alle Fotos © Monika Heer