Astro-Tipps für Reisende

Wer Planeten in den Zeichen Zwillinge und Schütze hat, geht gerne auf Reisen. Während die Zwillinge Kurzreisen lieben, treibt es die Schützen hinaus in die große weite Welt. Fernweh und Fernreisen gehören zum Lebenselixier des neunten Zeichens.

Reisen bildet! Das ist das Motto des Schützemenschen. Hermann Graf Keyserling behauptet in seinem berühmten „Reisetagebuch eines Philosophen“, dass der kürzeste Weg zum Selbst einmal um die ganze Welt führt. Er hatte Jupiter im ersten Haus.

In diesem Sinnen wünsche ich Ihnen gute Reise und viel Freude mit den Astro-Reisetipps.

Paris mon amour

Paris war zu den Zeiten der Belle Epoque das Zentrum der Moderne. Im Herzen dieser Stadt wurde mehr gedacht, gesprochen und geschrieben als irgendwo sonst auf der Welt. Das behauptet zumindest Jean Giradoux. Allgemein wird Paris als Waage-Stadt gesehen. Die Haute Couture wurde hier erfunden und Paris ist die Stadt der Liebe.

Der älteste Teil der Hauptstadt ist die Ile de la Cité. Seit dem 12. Jahrhundert ist die Insel mit der Kathedrale von Notre-Dame das Zentrum der Seine-Metropole, Vor dem Haupteingang ist im Pflaster der Point Zero eingelegt, Frankreichs Referenzpunkt für Entfernungsangaben.

Über die berühmte Brücke Pont Neuf ist die Ile de la Cité mit den anderen Stadtteilen verbunden.

Rive gauche, nämlich links der Seine, ist das traditionelle Gelehrten- und Bildungsviertel mit dem berühmtesten englischen Buchladen in Paris am Quai Viviani. Tout le monde traf sich damals hier oder am Montparnasse, James Joyce, Gertrude Stein, Ernest Hemingway, Pablo Picasso, Man Ray….

Zwischen dem Eiffelturm und der École Militaire erstreckt sich das Gelände des Champs de Mars, das Marsfeld, ehemals ein kriegerischer Ort, heute einer von zahlreichen schönen Plätzen der Stadt.

Institut für tibetisch-medizinische Astrologie

Das Institut für tibetisch-medizinische Astrologie – Men Tsee Khang – wurde 1961 im Exil der Tibeter in Dharamsala vom jetzigen vierzehnten Dalai Lama gegründet. Men Tsee Khang setzt sich zusammen aus Men (Medizin), Tsee (Astrologie) und Khang (Zuhause) und ist die Verbindung von Astrologie und Medizin unter einem Dach.

Die medizinische Astrologie, die dort praktiziert wird, geht zurück auf die Lehren Yuthok Yanthen Gompos, der im siebten Jahrhundert der Leibarzt des tibetischen Königs war. Wesentliche philosophische Grundlagen liefert das sogenannte Kalachakra, die tibetische Lehre vom Rad der Zeit.

Auf die großformatigen Horoskope des Men Tsee Khang muss man lange warten, sie werden ca. ein halbes Jahr nach der Bestellung geliefert. Die Berechnung erfolgt nach dem tibetischen Mondkalender. Die Deutung basiert auf ayurvedischen Lehren und dem fünf-Elemente-System. Man bekommt erstaunlich konkrete medizinische Prognosen für einzelne Lebensjahre.

Weitere Informationen über die Arbeit des Men Tsee Khang und die tibetische medizinische Astrologie entnehmen die geneigten LeserInnen bitte der hochoffiziellen Tibet-Seite.

Die Algarve

Die Algarve hat ihren Namen von den Mauren erhalten, sie nannten die südwestliche Küste der iberischen Halbinsel Al Gharb (der Westen).  Zwischen 711 und 1250 sorgten die Mauren für eine Blüte der Wissenschaften und Künste. Spuren sind noch heute zu finden, so etwa in Silves, das ehemals Hauptstadt des Königreichs Al Gharb war.

Heute lebt die Region vom Tourismus, weiße Sandstrände zwischen rötlichen Steilklippen aus Sandstein bieten dem sonnenhungrigen Urlauber nahezu in jeder Jahreszeit angenehme Temperaturen, der Fischfang ist als Einnahmequelle seit Jahrzehnten rückläufig. Doch Neptun ist trotzdem allgegenwärtig, in Form der zahlreichen Fischmotive auf Keramikprodukten, aber auch im Fadogesang und der „Saudade„, einer portugiesischen Spielart der Melancholie. Und nicht zuletzt ist der historisch begründete und landesweit verbreitete „Sebastianismo“ dem Weltschmerz des Fischezeichens sehr nahe.

Tarotgarten bei Pescia Florentina

Bei Pescia Fiorentina, nahe der Grenze zur Region Latium, kann man auf einem Hügel nördlich der Aureliastraße den „Giardino dei Tarocchi“ bewundern.

Es ist der Tarotgarten der Künstlerin Niki de Saint Phalle, deren große Nanas in zahlreichen Hauptstädten auf der ganzen Welt zu finden sind, u.a. in Paris vor dem Centre Pompidou.

Die zweiundzwanzig Tarotkarten der Großen Arkana sind in diesem Gartenpark als mächtige phantastische Skulpturen mit Symbolen, Spiegeln und farbiger Keramik zwischen jahrhundertealten Bäumen zu besichtigen.

Niki de Saint Phalle war Skorpionaszendent mit einer Skorpionsonne am Aszendenten. Die Skulptur, die der 13. Karte im Tarot, dem Tod, zugeordnet wird, hat ihr nach eigenem Bekunden am meisten Spaß bereitet.

Aby Warburg Sammlung im Hamburger Planetarium

Das Hamburger Planetarium ist seit 1930 in einem ehemaligen großen Wasserturm im Stadtteil Winterhude untergebracht. Hier war schon in den dreißiger Jahren die Sammlung zur Geschichte von Sternglaube und Sternkunde zu sehen, die der Kunsthistoriker Aby Warburg für sein Mnemosyne-Projekt zusammengetragen hatte.
Mnemosyne, die griechische Göttin der Erinnerung und Mutter der Musen, war Namensgeberin für diesen großen Bildatlas, in dem Warburg anhand von ikonografischen Reihen und sinnträchtigen Bildkonstellationen das Bildgedächtnis der europäischen Kultur rekonstruieren wollte.

Astronomische Uhr im Straßburger Münster

J.W. von Goethe lebte ab 1770 in Straßburg und geriet beim Anblick des Straßburger Münsters ins Schwärmen. Kein Wunder! Fast 250 Jahre war die Kathedrale mit ihrem Nordturm von 142 Metern das höchste Gebäude der Welt.

Die astronomische Uhr aus dem 16. Jahrhundert ist ein besonderes Highlight für Astrofreunde. Die Synthese von Kunst und Technik, so wie sie in der Renaissance gepflegt wurde, zeigt sich hier in ihrer ganzen Pracht. Im unteren Teil der Uhr zeigt ein ewiger Kalender den jeweiligen Tag an. Davor ist eine Himmelskugel zu sehen, links ein Kirchenkalender zur Berechnung der beweglichen Festtage, rechts außen sind Sonnen- und Mondgleichungen zu verfolgen.

Über dem ewigen Kalender erscheinen im Turnus die Gottheiten der sieben Wochentage auf ihrem Wagen. Im oberen Mittelteil ist ein kopernikanisches Planetarium zu sehen, darüber eine Kugel mit den Mondphasen.

Glastonbury

Glastonbury, ein kleines Städtchen im Süden Englands, gilt als britisches Woodstock. Doch nicht nur im Juni zum alljährlichen Open-Air Festival wird der Ort von Neo-Hippies, Druiden und New-Age Begeisterten heimgesucht. Denn Glastonbury, das ist die einst sagenumwobene Insel Avalon. Am Fuße des Hügels Tor sollen Eingeweihte den Eingang zum Feenreich Annwn finden. Einen Steinwurf weit entfernt liegt die Quelle Chalice Well. Einer Legende zufolge wurde hier im Jahre 63 n. Chr. der Gralskelch vergraben. In den Ruinen der alten Glastonbury Abbey ist die Grabstätte von König Artus und seiner Gemahlin Guinivere.

Wer den heiligen Gral sucht, wird ihn (wenn überhaupt) in Glastonbury finden. Die Steinkreise von Stonehenge und Avebury liegen auf dem Weg, wenn man von London aus auf den Spuren Merlins in den Südwesten Emglands reist.

New York City

Urlaub nach Südengland empfiehlt sich für Neptuntransite, New York City hingegen ist ein Reiseziel im Zeichen der Zwillingsenergie. Nicht umsonst nennt man die eigentliche Hauptstadt der USA „the City that never sleeps!“ Nirgendwo kann man so schnell durch verschiedene Welten eilen. Nur wenige hundert Meter läuft man, um von Soho über Little Italy nach Chinatown und zur Wall Street zu gelangen.

Für Kurzreisen empfiehlt sich ein straightes Sighseeing-Programm. Es gibt einfach viel zuviel zu sehen. So kann die Auswahl leicht zur Qual werden.

Unverzichtbar sind ein Ausflug nach Coney Islands, ein Spaziergang im Central Park und über die Brooklyn-Bridge, der Besuch des Metropolitan Museum und der Blick vom Empire State Building.

Mögen Sie wie seinerzeit Hermes mit Flügeln an den Füßen gesegnet sein, wenn Sie sich aufmachen, die Weltmetropole der Kommunikation erkunden!

Kathedrale von Chartres

Die Notre-Dame Kathedralen von Bayeux, Rouen, Amiens, Reims, Laon, Paris, Chartres und Evreux bilden, wie Louis Charpentier festgestellt hat, das Sternbild der Jungfrau auf Erden ab. Alle acht Kirchen sind Maria geweiht.
Alleine schon diese Tatsache ist bemerkenswert und lässt staunen, nahezu schwindlig machen jedoch die gigantischen Ausmaße der gotischen Kathedrale zu Chartres. Die beiden Türme des Westportals sind ungefähr 110 m hoch, das Kirchenschiff 130 m lang.
Die wunderschönen Glasfenster, wie etwa das Fenster der blauen Jungfrau oder das Tierkreiszeichenfenster und die hohen Spitzbögen im Inneren der Kathedrale lassen erahnen, wie sehr sich der kleine mittelalterliche Mensch mit dem großen Universum verbunden fühlte.

Athenebrunnen in Wien

Vor dem österreichischem Parlamentsgebäude wurde 1918 die Republik ausgerufen. Und hier an diesem historischen Ort findet sich eine der schönsten Ringplastiken, der prächige Pallas-Athene-Brunnen, der zwischen 1893 und 1902 erbaut wurde. Vier liegende Figuren stellen allegorisch die wichtigsten Flüsse der Monarchie dar. Darüber erheben sich die beiden Frauenfiguren für die gesetzgebende und die vollziehende Gewalt.

Und über allen thront hoch oben auf einer Säule die Göttin der Weisheit, Pallas Athene, mit ihrem goldenen Helm. Pallas Athene soll ja dem Haupt von Zeus entsprungen sein, sie ist also eine Göttin per Kopfgeburt.

Der Neptunbrunnen in Berlin

Am 1. November 1891 wird der Neptunbrunnen unter einer Konjunktion von Neptun und Pluto feierlich eingeweiht. Es ist ein Skorpion-Neumond und die Stadt Berlin macht dem damals noch jungem Kaiser Wilhelm II. mit diesem Brunnen ein Geschenk zum Amtsantritt.

Bis 1951 stand Neptun mit seinen Gefährtinnen vor dem Berliner Stadtschloss. 1969 wurde der Brunnen dann im Achsenschnitt von Fernsehturm und Rotem Rathaus neu aufgestellt.

Schöpfer des Bauwerks war der Berliner Bildhauer Reinhold Begas. Die Ähnlichkeiten zum Brunnen der Pallas-Athene in Wien sind unübersehbar, auch hier werden vier Flüsse in allegorischer Form als Nymphen dargestellt. In ihrer Mitte thront Neptun-Poseidon mit seinem Dreizack auf einer Muschel, die von vier Tritonen getragen wird.
Fische- und Skorpion-Geborene dürften sich an diesem Ort besonders wohlfühlen.

Würzburger Residenz

Liebhaber des Barock können in Würzburg Station machen – und das prächtige Schloss des Fürstbischofs von Schönborn besuchen. Der Architekt der Residenz war Balthasar Neumann, der auch die Kapelle in Vierzehnheiligen baute. Das Treppenhaus mit seinen wunderbaren und atemberaubenden Deckenfresken ist weltberühmt.

Der Venezianer Giovanni Battista Tiepolo malte hier von 1750 bis 1753 die damals bekannten vier Erdteile und schmückte sie mit Gestalten und Göttern aus der griechisch-römischen Mythologie. Apollon zieht mit seinem Sonnenwagen am Himmel entlang, Venus, Amor, Bacchus, Ceres und Fortuna, Saturn, Merkur und Zeus, alle sind sie hier versammelt.

Kathedralen der Industriekultur

Die Geschichte des Ruhrgebiets ist auch eine Geschichte der Industrialisierung und ihrer zerstörerischen Folgen. Noch vor einem halben Jahrhundert boomten Kohle und Stahl. Das deutsche Wirtschaftswunder wurde zwischen Ruhr und Emscher erarbeitet. Mit dem Zechensterben in den sechziger Jahren begann der Niedergang. Heute werden im Ruhrgebiet exemplarisch postindustrielle Perspektiven entwickelt.

Ehemalige Hochöfen, Zechen, Kokereien und Gasometer verwandeln sich in Gründer- oder Sportzentren, Museen und Theater, umgeben von Stadtteilparks, die über ein Fahrradwegenetz miteinander verbunden sind.

Vorzeigeprojekt der Region ist die Essener Zeche Zollverein, die als Weltkulturerbe der Unesco imKulturhauptstadtjahr einen zentralen Ankerpunkt bildet. Mehrere Museen sind auf dem Gelände angesiedelt.

Weitere Industriedenkmäler wie die Bochumer Jahrhunderthalle, der Gasometer in Oberhausen oder das ehemalige Hüttenwerk im Landschaftspark Duisburg-Nord sind Schauplätze für hochkarätige Kulturveranstaltungen.

Neptunwelten berichtet regelmäßig über Ereignisse in der Region und hat dazu eine eigene Rubrik geschaffen: Tief im Westen.

Zodiak Restaurant in Essen

Weltenreisende, die im Kulturhauptstadtjahr den Weg nach Essen finden, können in der Witteringstraße 41 im ältesten vegetarischen Restaurant des Ruhrgebiets ihre Pizza nach den zwölf Tierkreiszeichen auswählen.

Die Astrotipps für Reisende sind seit dem 3. Dezember 2003 online, werden unregelmäßig ergänzt und sind exklusiv nur auf Astrologos zu lesen.

Das MC im Horoskop

Das zehnte Haus beginnt mit dem Medium Coeli, der Himmelsmitte. Diese Mitte des Himmels entspricht astronomisch dem höchsten Stand der Sonne im Verlauf eines Tages. High Noon im Horoskop.

In der astrologischen Deutung beschreibt das Medium Coeli, abgekürzt MC, Lebensziel und Schicksal eines Menschen. Das konfrontiert uns mit einer schwer verständlichen Tatsache, denn die letztendliche Bestimmung unseres Daseins ist im Horoskop von Beginn an festgelegt.

Wo aber bleibt die Freiheit, wenn das Lebensziel von Beginn an feststeht? In den Seminaren der Astrologie-Ausbildung tauchen solche Fragen immer wieder auf, wenn es darum geht, das MC als Schicksalsweg zu begreifen und dabei menschliche Willensfreiheit und Gestaltungspotentiale mitzudenken.

Deshalb habe ich einen roten Faden zur Deutung des MC entwickelt und möchte hier einige philosophische Gedanken und Hintergrund-Informationen liefern. In der Hoffnung, dass die Deutung des zehnten Hauses durch ein tieferes Verständnis der Schlüsselbegriffe für die Astrologie-Lernenden leichter wird.

 

Das MC als Schicksal

Einen möglichen Zugang zum MC liefert Wolfgang Döbereiner im zehnten Band seiner Flumserberger Seminare. Der Meister erklärt hier in gewohnter Manier [1] den Weg der Aphrodite, mit dem sich die Entstehung von Schicksal als Weg vom 12. über das 11. Haus ins 10. Haus nachvollziehen lässt. Wer den Weg der Aphrodite gehen möchte, stellt sich die Frage, welche unbewussten Themen (12. Haus) im Lauf des Lebens ins Bewusstsein (11. Haus) gehoben werden und darüber stofflich gewordene Realität erzeugen (10. Haus). Die Entstehung von Schicksal lässt sich über diesen Weg enträtseln.

Im realen Leben ist die Abkürzung von 12 nach 10 nicht möglich. Der Mensch bewegt sich vom AC, dem Anfang aller Dinge, durch neun Häuser zum MC und folgt dabei dem Fluss des Lebens. Und ob ich es will oder nicht, das Leben und mein eigenes inneres Gesetz zwingen mich, dieses Ziel zu erreichen.

Um meine Bestimmung zu verstehen, muss ich mich allen Widrigkeiten des Lebens (mit allen Möglichkeiten und Lernschritten) in den neun vorangegangenen Häusern stellen.

 

Das MC als Berufung

Der zweite Schlüsselbegriff zum zehnten Haus ist für Astrologie-SchülerInnen leichter zu fassen. Es ist der Beruf im Sinne einer Berufung, also jede Form von „Arbeit“, die nicht nur zum Zweck des Geldverdienens geleistet wird.

Es ist ein „Job“, den der Mensch machen möchte, weil ein Ruf gehört wird, weil sich jemand aufgerufen und damit berufen fühlt.

Im besten Falle ist es ein Beruf, eine Arbeit, ein Job, mit der wir unseren Lebensunterhalt bestreiten; häufiger jedoch ist eine Hauptmotivation für Arbeit die Sicherung der eigenen Existenz. Und diese Form von Arbeit ist im zweiten Haus zu finden.

Der enge Zusammenhang von Beruf, Berufung und Selbstverwirklichung erschließt sich noch deutlicher, wenn die psychologische Dimension des zehnten Hauses beleuchtet wird.

In der klassischen Astrologie entspricht das zehnte Haus dem Vater. während das vierte Haus der Mutter zugeordnet wird. Die psychologische Astrologie, allen voran Liz Greene und ihre Londoner Astrologie-Schule, behauptet aber gelegentlich das Gegenteil. „Doch aus subtileren Gründen neige ich dazu, das zehnte Haus in Verbindung mit der Mutter zu sehen.“ [2]

 

Die Eltern im Horoskop

Dieser Widerspruch lässt sich erklären, wenn wir zugrunde legen, dass astrologische Deutung immer im Kontext gesellschaftlicher Verhältnisse geschieht – und nicht etwa im luftleeren Raum.

Noch vor hundert Jahren waren die Geschlechterrollen in der bürgerlichen Kleinfamilie klar definiert. Mütter waren zuständig für Heim und Herd, ihr Reich war das Zuhause und Private. Väter gingen arbeiten, waren tagsüber außer Haus und verkörperten die Rolle der handlungsweisenden Autorität, Väter waren Vorbilder für gesellschaftliches Agieren im öffentlichen Raum.

In den letzten drei Jahrzehnten sind diese Rollenzuschreibungen aufgebrochen. Frauen sind berufstätig und machen (auch) Karriere. Der moderne Mann repariert nicht nur Auto oder Fahrrad, sondern wechselt die Baby-Windel oder backt einen Geburtstagkuchen. Und unter dem Schlagwort „Work-Life Balance“ testen Unternehmen Teilzeitarbeitsmodelle für Familienväter und -mütter.

Sinnigerweise ändern sich aber nicht nur die Verhältnisse. Auch die Zuschreibungen von Elternrollen im vierten und im zehnten Haus verändern sich. Der Abschied von überlieferten und festschreibenden Definitionen des 10. Hauses erscheint auf diesem Hintergrund logisch und schlüssig.

Wie kann ein neuer und zeitgemäßer Deutungsansatz aussehen? Die im Tierkreis und im Häuserkreis angelegten Polaritäten bieten hier einige Anregungen für eine Neufassung des Elternthemas im zehnten Haus. „Mit der Achse 4/10, der Verbindung zwischen IC und MC, ergeben sich die Spannungen aus dem Gegensatz Kollektiv (4. Haus) und Individuum (10. Haus). Der Mensch, in ein Kollektiv hineingeboren, ist sehr früh bemüht, sich als Individualität von der Masse ab-, sich aus ihr herauszuheben.“ [3]

 

Das MC und die Individuation

Die Achse 4/10 wird in der Astrologie-Schule von Bruno und Louise Huber als Individualachse gekennzeichnet. Ihre Bedeutung entspricht ziemlich exakt dem Begriff der Individuation, wie ihn C.G. Jung beschrieben hat: „Individuation ist die Selbstwerdung eines Menschen zu einem ganzen, unteilbaren und von anderen Menschen und der Kollektivpsychologie unterschiedenen (wiewohl in Beziehung zu diesen stehenden) Individuum.“ [4]

Niemand ist eine Insel, jeder Mensch braucht das Gefühl, eine Familie zu haben, einen Verbund, der Zugehörigkeiten möglich macht, der Nestwärme und Geborgenheit bietet. Es ist dieses gefühlte „Wir sitzen alle im selben Boot“; ein Gefühl, das eindeutig ins vierte Haus gehört. Doch niemand kann ein Leben lang (nur) Kind bleiben. Versucht man es trotzdem, besteht die Gefahr, immer wieder eine Symbiose mit Partnern zu suchen und sich in Abhängigkeitsmustern zu verstricken.

Jeder Schritt ins Erwachsenen-Dasein, zur selbstbestimmten Lebensform, zur Autonomie, egal ob wirtschaftlicher oder emotionaler Natur, ist ein Schritt auf dem Weg zur Individuation. Jeder dieser Schritte führt uns direkt ins zehnte Haus. Die Rückbindung an das vierte Haus im Sinne der Herkunft und der emotionalen Wurzeln gehört jedoch dazu. Man kann sagen, dass es nicht hilfreich ist, einseitig von den Tiefen des IC hinauf in die höheren Gefilde des MC zu steigen. Wer den Kontakt zu den Wurzeln kappt und keine Kraft aus der privaten Sphäre ziehen kann, der läuft Gefahr, im öffentlichen Raum zu straucheln oder einsam und allein im kalten Gegenwind zu stehen.

Fassen wir das bisher Gesagte zusammen, so ergeben sich folgende Definitionen für MC und zehntes Haus.

Münchner Rhythmenlehre
Finalität, Ergebnis, überindividuelles Gesetz

Klassische Astrologie
Bestimmung, Berufung und Beruf, Lebensziel

Psychologische Astrologie
Auftrag der Eltern, Autorität und Vorbildfunktion des Vaters oder der Mutter

 

Die Deutung des MC im Horoskop

1. Das Tierkreiszeichen am MC beschreibt also, auf welche Art und Weise ich meine Bestimmung erreiche und was das letztendliche Ziel meines Lebens darstellt. In der psychologischen Astrologie entspricht das MC einem Auftrag, dem ich mich möglicherweise zunächst entziehen möchte. Häufig ist hier eine Autoritätsproblematik angezeigt, die mit dem Erwachsenwerden gelöst und transformiert werden will. Das Ja zum MC entspricht dem, was die alten Lateiner Amor Fati (liebe dein Schicksal) nannten.

2. Der Herrscher des MC spielt vor allem in der klassischen Astrologie eine wichtige Rolle, die Stellung des MC-Herrschers kann zeigen, wo (Haus) und wie (Zeichen) die Suche nach der eigenen Bestimmung konkretisiert wird und in welchem Lebensbereich der Mensch sein Lebensziel erreichen möchte.

3. Planeten, die im zehnten Haus stehen werden auch Dominanzen genannt. Hierbei wird unterschieden zwischen Planeten, die im selben Zeichen wie die Himmelsmitte MC) stehen und jenen Planeten, die schon in einem nächsten Zeichen stehen können. Planeten im zehnten Haus geben dem MC-Zeichen eine ganz bestimmte Färbung und Betonung und können das Thema, das mit dem MC angezeigt ist, verstärken oder ihm auch widersprechen.

4. Aspekte zum MC liefern weitere wichtige Informationen zum Thema der Berufung. Üblicherweise wird hier mit einem kleinen Orbis (ein bis maximal zwei Grad) gearbeitet, da die Häuserspitzen zeitsensitive Punkte sind. Im Durchschnitt wandern AC und MC alle vier Minuten ein Grad weiter. Einige moderne Schulen verzichten gänzlich auf Aspekte zum MC oder zu anderen Häuserspitzen. Am besten forschen Sie selbst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Aspekte wertvolle Informationen liefern können, um die oben beschriebenen Deutungsschritte zu verfeinern.

Am Beispiel zweier Horoskope mit einer Sonne im zehnten Haus soll die Deutung des MC kurz, prägnant und exemplarisch vorgeführt werden.

 

Thomas Mann veröffentlichte 1901 seinen berühmten Roman „Die Buddenbrooks“, in dem er die Geschichte einer Lübecker Kaufmannsfamilie über vier Generationen erzählt. Thomas Mann, der selbst aus einer wohlhabenden und alteingesessenen Kaufmannsfamilie stammte, skizziert hier den Niedergang der fiktiven Familie Buddenbrook vor dem Hintergrund seiner Geburtsstadt Lübeck.

Mitglieder der Familie Mann lassen sich in diesem Roman an ihren persönlichen Eigenschaften oder prinzipiellen Statuskonflikten erkennen, ebenso wie einzelne Bürger der Stadt Lübeck.

Ein unbequemes Buch, in dem sich der Autor schreibend mit seiner Familiengeschichte auseinandersetzt. Welch passendes Bild für einen Merkur im Krebs, der übrigens in der Progression rückläufig über den Krebsmond wanderte, als Thomas Mann 1896 die ersten Zeilen schrieb.

Doch „Die Buddenbrooks“ sind weitaus mehr als nur ein autobiografisch gefärbter Roman. Thomas Mann hat die Familiensaga gleichzeitig als Symbol der Krise des gehobenen Bürgertums im 19. Jahrhundert angelegt. Individuell erlebte Geschichte wird hier nicht nur öffentlich, sondern geradezu exemplarisch und repräsentativ.

Thomas Mann, 6. Juni 1875, 10.15 Uhr (LMT), Lübeck, D
Datenquelle: Datenbank des Deutschen Astrologenverbandes (DAV) [5]

Merkur als Planet des gesprochenen und geschriebenen Wortes steht im 11. Haus, also im oberen Raum des Horoskops. Bemerkenswert, dass Merkur keine Aspekte hat, aber den Jungfrau-AC regiert und Mitregent des zehnten Hauses ist. Denn die Zwillinge sind in diesem Horoskop im zehnten Haus eingeschlossen. Man kann vermuten, dass für Thomas Mann das Schreiben im Zentrum seines Lebens stand und sowohl ein Weg der Selbsterkenntnis war als auch der Versuch, mit seinem Schicksal fertig zu werden. Mit seinen Romanen begibt sich der Autor auf die Suche nach der Herkunft und versucht gleichzeitig, sein psychisches Erbe mit allen Verdrängungen und Verstrickungen zu erlösen.

Bekanntlich hat Thomas Mann äußerst diszipliniert geschrieben, der Tagesablauf war rigide und minutiös durchgeplant. Mit seinem Jungfrau-Aszendent war Mann ein fleißiger Autor, wenn man so will ein Schreib-Arbeiter. Selbst in den Exil-Jahren war das Verfassen von Briefen, Artikel und Büchern ein Daseins-Mittelpunkt. Die  Sonne in Zwillinge in der Mitte des zehnten Hauses verwirklicht sich über das geschriebene Wort. Da die Zwillinge lernen sollen, ihre eigene Bedeutungslosigkeit zu akzeptieren [6] , war es möglicherweise das Schicksal von Thomas Mann, diese  Bedeutungslosigkeit zu überwinden, gegen sie anzuschreiben und mit seiner Sonne in Haus 10 ein bedeutendsamer Schriftsteller zu werden. Was ihm ja auch gelungen ist!

Es gäbe noch eine Reihe weiterer Fragen zum zehnten Haus in diesem Horoskop, beispielsweise die Frage nach der väterlichen Autorität, mit der sein ältester Sohn Klaus ein Leben lang gerungen hat? Pluto, direkt am MC, mag hier (auch) für die Macht der lebenslang verdrängten Homosexualität Thomas Manns stehen. Bekanntlich wurde er von seinen Kindern der Zauberer genannt.

Und die Beziehung zur Ehefrau Katja Pringsheim? War sie seine Projektionsfläche für den Krebsmond in Haus 11. Mit ihrer Herkunft – der Vater war Universitätsprofessor – hatte sie Thomas Mann seinerzeit nach der Hochzeit 1905 den Weg in die Münchner High Society geebnet. Und damit ihren Teil dazu beigetragen, dass Thomas Mann seine herausragende Stellung als Schriftsteller festigen konnte.

 

Das Horoskop der Maus

Doch wenden wir uns nun einem zweiten Horoskopbeispiel zu. Wieder handelt es sich um das Horoskop einer „berühmten Persönlichkeit“. Es ist die Maus aus der „Sendung mit der Maus“. Auch wenn die Maus und ihre Freunde Elefant und Ente nicht sprechen, erzählen sie jeden Sonntag ihre Geschichten.

Die Maus erblickte das Licht der Öffentlichkeit in einem ersten Spot in den „Sach- und Lachgeschichten“ am 7. März 1971 um 11.30 in Köln.

Maus, 7. März 1971, 11.30 Uhr (MEZ), Köln, D
Datenquelle: Wikipedia

Sie ist also astrologisch ein Fisch bzw. wenn wir es genau nehmen – und das tun wir ja – (zwei) Fische. Die Maus hat eine Sonne-Merkur Konjunktion im zehnten Haus und genau wie bei Thomas Mann wird diese Sonne in 10 von der Öffentlichkeit wahrgenommen, wobei eine Fische-Sonne natürlich anders daherkommt als eine, die in Zwillinge steht.

So schreibt die Maus selbst keine Bücher, sie ist sogar stumm wie ein Fisch im Wasser, trotzdem teilt sie sich ohne Worte mit, sie spricht durch sich selbst und ihre ganz eigene Identität.

Als Fische-Geborene ist sie natürlich ein Sympathieträger, denn kaum ein Zeichen ist so altruistisch und am Gemeinwohl ausgerichtet wie dieses letzte Zeichen im Tierkreis. Ihr Job, den sie in der Kindersendung ausübt, können wir der Sonne-Merkur Konjunktion entnehmen. Maus und Co. funktionieren nämlich als Bindeglied zwischen einzelnen gleichbleibenden Elementen, das ist Merkurfunktion pur!

Poster mit Maus, Elefant und Ente im KinderzimmerMaus mit Elefant und Ente im Kinderzimmer – Foto Monika Heer

Die Spitze des 10. Hauses fällt im Maus-Horoskop ins Zeichen Wassermann. Uranus als Herrscher des Wassermann steht im fünften Haus im Zeichen Waage. Haus 5 sind die Kinder zugeordnet und Uranus zeigt, dass die Maus als Konzept im Kindchen-Schema hervorragend funktioniert. Ihre Identität ist mit wenigen Strichen genial charakterisiert.

Sie wird aber auch durch Waage-Eigenschaften bestimmt. Denn seit 1975 tritt die Maus fast immer mit Partner auf. Das ist der Elefant und wiederum zwölf Jahre später wurde aus der Zweierbeziehung von Maus und Elefant ein „Dreier“. Am 2. Januar 1987 um 11.30 hatte die Ente ihren ersten öffentlichen Auftritt.

Die Maus ist und bleibt jedoch der Chef, so wie es sich für eine anständige Sonne in 10 gehört.

Dieser Artikel erschien im Frühjahr 2005 in der 23. Ausgabe der Astrologiezeitschrift „Astroforum Sternzeit“.

 

Anmerkungen

[1]

Wenn ich von gewohnter Manier spreche, beziehe ich mich auf Döbereines Vortragstil, der – mit Verlaub gesagt – ohne jegliche Gliederung und Struktur rein assoziativ Gedankengänge aneinanderreiht, die wiederum als abgetippte Skripte in Buchform veröffentlicht werden und im Eigenverlag erscheinen. In diesem Falle laute der entsprechende Titel: Wolfgang Döbereiner Flumserberger Seminare, Weg der Aphrodite, Bd. 10, München 1990

[2]

Liz Greene Saturn, München 1981, S. 63

[3]

Bruno und Louise Huber Der Mensch und seine Welt, Adliswil 1975, S. 101

[4]

Andrew Samuels-Bami Shorter-Fred Plaut Wörterbuch Jungscher Psychologie, München 1989, S. 10

[5]

In zahlreichen Datenbanken wird die Geburtszeit von Thomas Mann mit 12.15 angegeben. Offensichtlich hat Mann selbst diese Zeit einer interessierten Öffentlichkeit mitgeteilt, vermutlich auf Grund seiner Goetheverehrung!? Beatrix Braukmüller habe ich diese „richtige“ Geburtszeit zu verdanken, die Zeitangabe ist vom Thomas-Mann-Haus in Lübeck bestätigt worden.

[6]

Ich beziehe mich hier auf die Deutung der Schattenseite der Zwillinge, so wie sie Peter Orban in seinen Büchern „Tanz der Schatten“ oder „Astrologie als Therapie“ dargestellt hat.

 

 

Johnny Cash – Stärke, die aus der Schwäche kommt

„Es gibt eine Stärke in meinen neuen Songs, die aus der Schwäche kommt.“ Das war Johnny Cashs Kommentar zu seinem hochgelobten vierten American Recordings-Album „The Man Comes Around“, das 2002 pünktlich zum 70. Geburtstag erschien.

Das geschulte Astrologenauge erkennt hier unschwer die Altersweisheit eines Fischegeborenen, der um all die Höhen und Tiefen des Lebens weiß. Im IHL [1] sind zwei verschiedene Geburtszeiten angegeben, die Uhrzeit von 7:30 ist offenbar eine Angabe der Mutter von Johnny Cash. Alternativ ist eine Zeit von 8.09 Uhr aus unbekannten Quellen aufgeführt.

Das Geburtsdatum von Johnny Cash ist der 26. Februar 1932, er wurde in Kingsland im US-Staat Arkansas geboren.

Da eine ganze Reihe von Ereignissen aus dem Leben von Johnny Cash offiziell bekannt sind, bietet sich der Versuch einer Geburtszeitkorrektur an. Darauf verzichte ich und arbeite mit der Zeitangabe von Cashs Mutter.

 

Geballte Fische-Power

Im vorliegenden Horoskop sehen wir die Sonne im Zeichen Fische in enger Konjunktion zum Merkur, nur 16 Bogenminuten sind sie voneinander entfernt und bilden gemeinsam eine weite Konjunktion mit Mars bei einem Orbis von etwas mehr als fünf Grad. Alle Planeten befinden sich im 12. Haus, dazu der rückläufige Neptun genau gegenüber der Sonne. Geballte Fischepower also! Auch bei einem möglichen und denkbaren Widder-Aszendenten, der bei einer Zeit von 8.09 Uhr gegeben wäre.

Merkur gilt nach den Regeln der klassischen Astrologie als verbrannt, bis auf eine Bogenminute ist er sogar Merkur Kazimi, wie ihn die Araber nannten. Diese Stellung wird für gewöhnlich als Schwäche in allen merkurischen Lebenslagen gedeutet. Andererseits bringt die extreme Nähe des kleinen Planeten Merkur zur großen Sonne immer eine starke persönliche Identifikation mit allem, was jemand sagt – oder in diesem Falle singt. Johnny Cash besaß zudem die außergewöhnliche Begabung, sich sogar die Songs und Worte anderer Künstler so anzueignen, dass sie unmittelbarer Ausdruck seiner Persönlichkeit wurden. Frappierend deutlich zu beobachten in seinen letzten Lebensjahren, man denke nur an die Coverversion von Depeche Mode`s „Personal Jesus“. Zudem war er einer, der oft genug kein Blatt vor dem Mund nahm, sagte, was er denkt und fühlt, ungeachtet aller Schwierigkeiten. Und die hatte ein Johnny Cash reichlich in seinem wechselvollen Leben.

Fast erscheint er als lebendig gewordener Archetypus des Fische-Zeichens, das für gewöhnlich mit den Schlagworten „gläubig, mystisch, suchtgefährdet, sensibel und phantasievoll, unvernünftig und wirklichkeitsfremd“ charakterisiert wird.

 

Country, Drugs and Rock`n Roll

Seine Drogen-Abstürze sind hinlänglich bekannt. Um 1959 datieren Biografen erste Erfahrungen mit Speed, genau genommen mit Amphetaminen. Nicht verwunderlich bei einem Arbeitspensum von ca. 300 Auftritten im Jahr. Zu diesem Zeitpunkt ist Johnny Cash bereits ein All American Star, hatte seinen ersten Auftritt im Mekka der amerikanischen Country-Music, in der Grand Ole Opry, längst absolviert. Übrigens ganz in schwarz gekleidet, entgegen jeglicher Konvention im sonst durchaus farbenfrohen, folkloristischen Nashville der fünfziger Jahre.

Mehrere Top 20 Hits hatte er seit 1955 und seiner ersten Single beim legendären Sun Records Label in den Country Charts gelandet und schon einige Male den Crossover in die Pop Charts geschafft. Einer also, der sich zwischen den verschiedenen Genres und Welten bewegt. Eindeutigkeiten verweigert, schwer zu fassen ist mit den hinlänglich bekannten Kategorien, nicht nur musikalisch, sondern in seinem gesamten Sein. Kris Kristofferson, ein Seelenverwandter, hat ihn einmal einen wandelnden Widerspruch genannt und andere „a natural outlaw“.

Sein Drogenkonsum jedenfalls steigerte sich zu Beginn der sechziger Jahre beträchtlich. Er legte im Rausch ein Feuer und entzündete damit einen stattlichen Waldbrand. 1965 wurde er im Oktober in El Paso verhaftet, mit einem Gitarrenkoffer voller Pillen. Im selben Jahr profilierte er sich als Urvater des Punk, indem er bei einem weiteren Konzert in der Grand Ole Opry die komplette Bodenbeleuchtung mit einem Mikroständer zertrümmerte. Fast schien seine Karriere sich einem vorschnellen Ende zuzuneigen, doch wie durch ein Wunder wurde Johnny Cash gerettet. Oder rettete er sich selbst? Wer kann das bei einem Fischegeborenen schon immer so genau sagen?

 

Ein Traum wird wahr

Spätestens Anfang 1968, als Johnny Cash während eines Konzertes auf der Bühne June Carter einen Heiratsantrag machte, zeichnete sich der Ausweg aus dem Drogensumpf ab und ein neuer Lebensabschnitt begann. Die zwei Liebenden kannten sich jedoch schon sehr viel länger, hatten 1963 mit Merle Kilgore gemeinsam einen der großen Cash-Hits geschrieben „A Ring of Fire“. June Carter war einige Jahre mit Carl Smith verheiratet, einem „drinking buddie“ von Mister Cash.

1961 hatte sie mit ihrer Band, den legendären Carter Sisters, die Johnny Cash Road Show auf Tour begleitet. Und sie war eine der Töchter von Mother Maybelle Carter, einer Ikone und Institution der amerikanischen Countrymusik in den dreißiger Jahren. Schon 1937 hatte June im zarten Alter von acht Jahren mit ihren Schwestern Helen und Anita erstmals auf der Bühne gestanden. Es ist überliefert, dass Johnny Cash noch vor der ersten Ehe und bevor er berühmt wurde, fest davon überzeugt war, dass er June Carter eines Tages heiraten werde. 1967 wurde aus der jahrelangen Freundschaft die ganz große Liebe.

Man muss nun wahrlich kein Romantiker sein, um zu begreifen, dass sich hier offensichtlich Zwei gesucht und endlich zueinander gefunden hatten. 35 Jahre waren sie verheiratet und sind 2003 im zeitlichen Abstand von nur vier Monaten gestorben.

Auch wenn von June Carter (* 23.06.1929 in Maces Springs. VA) keine Geburtszeit bekannt ist, sprechen die synastrischen Aspekte für sich. Mit ihrer Sonne-Saturn Opposition wurde June zum stabilisierenden Faktor und ruhenden Pol im Leben des zu diesem Zeitpunkt haltlosen Cash. In der Synastrie finden wir Saturn direkt auf dem MC von Johnny Cash, ihre Krebs-Sonne fällt in sein viertes Haus, eine Art Homeground entstand mit dieser Ehe. Und dieser Homeground war nicht nur geprägt von June Carter als einer fürsorglichen und mütterlichen Krebs-Ehefrau, sondern auch von der Mutter Junes, die auf Plattencovern mit dem Ehrentitel Mother – vor ihrem eigentlichen Namen – gewürdigt wurde.

Dass Johnny Cash eine selbstbewusste und durchaus unkonventionelle Ehefrau suchte, die gleichzeitig jedoch bindungswillig war, kann man seiner Venus-Urans-Konjunktion im Widder im Quadrat zu Pluto entnehmen. Die Eheschließung mit June Carter Cash läutete einen neuen Lebensabschnitt ein, beide brachten Kinder aus ihren früheren Ehen mit. Rosanne Cash und Carlene Carter sind mittlerweile als Musikerinnen mit eigenständigen Karrieren, trotz der berühmten Eltern, bekannt.

 

Rebell und sozialer Aktivist

Schon Mitte der fünfziger nahm Johnny Cash eine Reihe von Anläufen, um traditionelle amerikanische Gospelsongs auf Vinyl zu veröffentlichen. Doch tief religiös und gläubig wurde er erst im Zusammenleben mit June Carter Cash. Es wäre gemein, hier von einem verstrahlten amerikanischen Urchristentum zu sprechen, was manche Kritiker tun. Tatsache aber ist, dass die Cashs mit dem amerikanischen Prediger Billy Graham eng befreundet waren, jemandem also, der bekannt ist für seine fundamentalistisch-christlichen Ansichten und sich selbst als „das Maschinengewehr Gottes“ bezeichnete.

Möglicherweise ist es genau diese Mischung aus fischiger Religiösität im Sinne von Ahnung eines größeren Ganzen und dem widdrigen ungebremsten Zorn eines Mars, die im Leben des Johnny Cash so wirksam wurde. Denn Mars ist ja Mitherrscher des Aszendenten, durch den eingeschlossenen Widder im ersten Haus, und steht in Konjunktion mit der Fische-Sonne.

Eine Sonne-Mars Konjunktion, allerdings im ersten Haus und im Zeichen Steinbock, finden wir bei einem weiteren Star der amerikanischen Musikszene, nämlich bei Patti Smith, die als grauhaarige alte Dame des Punk und Wave noch heute bei ihren Konzerten die ewig-jugendliche Rebellin gibt, mal gegen die Besetzung Tibets durch die Chinesen protestiert oder bei ihrer Deutschlandtournee im Sommer 2002 gegen die konservative Politik von CDU/CSU.

Patti Smith, 30. Dezember 1946, 6.01 Uhr (CST); Chicago, IL, USA
Datenquelle: Lois Roddens Astrodatabank mit einem A-Rating

Doch zurück zu Johnny Cash und seinem Horoskop, das auch auf den zweiten Blick mit seiner offensichtlichen Widersprüchlichkeit zu faszinieren vermag. Es ist diese ganz spezielle Mischung aus den Eigenschaften des letzten und des ersten Zeichens im Zodiak, die den schon fast verloren Geglaubten nach seiner „Erlösung“ zum sozialen Aktivisten eigener Couleur werden ließ.

Im Januar 1968 und Februar 1969 fanden die berühmten Gefängnis-Konzerte statt. „Live at Folsom Prison“ und „Live at San Quentin“, mit denen seine Karriere erneut steil bergauf ging. Gleichzeitig engagierte er sich mit seiner Frau ab Anfang der siebziger Jahre verstärkt für die Bürgerrechte der Indianer. Und 1971 war er der namhafteste Sänger der gesamten Country-Szene, der offen gegen den Krieg der USA in Vietnam Stellung bezog. Und tatsächlich etwas zu verlieren hatte! In seinem legendär gewordenen Song vom „Man in Black“ gab er 1971 das Versprechen, solange schwarz zu tragen, bis sich die Verhältnisse ändern: „`Til things are brighter, I`m the man in black“.

Sein Mitgefühl für die sozial Schwachen, Ausgestoßenen und Unterdrückten hinderte ihn jedoch nicht daran, sowohl mit Richard Nixon als auch mit Ronald Reagan befreundet zu sein und deren Einladungen ins Weiße Haus zu folgen. Möglicherweise macht sich hier ein Saturn im Wassermann als konservative Schattenseite bemerkbar. Als alter Herrscher dieses Zeichens steht Saturn hier im Domizil, also durchaus ein stark gestellter Saturn. Gleichzeitig erscheint er vom Aspektbild als „losgelöster“ innerer Persönlichkeitsanteil, bis auf ein Sextil zum Mondknoten finden sich keine Aspekte. So können wir vermuten, dass es gerade Saturn war, der im Leben von Johnny Cash lange unbewusst blieb, vielleicht sogar in der Projektion gelebt wurde und dass es dem Musiker aus dem Reich Neptuns erst in der zweiten Lebenshälfte gelang, alle Qualitäten Saturns in seine Persönlichkeitsstruktur zu integrieren und damit eine Stabilität sowie die Akzeptanz von Regeln und Strukturen zu erreichen.

 

Spätes Comeback

In den achtziger Jahre erlebte Cashs Karriere einen erneuten Einbruch. Trotzdem gab er weiterhin zahlreiche Konzerte. 1986, zu einem Zeitpunkt als der laufende Saturn zum zweiten Mal dem MC näherrückte, trennte sich Cash nach 28 Jahren von seiner Plattenfirma Columbia, nicht ohne vorher den Bossen von CBS mit seinem Abschiedsalbum „Chicken in Black“ symbolisch den ausgestreckten Mittelfinger zu zeigen. Eine Pose, die der zornige alte Mann wenige Jahre später auch realiter einnehmen sollte. In einer ganzseitigen Anzeige, als er sich gemeinsam mit seinem neuen Partner beim „Nashville-Country-Establishment und den Country Radios“ bedankte, für die Wahl von „Unchained“ zur Country Platte des Jahres. Doch der Reihe nach.

Denn seine Karriere schien Ende der Achtziger zunächst am Ende. Unmittelbar in der Nähe des MC in Cashs Horoskop sehen wir 1988 in den Ephemeriden die mehrfache Konjunktion von Saturn und Uranus. Restriktionen werden nun nicht mehr länger toleriert, Einschränkungen müssen abrupt ein Ende finden. Da werden alte Verbindlichkeiten über Bord geworfen, ohne Rücksicht auf Verluste, zumal gleichzeitig Pluto über Cashs Skorpionmond läuft. Mit der dritten Mondknotenwiederkehr und dem sich anbahnenden zweiten Saturn-Return hätte nun auch der Rückzug vom Arbeitsleben einsetzen können. Ein auf Rosen gebetteter Vorruhestand, nach einer Karriere voller Höhen und Tiefen.

Doch weit gefehlt. Im pensionsreifen Alter von 62 Jahren gelang Johnny Cash unerwartet ein geradezu sensationelles Comeback. Zunächst spielte er 1993 den Song „The Wanderer“ für das U2 Album Zooropa ein, sehr zur Freude von U2 Sänger Bono. Astrologen erinnern sich: 1993 war das Jahr der dreifachen Uranus-Neptun Konjunktion im Steinbock, im Horoskop von Johnny Cash ereignete sich diese Konstellation am Ende des 10. Hauses, im Übergang zu Haus 11. Hier sollte also etwas geradezu revolutionär Neues passieren. Und der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Fast über Nacht avancierte der grau gewordene Country-Star zur neuen Kultfigur einer alternativen Szene, deren Protagonisten gerade mal halb so alt waren wie er.

Es war Rick Rubin, Produzent von Run DMC und den Beastie Boys, der Johnny Cash zum Comeback verhalf, indem er ihm mit der ersten American Recordings Veröffentlichung von 1994 ein neues musikalisches Outfit verpasste. Sparsame Instrumentalisierung und die unglaublich intensive Reibeisen-Stimme des alten Mannes, der sich aufmacht, Songs seiner potentiellen Kinder und Enkel zu covern. Derweil wanderte Saturn durch sein 12. Haus und über seine Fischesonne. Wie 1965, damals, als er das Country-Establishment von Nashville so nachhaltig schockieren sollte mit seinem martialischen Ausbruch auf der Bühne.

1997 folgte das zweite Album „Unchained“, kurz nach Cashs Auftritt als Headliner beim jährlich stattfindenden Glastonbury Festival. Inzwischen ist Pluto, der große Verwandler ins Zeichen Schütze gewechselt und läuft nun ins Quadrat zu den drei Fischeplaneten, die im 12. Haus von Johnny Cash immer deutlicher in die Sichtbarkeit drängen.

„American III – Solitary Man“ in 2000 und das grandiose vierte Album „The Man Comes Around“, 2002 erschienen, offenbaren deutlich, dass Johnny Cash dem Tod mindestens ebenso nahe ist wie dem Leben in diesen Jahren. Fast meint man zu hören, wie er sich mit brüchig gewordener Stimme und letzter Kraft verabschieden – und gleichzeitig alles geben möchte, was er an Erfahrungen und Weisheit gesammelt hat. Seit 1997 kämpfte Cash auch gegen Shy Dagger, eine Parkinson-ähnliche Krankheit, die ihn zwang, sehr langsam zu arbeiten, mit großen Pausen.

 

Das Ende

Am 12. September 2003, wenige Tage, nachdem das Musik-Video zur Cover-Version von Nine Inch Nails „Hurt“ den MTV Video Award gewonnen hatte, starb er im Krankenhaus an den Folgen seiner Diabetes-Erkrankung. Selten, soweit ich weiß noch nie, wurde in den Nachrichten der öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehanstalten ein Musikvideo in kompletter Länge gesendet. Johnny Cash ist diese Ehre zuteil geworden. Ein weiteres Indiz für seinen Ausnahmestatus und eine späte Anerkennung seines letzten Endes doch lichten Fische-Daseins. Uranus und Mars im Transit bildeten übrigens just zu diesem Zeitpunkt eine Konjunktion auf seinem Fische-Mars im 12. Haus.

Bleibt noch zu erwähnen, dass pünktlich zum Weihnachtsgeschäft Anfang Dezember 2003 die schwarz gebundene Cash-Box mit dem vielsagenden Titel „Unearthed“ erschienen ist. Fünf CDs mit teils unveröffentlichten Songs, ein Querschnitt von Aufnahmen für die American I-IV Alben plus „My Mother`s Hymn Book“ als ausgesprochen spirituelle Beigabe waren zeitweilig vergriffen und nicht lieferbar ob der großen Nachfrage.

Der Song „Hurt“ ist auf der vierten CD „Best of Cash on American“ zu finden. Und wer das Zeichen Fische immer noch nicht verstanden hat, sollte bei diesem Song einmal ganz genau zuhören.

 

Anmerkungen

IHL ist das „Internationale Horoskope Lexikon“ von Hans Hinrich Taeger und eine Datensammlung in drei Bänden mit einem Ergänzungsband.

Dieser Artikel wurde im Januar 2004 erstmalig im Online-Magazin Sternwelten veröffentlicht. Seit dem 31. März 2004 ist er in einer leicht geänderten Fassung auf Astrologos zu lesen. Außerdem erschien er im Frühjahr 2004 in der Astrologiezeitschrift „Astroforum Sternzeit“.

 

 

Polaritäten im Horoskop

Die Idee der Polarität als ein Grundgesetz des Lebens ist in der asiatischen Philosophie tief verwurzelt. Im vierten Jahrhundert vor Christus entstanden die Lehren des Taoismus als philosophisches und zugleich religiöses System in China. Lao Tse und ZhuangZi gelten als ihre Begründer.

Nach Ansicht der Taoisten bildet der DAO oder TAO den Urgrund allen Seins. Die Lehre von den zwei Grundkräften Yin und Yang, die aus der Einheit des DAO entstehen, gehört ebenso zum Taoismus wie die fünf Elemente und das daraus entstehende System der Wandlungen. Indem die fünf Elemente sich wechselseitig beeinflussen, entstehen acht Trigramme.

Diese Trigramme können miteinander kombiniert werden und so entstehen insgesamt 64 Hexagramme, die wiederum im chinesischen Buch der Wandlungen, im I GING, ausführlich beschrieben werden. Damit ist das I Ging mehr als nur ein Orakelbuch, es beschreibt die Wechselwirkungen zwischen Makro- und Mikrokosmos und entspricht in seinen Kerngedanken dem berühmten „Panta Rhei“ des Heraklit. Soviel in aller Kürze zur chinesischen Philosophie.

Innerhalb dieser Kosmologie findet der Mensch seinen Platz und seine Aufgabe. Bemerkenswert ist die Einschätzung, dass der Mensch durch seinen Willen und sein Wissen fehlgeleitet werden kann. Deshalb sollte er lernen, die eigene Natur bedingungslos anzunehmen. Dies geschieht durch absichtsloses Nicht-Tun, das sogenannte WUWEI.

 

Yin und Yang als polare Grundkräfte

Die beiden Grundkräfte des Lebens Yin und Yang lassen sich wie folgt beschreiben: Yin ist Gestalt (also Körper) ohne Bewusstsein und Bewegung, Yang ist Bewusstsein und Energie, hat aber keine Gestalt und benötigt das Yin als Gefäß. Das Leben dauert nur solange, wie Yang das Yin bewegt und Yin dem Yang als Körper zur Verfügung steht; wenn die beiden Ursubstanzen sich trennen, steigt Yang in den Kosmos empor und Yin bleibt als tote Materie auf der Erde zurück. Einige Schlüsselbegriffe und ein Bild verdeutlichen die Polarität von Yin und Yang.

Yin

weiblich, dunkel, passiv,
empfangend, feucht, 
Mond, Wasser, Wolken
Tiger, Schildkröte, schwarz, der Norden,
die geraden Zahlen

Yang

männlich, hell, aktiv 
schöpferisch, trocken,
Sonne, Feuer
Drachen, rot, der Süden,
die ungeraden Zahlen

Unserem westlichen Denken erscheint diese Sichtweise zunächst fremd, da wir es gewohnt sind, das Leben zu meistern, indem wir analysieren, steuern und kontrollieren. Wir eignen uns Wissen an, um Probleme effektiv zu lösen. Wir setzen unsere Willenskraft ein, damit das Leben entlang unserer Ziele gestaltet werden kann. Und die taoistische Haltung des absichtslosen Nicht-Tuns wird leicht verwechselt mit Nichts-Tun, also mit der Unart, Probleme auszusitzen oder sich hängen zu lassen.

Hinzu kommt, dass wir aufgrund unserer Denkgewohnheiten schnell geneigt sind, Yin und Yang als statische Gegensätze zu begreifen. Dabei verkennen wir, dass es gerade die Veränderung ist, die den Kern der asiatischen Lehren bildet. Yin und Yang sind keine feindlichen, sondern polare Kräfte, die einander ergänzen. Die Wandlungszustände, das periodische Anwachsen und Abnehmen von Yin und Yang und deren Zusammenspiel sind Kennzeichen des Lebendigen, das Leben wird als Fluss und permanenter Prozess von Veränderungen erfahren.

Im menschlichen Körper lässt sich die Polarität von Yin und Yang gut beobachten, selbst die Wandlungszustände finden wir bei einigen Funktionen. Beispielsweise arbeitet das vegetative (oder autonome) Nervensystem mit zwei Gegenspielern, Sympathikus und Parasympathikus. Der Sympathikus sorgt dafür, dass sich der Mensch auf Arbeit und Leistung einstellt, er regt den Stoffwechsel an und setzt Energie frei.

Der Parasympathikus hingegen hat die Aufgabe, den Körper auf Ruhe und Erholung einzustellen, den Stoffwechsel zu bremsen, er regt die Verdauung an und sorgt so dafür, dass Nährstoffe gespeichert werden. Beide Gegenspieler sind immer gleichzeitig tätig, ergänzen sich aber in ihrer Arbeit. Tagsüber ist der Sympathikus bedeutend aktiver. Nachts und nach dem Essen überwiegen die Aktivitäten des Parasympathikus. Spannung und Anspannung bilden einen Pol des Lebens, Entspannung fungiert als Gegenpol.

 

Polaritäten im Tierkreis

Die chinesische Sichtweise von den Polaritäten des Lebens kann enorm befruchtend für eine westliche Astrologie sein. Festlegende Deutungen verändern sich, wenn wir zulassen, dass sich unsere Wahrnehmung von den Dingen ändert. In der praktischen, beratenden Arbeit wird der Blick mehr auf die Prozesse gerichtet und weniger auf statische Zustandsbeschreibungen.

Ich möchte am Beispiel des Tierkreises konkreter zeigen, was mit diesem „Kulturtransfer“ gemeint ist. Schon im frühen Altertum wurden die zwölf Zeichen abwechselnd als männlich und weiblich definiert.

Auf das männliche Feuerzeichen Widder folgt das weibliche Erdzeichen Stier, das Luftzeichen Zwillinge ist männlich, es folgt das weibliche Wasserzeichen Krebs. Das Feuerzeichen Löwe ist wiederum männlich, Jungfrau als Erdzeichen weiblich.

Die Feuer- und Luftzeichen (Widder, Löwe, Schütze und Zwillinge, Waage, Wassermann) entsprechen dem Yang-Pol, die Erd- und Wasserzeichen sind Yin-Kräfte.

Eine neue Perspektive entsteht, wenn die Oppositionen im Tierkreis, z.B. zwischen Feuer (Widder) und Luft (Waage) oder Erde (Stier) und Wasser (Skorpion) aus dem Blickwinkel des Taoismus betrachtet werden. Üblicherweise sind Oppositionen Hinweise auf Konflikte und Spannungen, die unangenehm sind und oft genug unlösbar erscheinen. Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust! Und sie verursachen Leid und Schmerz. Wenn die Spannung nicht ertragen werden kann, wird häufig ein Persönlichkeitsanteil abgespalten und ist dem Bewusstsein nicht mehr zugänglich.

In einer von östlichen Weisheitslehren inspirierten Deutung bleiben die Oppositionen zwar immer noch Gegensätze, aber es fällt leichter, ein Problem oder eine Einseitigkeit als produktive Spannung zu begreifen. Der Blickwinkel ändert sich und es kann Hilfestellung geboten werden, damit der Mensch durch den Druck, den er verspürt, nicht mehr blockiert wird, sondern nach einem lebendigen Gleichgewicht der Gegensätze suchen kann.

 

Polaritäten in der astrologischen Praxis

In der praktischen Deutungsarbeit sind dazu drei Schritte notwendig.

1. Ein Ungleichgewicht wird im Horoskop festgestellt, beispielsweise ist ein Tierkreiszeichen oder Haus durch eine starke Besetzung von Planeten überbetont.

2. Als nächstes wird das Zeichen oder Haus angeschaut, dass genau gegenüberliegt? Wie zeigen sich die Inhalte des unterbetonten Zeichens? Finden sich hier Lebensbereiche und Themen, die vermieden oder vielleicht sogar abgelehnt werden?

3. In einem dritten Schritt kann nach Lösungen gesucht werden, hierbei kann der ratsuchende Klient unterstützt werden, die Energien des nicht gelebten Zeichens wachzurufen, idealerweise muss er dabei nicht frontal die angstbesetzten Themen angehen. Es geht vielmehr darum, Wege aufzuzeigen, wie das unterbetonte Prinzip gestärkt werden kann, so dass durch neue Aktivitäten ein ausgewogenes Miteinander der Polaritäten entstehen kann.

 

Polarität von Widder und Waage im Tierkreis

Am Beispiel der Widder-Waage-Achse im Horoskop soll diese Vorgehensweise erklärt werden. Das Thema der Widder-Waage-Achse manifestiert sich in folgendem Sprichwort: „Es kann der Frömmste nicht im Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“

Anders ausgedrückt, ruft der Wunsch nach andauernder Harmonie stets den Gegenspieler, möglicherweise in Form eines bösen Nachbarn, auf den Plan. Hinter diesem Sprichwort verbirgt sich deshalb auch die Einsicht, dass eine harmonische Atmosphäre nur dann echt ist, wenn Konflikte ausgetragen werden, andernfalls bildet sich eine Scheinharmonie, die meist damit einhergeht, dass Konflikte unter den Teppich gekehrt werden – und dort munter weiterbrodeln.

Häufig finden wir beim Waage-betonten Menschen eine Angst vor Auseinandersetzung und Streit. Um die Widder-Energie zu stärken, empfiehlt sich beispielsweise jede Art von Leistungssport, Kampfsport oder körperliche Bewegung. Aber auch die Farbe Rot oder eine scharf gewürzte Mahlzeit bringt die Kraft des Widders ins Leben. Ferrum sidereum (Meteoreisen) ist ein anthroposophisches Heilmittel und kann wie alle anderen Ferrum-Mittel die Widder-Anteile stärken und beleben. So ist das homöopathische Eisen (Ferrum metallicum) ein erprobtes Mittel bei Anämie, einem Krankheitsbild, das wiederum mit einem Mangel an roten Blutkörperchen einhergeht.

Mit den Analogieketten zu den zwölf Zeichen verfügt jede praktizierende AstrologIn über ein breites Spektrum an Hinweisen, wie einzelne Prinzipien gestärkt werden können. So lassen sich im Gespräch mit Klienten verschiedenste Lösungsvorschläge erarbeiten und Wege aufzeigen, wie die Lernaufgabe einer Opposition kreativ bewältigt werden kann.

Es folgen einige Ideen und Stichworte zu den anderen Polaritäten im Tierkreis.

Stier und Skorpion

Sinnlicher Genuss ist eine wunderbare Sache, wenn ich den passenden Zeitpunkt finde, um aufzuhören. Die Gier nach immer mehr ist ebenso hinderlich wie die asketische Verweigerung der lustvollen Seiten des Lebens. Es geht darum die schönen Dinge des Lebens im Hier und Jetzt zu genießen, ohne sie für alle Ewigkeiten festzuhalten zu wollen.

Zwillinge und Schütze

Man kann tausend Bücher lesen, ohne schlauer zu werden. Der Versuch, alle Facetten eines Themas zu erfassen, wird zu Verwirrung und Verzettelung führen, wenn es nicht gelingt, ein sinnvolles Ordnungsschema zu finden Es geht darum, eine persönliche Philosophie zu entwickeln, in der die unzähligen Details, die gesammelt werden, als Puzzleteile und Bausteine eines größeren Ganzen gesehen werden.

Krebs und Steinbock

Gefühl und Härte sind zwei Seiten einer Medaille. Die Fähigkeit zur emotionalen Distanz und ein gesundes Maß an Eigenverantwortung sind Voraussetzungen, um echte Nähe mit anderen Menschen zu teilen. Der Wunsch, sich am Partner festzuhalten, das Anklammern beruht oft auf einer Angst vor dem Allein-Sein, für gewöhnlich führt die übergroße Abhängigkeit jedoch beim Gegenüber zu einem deutlichen Nein und zur Abwehr von Nähe.

Löwe und Wassermann

Teamfähigkeit und gleichberechtigtes Miteinander kann nur entstehen, wenn sich selbständige Individuen zu gemeinsamem Handeln und Tun entschließen. Andernfalls findet man immer wieder einen Leitwolf inmitten einer Herde von Schafen, die den Anführer suchen.

Jungfrau und Fische

Die alltäglichen und zuweilen als lästig empfundenen Pflichten erscheinen erst dann als sinnvoll, wenn der Zugang zur tieferen Bedeutung der Arbeit gefunden wird, wenn die Pflichterfüllung in einen sinnstiftenden Kontext gestellt wird.

Dieser Artikel erschien in der 38. Ausgabe der Astrologiezeitschrift “Astroforum Sternzeit” Anfang 2009.

Zu den Bildquellen:
Das erste Bild mit den acht Trigrammen des I Ging ist der Wikipedia entnommen.

 

 

 

Olga von Ungern-Sternberg

Am 24. November 1995 feierte Frau Dr. med. Olga von Ungern-Sternberg ihren hundertsten Geburtstag. Viele DAV-Mitglieder, insbesondere ältere Kollegen und Kolleginnen, kannten sie als Vortrags-Rednerin von den Astrologie-Kongressen in den siebziger und achtziger Jahren.

Als homöopathische Ärztin hat Frau Ungern-Sternberg bis zu ihrem 93. Lebensjahr täglich Patienten behandelt. Jeden Freitag abend hielt sie in ihrer Praxis astrologische Vorträge über die Horoskope berühmter Persönlichkeiten. Nach einer schweren Krankheit zog sich die Doktorin ab 1989 allmählich aus der Praxisarbeit zurück und übergab zum 1. Januar 1994 ihre Praxis offiziell an eine Nachfolgerin.

 

Kindheit und Jugend

Am 24. November 1895 um 12 Uhr 56 (GMT) wurde sie als Olga Thümmel in Berlin-Lichterfelde geboren.

Ihr Vater war als Offizier im Dienste des preußischen Königs tätig. Er starb in den ersten Monaten des ersten Weltkrieges. Wie die gesamte geistige Elite Deutschlands, so hat auch Frau von Ungern-Sternberg den Beginn des ersten Weltkrieges als einen ungeheuren Einbruch erlebt, alle Jugendfreunde und ihr Vater starben in diesem Krieg.

Sie selbst absolvierte zu Kriegsbeginn eine Pflegeausbildung und arbeitete als Rote-Kreuz Schwester im Lazarett. 1916 begann sie als eine der ersten Frauen in Deutschland ein Medizinstudium, 1920 machte sie ihr Staatsexamen und ließ sich anschließend in München bei Dr. Freiherr von Gebsattel zur Psychotherapeutin ausbilden.

 

Die golden zwanziger Jahre

Im Verlauf der nächsten Jahre entwickelte sie die Grundzüge ihres Weltbildes und darauf aufbauend ihrer therapeutischen Arbeit. Das Jahr 1923 spielte hier eine wichtige Rolle, zunächst entdeckte sie die Astrologie und oft beschrieb sie selbst diese Entdeckung als ein Schlüsselerlebnis, das ihr zum einen half, die Schrecken des Krieges zu verarbeiten, zum anderen fühlte sie sich gleich vertraut mit der astrologischen Bildersprache: „Es war so, als ob ich mich nur erinnern müßte.“ Sie fand in den Bildern der Astrologie eine Beziehung zum Kosmos und hat ein Leben lang dieses Wissen als eine innere Kraftquelle für sich nutzen können.

Außerdem heiratete sie 1923 den Freiherrn von Ungern-Sternberg. Und lernte im selben Jahr Graf Hermann Keyserling kennen, der sie mit den Pionieren der damaligen „spirituellen Szene“ bekannt machte. In Keyserlings „Schule der Weisheit“ hielt Frau Dr. von Ungern-Sternberg auch einen ihrer ersten Vorträge, und zwar zur einheitlichen Wirklichkeit des biologischen und psychischen Geschehens. Diese Thematik bildete auch den Kern ihres 1928 erschienenen Buches „Die innerseelische Erfahrungswelt am Bilde der Astrologie“.

In diesem Buch entwickelte sie Grundlagen einer psychologischen Astrologie in der Auseinandersetzung mit den verschiedenen psychoanalytischen Richtungen der zwanziger Jahre.

 

Die Leipziger Jahre

1929 ging sie nach Leipzig, um nach Jahren der klinischen Arbeit und Urlaubs-Vertretungen für andere Ärzte eine eigene Praxis zu gründen. Ein Jahr später wurde ihr Sohn Manfred geboren, der heute in Detmold als homöopathischer Arzt arbeitet. Hier in Leipzig blieb Frau von Ungern-Sternberg bis 1955. Unbeeinflußt von äußeren Widrigkeiten arbeitete sie als praktische Ärztin und Psychotherapeutin. Kurz nachdem sie sich niedergelassen hatte, begegnete sie zunächst der Homöopathie und dann der anthroposophischen Medizin.

Und ebenso intuitiv, wie sie sich die Astrologie angeeignet hatte, lernte sie nun mit den potenzierten Mitteln die kranken Menschen zu behandeln. Sie war sehr erfolgreich und beliebt als Ärztin und oft arbeitete sie bis spät in die Nacht, um noch Patientenhoroskope fertigzustellen oder die griechische Mythologie zu studieren.

Denn schon in den dreißiger Jahren arbeitete sie an einer astropsychologischen Deutung der 12 Taten des Herakles, die dann in ihrem wohl wichtigsten Buch unter dem Titel Grundlagen kosmischen Ich-Bewußtseins (1977) erschien.

Als unter dem Nationalsozialismus die Astrologie verboten wurde, verlegte sie ihre astrologische Tätigkeit in die Nachtstunden. Nur wenige Vertraute wussten von den geistigen Grundlagen ihres ärztlichen Schaffens.

Nach der Gründung der DDR wurde ihre Arbeit erneut behindert, dieses Mal durch ein Verbot der anthroposophischen Heilmittel. Über viele Jahre wurden diese nun heimlich in den Osten gebracht. Die Firmen Wala und Weleda verzichteten auf eine Bezahlung, um die Arbeit der Doktorin zu unterstützen.

1955 wurde ihr die Atmosphäre in der „Ostzone“ zu unfrei, wie sie selbst gerne erklärte. Im Alter von sechzig Jahren, nach der zweiten Saturn-Wiederkehr, verließ sie Leipzig mit zwei Koffern, nachdem sie zuvor das Orakel des I Ging befragt und das I Ging mit dem Zeichen Nr. 4 Mong/Die Jugendtorheit geantwortet hatte.

Zunächst fuhr sie nach München zu ihrem Sohn, der dort Medizin studierte. Als dann einige Mitglieder der anthroposophischen Gesellschaft in Bochum ihr Praxisräume anbieten konnten, kam sie nach Bochum in die Kortumstraße 25, wo sie bis 1997 leben und praktizieren sollte.

 

Die Bochumer Jahre

In Bochum begann ein neuer Abschnitt ihres Tuns, nachdem sie Mitte der sechziger Jahre auf einer Tagung von Ärzten und Seelsorgern Hermann Weidelener kennenlernte. Weidelener war ein Schüler Rudolf Steiners und hatte in Augsburg die Religionsphilosophische Arbeitsgemeinschaft begründet. Zwei verwandte Seelen und Geister trafen aufeinander und es entwickelte sich eine tiefe Freundschaft und Verbindung.

Hermann Weidelener lud sie ein, auf Schloß Weidenkam Vorträge über die griechische Mythologie zu halten. Und nachdem dort eine Vortragsreihe stattgefunden hatte, war der Impuls für die Vortragstätigkeit der nächsten zwanzig Jahre und die Buchveröffentlichungen 1977 und 1983 gegeben.

Obwohl für Astrologen die Sternenschrift im Heraklesmythos (so lautet der Titel der zweiten Auflage) auf den ersten Blick ergiebiger erscheint, lohnt es sich doch auch, die Sternenschrift im Gralsgeschehen zu lesen. Nicht zuletzt ist die Geschichte vom heiligen Gral und das Wissen um dieses Symbol für Frau von Ungern-Sternberg selbst eine lebenslange Kraftquelle gewesen. Außerdem erzählen die Geschichten vom Fischerkönig Amfortas und Parzifal, dem „tumbem Toren“ in bildhafter Form vom Weg der Selbstentwicklung, von Krankheiten und dem Heilwerden, kurz von den Themen und Fragestellungen, die im Zentrum des Leben von Frau Dr. von Ungern-Sternberg gestanden haben.

Dieser Artikel wurde im Herbst 1995 in der Astrologie-Zeitschrift Meridian-Magazin veröffentlicht, Anlass war der 100. Geburtstag von Frau von Ungern-Sternberg. Es war der erste Artikel zum Start von Astrologos am 18. Juli 2002.

P.S. Frau von Ungern-Sternberg verstarb am 22.11.1997. Einen Nachruf können Sie auf den Seiten des Online-Magazins Sternwelten lesen.

 

 

Astro-Buch-Tipps für Einsteiger

Fast jeder kennt sein Tierkreiszeichen. Und vielleicht noch den Aszendenten. Zu einem richtigen Horoskop gehört aber noch viel mehr. Es zeigt die Himmelskonstellationen für einen ganz bestimmten Zeitpunkt, Sonne, Mond und acht andere Planeten mit ihrer Position im Tierkreis. Ein solches Horoskop können Sie hier zum Beispiel kostenlos berechnen.

Die erste Hürde ist genommen, wenn Sie ihr Horoskop mit allen Planetenständen, einem Aszendenten und Häusern in den Händen halten. Doch wie geht es weiter?

Astrologie ist ein komplexes Symbolsystem und eine Bildersprache, die unserem intellektuellen Denken sehr fremd ist. Außerdem gibt es zahlreiche Bücher und verschiedenen Astrologieschulen, die auf den ersten Blick gegensätzliche Dinge behaupten. Manch einer sieht da den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Die Astro-Buchtipps sind als Wegweiser und erste Orientierung gedacht, um eine Schneise in den Wissenswald zu schlagen. Alle Tipps sind mit einem kurzen Kommentar im Sinne einer Einschätzung und Inhaltsangabe versehen.

Viel Spass bei Ihrer ganz persönlichen Entdeckungsreise in die Welt der Astrologie!

Und vielleicht meditieren Sie kurz über die Karte der acht Schwerter, damit Sie „mit einem Fuß im Wasser“ alle Infos finden, die Sie jetzt gerade brauchen.

 

Liz Greene – Sag mir dein Sternzeichen und ich sage dir, wie du liebst

Liz Greenes Londoner Centre for Psychological Astrology (CPA) gilt weltweit als eine der besten Astrologieschulen und als Autorin hat Liz Greene eine ganze Generation von Astrologen geprägt. In ihrem Buch mit dem leicht missverständlichen Titel beschreibt sie die zwölf Tierkreiszeichen aus der Perspektive jungianischer Psychologie. Es ist bestens geeignet, um einen lebendigen ersten Eindruck von den Möglichkeiten der psychologischen Astrologie zu bekommen.

 

Nicolaus Klein / Rüdiger Dahlke – Das senkrechte Weltbild

Das erste Kapitel dieses Buchs sei jedem Anfänger der Astrologie ans Herz gelegt. Denn hier wird in einfachen Worten das analoge Denken der Astrologie erklärt. Dabei löst sich der weit verbreitete Irrglaube, Astrologen würden in kausaler Denkmanier einen konkreten Einfluss der Gestirne festschreiben, schnell in Wohlgefallen auf. Statt dessen erscheint die einstige Königin der Wissenschaften als das, was sie in ihrem Kern auch heute noch ist: ein Weg, sich selbst zu erkennen und sein Leben zu gestalten. Weiter gibt es eine ausführliche Beschreibung der Planeten als Götter der griechisch-römischen Mythologie und Tabellen zu den Analogieketten der Astrologie für nahezu alle Lebensbereiche.

 

Stephen Arroyo – Astrologie, Psychologie und die vier Elemente

Stephen Arroyo zählt zu den bekanntesten Persönlichkeiten der amerikanischen Astroszene. Er verbindet Therapieansätze der humanistischen Psychologie mit Astrologie. Sein Buch definiert Astrologie als eine Sprache der Energien. Die vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser werden ausführlich dargestellt. Als Waage liebt Arroyo den lockeren, humorvollen Plauderton, so macht es Spaß, seine Bücher zu lesen. Kein Tiefgang erforderlich!

 

Peter Orban – Drehbuch des Lebens

Peter Orban ist einer der wenigen Astrologen, die sich als Schüler von Wolfgang Döbereiner outen. Der Umgang mit Schattenthemen steht in diesem und in vielen anderen seiner Bücher im Zentrum. Es geht um Selbsterkenntnis und Innenschau, Esoterik im eigentlichen Sinne dieses Wortes, doch ohne die üblichen Selbsttäuschungen. Dabei benennt der Autor unangenehme Wahrheiten mit seinem ganz eigenen Humor. Das Drehbuch des Lebens dürfte besonders die Skorpione unter uns ansprechen. Darüber hinaus alle, die gleich ans Eingemachte wollen.

 

Hermann Meyer – Astrologie und Psychologie

Hermann Meyer hat das System der Münchener Rhythmenlehre vereinfacht und reduziert. Die Methode der Transaktionsanalyse ist hier sein theoretischer Background, um die zwölf Urprinzipien der Astrologie anschaulich und lebensnah zu erklären. Zwar lädt sein Buch dazu ein, das komplexe System der Astrologie auf wenige Schlagworte zu reduzieren. Trotzdem Pflichtlektüre für alle, die psychologische Astrologie betreiben möchten.

 

 Siegfried Rabe – Alles Astrologo Leute!

Das Alf Astrologiebuch oder auch Buch der Sterne für alle Wesen ohne Fell ist eine der nettesten Einführungen in die Astrologie, die ich je gelesen habe. Kleine Kostprobe: „Jetzt wird es ernst, den jetzt rede ich über ein Sternbild, das von allen Astrologen für das wichtigste, witzigste, warzigste, warmherzigste, wohlgeratenste und wunderlichste gehalten wird.“ Na, wer kann das wohl sein? Es ist natürlich das Sternzeichen von Alf himself. Und das kann nur der großmäulige Schütze sein. Und wie soviele Schützen hat auch Alf die Astrologie richtig studiert, 12 Jahre lang auf seinem Heimatplaneten Melmac.

 

Die „Buchtipps für Einsteiger“ gehören zu den ersten Astrologos-Artikeln und wurden am 12. März 2003 publiziert. Inzwischen habe ich gemeinsam mit Thomas Kühne die „Fabelhafte Astrologie“ verfasst. Sie ist im Frühjahr 2014 erschienen und wurde in den Fachzeitschriften sehr wohlwollend besprochen, Informationen zu diesem Astrologie-Buch finden Sie auf dieser Seite, in dem sie auf diesen Link klicken.

 

Utopia – die Landschaft des elften Hauses

Das elfte Haus gilt in der astrologischen Literatur als „Haus der Freunde“. Hier sucht der Mensch Gleichgesinnte, trifft sich mit Kunstfreunden, Gartenliebhaberinnen, Mountainbikern, geht zum Heimspiel des Vfl, ist Mitglied eines Robbie Williams-Fanclubs oder der Karl-May-Gesellschaft.

Vereine, Organisationen, Parteien und Parteigenossen, aber auch gesellschaftliche Utopien sind Angelegenheiten dieses Hauses. Hier ist die Freundschaftsliebe zuhause, die von den alten Griechen Philia genannt und vom Eros abgegrenzt wurde.

In der klassischen Astrologie werden zusätzlich Begriffe wie Wohltat und Hoffnungen angeführt. „Freundschaft, Unterstützung mächtiger Herren, Vertrauen auf die Zukunft sind die wichtigsten Bedeutungen dieses Ortes“ und dieses Haus „galt in der hellenistischen Astrologie als der glücklichste Ort überhaupt.“ [1]

Ein paradiesischer Platz im Horoskop also, das elfte Haus. Doch kann dieses Paradies auf Erden Wirklichkeit werden? Oder ist das elfte Haus ein wirklichkeitsfernes Haus, ein Ort der Träume und für Träumer? Sind Utopien immer nur denk- und nicht lebbar?

Ich möchte Sie in diesem Artikel einladen, einige Schlüsselbegriffe genauer zu betrachten, um dem Glück des elften Hauses auf die Spur zu kommen.

 

Gruppen und das elfte Haus

Sozialwissenschaftler haben das Phänomen Gruppe genau untersucht. Sie unterscheiden zwischen Kleingruppen mit drei bis ca. 25 Personen und Vereinen wie dem Deutschen Astrologen-Verband, der ungefähr 1000 Mitglieder hat oder Parteien wie der SPD (knapp unter 600.000 Mitgliedern).

Gruppen werden definiert als funktionsfähige Gemeinschaften, die sich über mehr als nur den persönlichen Kontakt konstituieren.

Es geht also um das Miteinander, um Verbunden-Sein, um etwas, das größer ist als der Einzelne. Die persönliche Begegnung oder Bindung ist aber nicht zwingend notwendig.

Das macht Sinn im elften Haus, einem Lufthaus, das sich ja mitten im vierten Quadranten befindet. Und der vierte Quadrant gilt astrologisch wahlweise als Ort, an dem sich Schicksal bildet, als das Überpersönliche, die Gesellschaft (Thomas Ring), als Causa Finalis (Wolfgang Döbereiner) oder schlicht als Sein (API).

In Gruppen können wir erfahren, dass Gemeinsamkeit stark macht, viele Stimmen haben mehr Gewicht als eine einzelne. Ob es dabei um die staatliche Anerkennung des Astrologenberufs geht oder darum, Deutschland nie wieder in einem Krieg zu führen (die pazifistische Gesinnung war bis 1999 ein Eckpfeiler grüner Politik) ist erst einmal unerheblich. In beiden Fällen kann das Ziel mit anderen gemeinsam leichter erreicht werden als alleine. Dass trotzdem in allen Gruppen einige Mitglieder immer „gleicher“ sind als andere, gehört zum Phänomen der Gruppenbildung. Ebenso wie der fromme Wunsch, diese Tatsache möge auf einem Irrtum beruhen.

Astrologisch versierte Leser bemerken hier das Gegenüber des elften Hauses. Es ist der Egozentriker und Individualist, der im fünften Haus um seine Einzigartigkeit weiß. Doch dazu später mehr. Die Gruppendynamik beschreibt solche Phänomene, wirft Fragen auf nach Rollen im Gruppengefüge und nach Interaktionen zwischen einzelnen Rollenspielern. Ein weiterer Untersuchungsgegenstand ist die identitätsstiftende Funktion, die jede Gruppe für ihre Mitglieder hat. Sie kann sich auch in bestimmten Sprachstilen oder anderen Codes ausdrücken.

Insbesondere in der Literatur und Kunst haben sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts viele Gruppen gebildet, vom „Blauen Reiter“ in München über die „Brücke“ in Dresden bis hin zu den Dadaisten, die in Berlin und Zürich nach dem ersten Weltkrieg für Furore sorgten.

 

Die Avantgardisten der „Wiener Gruppe“

Die „Wiener Gruppe“ ist eine Vereinigung von Literaten, die zu Beginn der fünfziger Jahre in Wien gemeinsam auftrat und bis 1964 bestand. Mitglieder waren Friedrich Achleitner, H.C. Artmann, Konrad Bayer, Gerhard Rühm und Oswald Wiener. In das weitere Umfeld der Wiener Gruppe gehören auch Ernst Jandl und Friederike Mayröcker.

Gemeinsames Anliegen war die Suche nach progressiven Schreibweisen im Wien der Nachkriegszeit. Gleichzeitig lehnte man die konventionelle Literatur selbstverständlich ab.

Anknüpfungspunkte fanden die Wortkünstler im literarischen Expressionismus, im Surrealismus und im Dadaismus.

Ihre theoretischen Impulse kamen aus der Sprachkritik Ludwig Wittgensteins. In ihren Arbeitstreffen setzten sich die Autoren mit dem Material „Sprache“ auseinander, in Lesungen und Happenings präsentierten sie ihre Ergebnisse: provokative Textmontagen, konkrete, akustische und visuelle Poesie, Chansons und Sketche. Der Dialekt wurde vor allem von H.C. Artmann für die Dichtung neu entdeckt. Die künstlerisch konsequente und kompromisslose Arbeit der Autoren und ihre grotesk-makabren Texte führten zu Anfeindung und Isolation. Viele Manuskripte blieben ungedruckt und gingen teilweise sogar verloren. Soviel in aller Kürze zur Geschichte dieses Literatenklubs.

Typische Merkmale von Gruppen sind hier zu beobachten. Gemeinsames Ziel der Wiener Gruppe war die Entwicklung neuer Sprachformen, wobei die gegenseitige Unterstützung die Lernprozesse jedes Einzelnen ungemein beschleunigte. Aus vielen Interviews geht hervor, wie sehr die Diskussionen als fruchtbar und anregend empfunden wurden. Zudem war es viel leichter, gemeinsam eine Öffentlichkeit herzustellen. Die Wiener Gruppe setzte für ihre „PR“ gezielte Provokationen ein und schockte das Publikum durch ihre Happenings, eine dada-ähnliche Weise der Darbietung und nicht zuletzt durch die Inhalte. Wie jede avantgardistische Vereinigung des 20. Jahrhunderts waren Artmann und Co. in ihrem Selbstverständnis der Zeit voraus und gegen jede bürgerliche und auch literarische Konvention gerichtet.

In den Gruppen des elften Hauses geht es also um Ideen und Ideologien, um Konzepte und Gedanken, die mit anderen Menschen geteilt werden. Gruppenbewusstsein entsteht. Und dieses Gruppenbewusstsein ist eine ganz andere Form von Zugehörigkeit als die Geborgenheit im „Schoße der Familie“, die dem vierten Haus zugerechnet wird. Natürlich empfinde ich im elften Haus auch eine Sicherheit, wenn ich die „Schwestern und Brüder im Geiste“ gefunden habe, doch diesen Zusammenhalt habe ich frei gewählt. Und im Unterschied zur Familie kann ich aus der Gruppe oder einem Verein wieder austreten, während Familienzugehörigkeit zwar geleugnet werden kann, aber nicht aufkündbar ist. Wie sagt man so schön: Blut ist dicker als Wasser.

Freunde, Kolleginnen und Gleichgesinnte stärken allein durch ihre bloße Existenz Identität und das Selbstbewusstsein. Das Wissen um Verbündete, die mit mir eine Idee teilen, lässt Kraft und Mut wachsen, auch um die eigene Selbstverwirklichung voranzutreiben. Hier zeigt sich die Polarität des fünften und elften Hauses von ihrer konstruktiven Seite. Während die oben erwähnte Anspielung auf George Orwells Animal Farm eher die Schwierigkeiten auf der Achse 5/11 andeutet.

 

Die Polarität des elften und fünften Hauses

Kurz zur Erinnerung, die „Farm der Tiere“ wurde von George Orwell 1946 als satirische Parabel auf die russische Okroberrevolution geschrieben. Die Tiere auf der Manor Farm haben die Nase voll davon, dass ihre menschlichen Herren sie ausbeuten. Unter dem alten Keiler Old Major planen sie die Revolution. Doch als Old Major stirbt, übernehmen die beiden Schweine Schneeball und Napoleon die Führung. Gemeinsam gehen die Tiere auf die Barrikaden und vertreiben die Menschen schließlich von der Farm. Doch Napoleon ist seine neue Macht zu Kopf gestiegen. Unter dem Deckmantel der neuen Gleichberechtigung aller Tiere baut Napoleon eine brutale und korrupte Gesellschaft auf. Seine Vorstellung von einem vermeintlich neuen System lautet: Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als andere….

Ist Gleichheit also eine Vision oder Utopie, die aufgrund der menschlichen Natur nicht realisiert werden kann? Obwohl Gleichheit einer der zentralen Begriffe in der Geschichte der Moderne und Kernpunkt jeder Demokratie ist! Wir finden hier ein Spannungsfeld, das sich mit den Häusern fünf und elf gut beschreiben lässt. Im fünften Haus möchte der Mensch auf kreative Art und Weise seine Wirklichkeit gestalten, Potenziale werden ausgelebt und wenn es mir gelingt, mich selbst erfolgreich auszudrücken, bin ich stolz darauf. Vielleicht werde ich sogar Experte oder Autorität in einem bestimmten Fachgebiet. Das menschliche Ich, das seine Wahlverwandten im elften Haus sucht, trifft in der Gruppe auf andere Vorstellungen. Es kommt zu Auseinandersetzungen, in denen ich einerseits lernen muss, mich zu behaupten, aber auch andere Standpunkte stehen zu lassen. Es geht ja um ein größeres Ziel, das ich mit Freunden oder Gleichgesinnten erreichen möchte, nicht um Rechthaberei.

Vielleicht mutiere ich aber auch zum Anführer einer Gruppe, weil ich mehr als andere weiß. Weil ich meine Meinung besser zum Ausdruck bringen kann! Vielleicht auch nur, weil meine Art der Selbstdarstellung besser ankommt als die eines Konkurrenten? Leithammel, denen die anderen Schafe hinterherlaufen, gibt es nicht nur auf Old Manor, Erfahrungen aus der Geschichte belegen diesen Verlauf. Autorität und Gleichheit müssen aber keinen unauflösbaren Widerspruch bilden. Eine Synthese ist möglich und wie bei allen Achsen im Horoskop geht es auch hier um einen Lernprozess.

In der deutschen Frauenbewegung gab es Ende der achtziger Jahre ein vieldiskutiertes Konzept namens Affidamento. Affidamento wird übersetzt mit wertschaffendem Anvertrauen und bezeichnet ein von Mailänder Philosophinnen entwickeltes Beziehungsmodell. Beziehungen basieren hier auf der gegenseitigen Anerkennung von Ungleichheit. Hierarchien werden also zunächst in einem ersten Schritt akzeptiert. In erster Linie geht es darum, Autorität und vor allem fachliche Autorität als etwas Positives zu sehen, wenn Autorität mit Wissen und Kompetenzen einhergeht. Indem ich einer anderen Person Kompetenz zuschreibe, kann ich von ihr etwas lernen. Im besten Falle entsteht ein gegenseitiges Geben und Nehmen, eine Vernetzung und Förderung. Vertrauen kann wachsen.

Das Modell veranschaulicht einen Lernschritt, der notwendig ist, um Gleichheit und Unterschiedlichkeit als Bereicherung zu erfahren. Ungleichheit kann positiv bejaht, unterschiedliche Potenziale können als Chance begriffen werden. Autorität muss nicht zwangsläufig mit Unterdrückung einhergehen, sie kann Beziehungen bereichern. Menschen können voneinander lernen. Dazu aber scheint es notwendig, dass das fünfte Haus – oder anders ausgedrückt – ein stabiles Selbstbewusstsein entwickelt wird. Gleichheit im elften Haus transportiert dann tatsächlich Hoffnung, Wohltat und Glück.

 

Utopisches Denken und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft

Deshalb ist Kulturpessimismus im elften Haus nicht angesagt, auch wenn die Geschichte mit Beispielen aufwartet, die den Menschen als intelligentes Raubtier zeichnen. Dass der Mensch dem Menschen ein Wolf sein kann, dass es das „Böse“ gibt in der Welt, muss in Haus 11 nicht geleugnet werden. Doch das Ziel ist ein anderes, es gilt, über sich selbst hinauszuwachsen, den begrenzten Umkreis zu erweitern, es ist „die Erfahrung des Himmels“[2] , die der Mensch erleben kann, es geht um nichts weniger als um visionäre Ideen und Gedanken, die erst noch Wirklichkeit werden wollen. Auch deshalb ist das elfte Haus immer auf das Zukünftige gerichtet.

Zwar bedeutet Utopie wörtlich übersetzt das „Nirgendwo“, doch ohne diesen Ort, an dem eine bessere Zukunft für alle Menschen denkbar ist und ohne die Bereitschaft, sich gemeinsam mit anderen dafür einzusetzen, wäre die Welt tatsächlich ein ganzes Stück ärmer. Oder wie Oscar Wilde 1891 geschrieben hat: “ Eine Weltkarte, in der das Land Utopia nicht verzeichnet ist, verdient keinen Blick, denn sie lässt die eine Küste aus, wo die Menschheit ewig landen wird.“ [3]

 

Deutungsanregungen für das elfte Haus

Die folgenden Kurzdeutungen sind als Anregung für weitere Forschungen gedacht, verbunden mit dem Wunsch, dass Sie das elfte Haus im Horoskop produktiv und konstruktiv für sich und andere nutzen können.

Sonne in 11

Mit einer Sonne im 11. Haus sucht der Mensch nach Wahlverwandten, um sich selbst zu finden, die eigene Identität zu stärken. Gruppen und kollektive Zusammenhänge sind hier lebensnotwendig, denn im Kreis der Freunde spürt diese Sonne ihr eigenes Licht, ihre Herzenswärme.
Beispiel: die mexikanische Künstlerin Frida Kahlo war lange Zeit Mitglied der Kommunistischen Partei Mexikos und mit vielen Künstlern und Künstlerinnen gut befreundet.

Mond in 11

Überall da, wo Freundschaft gedeiht, fühlt dieser Mond sich wohl, aber es sind eher die geistigen Konzepte, die emotionale Sicherheit bieten, die Wahlfamilie muss keine Kuschelgruppe sein.
Beispiel: Konrad Bayer, der in der Wiener Gruppe seine Autorenheimat fand und neben Oswald Wiener jüngstes Mitglied dieser Literatenvereinigung war.

Merkur in 11

Hier wird das gesamte Repertoire von Sprache eingesetzt, um Freundschaften zu schließen, Utopien werden eifrig diskutiert und Netzwerke zwecks Austausch und Kooperation gegründet.
Beispiel: Käthe Kollwitz, die in den ersten Jahren der Weimarer Republik etliche Plakate für KPD, SPD und humanitäre Organisationen schuf, Themen waren die Bekämpfung der Nachkriegsnot und vor allem die Warnung vor einem neuem Krieg.

Venus in 11

Monogame Beziehungen mit Eifersucht und Besitzansprüchen lehnt diese Venus als spießige und kleinbürgerliche Zweisamkeit ab, Mehrfachbeziehungen und Bindungsängste gehen zuweilen Hand in Hand.
Beispiel: der französische Philosoph und Poststrukturalist Michel Foucault, der 1953 aus der französischen KP austrat, die Parteidoktrin zur Homosexualität war Anlass für seinen Austritt.

Mars in 11

Pionier in einer Gruppe sein, das ist der Job, der Mars gut gefällt. Und natürlich kämpft dieser Mars im elften Haus für höhere Ziele und nicht nur, um seine Egowünsche zu befriedigen. 
Beispiel: Sigmund Freud, dessen Theorien zur frühkindlichen Sexualität gleich eine ganze Bewegung initiierten. Die Psychoanalytiker trafen sich jahrelang regelmäßig zur Mittwochsgesellschaft in Freuds Praxis, Berggasse 19 in Wien.

Jupiter in 11

Hier helfen Bezugsgruppen, den eigenen Horizont zu erweitern, Freundschaften ziehen Wachstum und Expansion nach sich und manchmal vielleicht auch Maßlosigkeit, der Mensch mit Jupiter in 11 kann Mäzen oder Wohltäter einer Gruppe sein.
Beispiel: der Musiker Kurt Cobain, der mit seiner Band Nirvana zu Beginn der neunziger Jahre die Kultfigur der sogenannten Generation X wurde und damit zum Vorbild und Helden avancierte.

Saturn in 11

Freundschaften zu knüpfen, das fällt dem Saturn in 11 nicht leicht. Schließt sich dieser Mensch dennoch einer Gruppe an, ist er derjenige, der notwendige Arbeiten und Pflichten übernimmt, der Regeln propagiert und nicht zuletzt hartnäckig in vielen kleinen Schritten das Ziel zu realisieren sucht.
Beispiel: Pina Bausch, die mit ihrem modernen Tanztheater die Einsamkeit des Einzelnen unter den Vielen auf die Bühne brachte und mit einer Vielzahl von Stücken das Tanztheater revolutionierte.

Uranus in 11

Uranus in seinem eigenen Haus verstärkt die Tendenz, radikale neue Wege zu gehen und mit anderen zusammen neue Ideen in die Welt zu setzen, hier finden wir den Freigeist, der manchmal auch exzentrisch wirken kann.
Beispiel: Franz Marc, der mit der Künstlervereinigung „Blauer Reiter“ neue Maßstäbe für die moderne Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte und eine ungewöhnliche platonische Beziehung zur Dichterin Else Lasker-Schüler pflegte.

Neptun in 11

Menschen mit Neptun in Haus 11 suchen nach Gruppen, die sich für Schwächere einsetzen, Mitgefühl ist hier ein wichtiges Anliegen. Gleichzeitig geht es darum, sich selbst als Teil einer Gruppe nicht mehr so wichtig zu nehmen, Grenzen aufzulösen und sich emotional mit anderen verbunden zu fühlen. 
Beispiel: Dalai Lama, spiritueller Führer und geistiges Oberhaupt des tibetischen Buddhismus, Gottkönig in den Augen seines Volkes, das seit dem Einmarsch der Chinesen in Tibet größtenteils im Exil lebt.

Pluto in 11

Pluto möchte im elften Haus die Frage nach der wahren Natur von Freundschaften stellen und duldet keine Lügen. Es besteht eine Sensibilität für subtile und offene Machtkämpfe, die zuweilen auch von Pluto in 11 angezettelt werden. 
Beispiel: Richard Wagner, dessen zerstrittener Familien-Clan seit über 125 Jahren auf dem Hügel in Bayreuth die bombastischen Opern des Komponisten und die dazugehörigen Machtspiele inszeniert.

Lilith in 11

Lilith als weiblicher Powerplanet setzt sich in Haus 11 für die Rechte von Frauen ein, kämpft für Gleichberechtigung und die Frauenquote. Möglicherweise werden Ansichten hier radikal und kompromisslos geäußert. Frau zeigt mit dem Finger auf die wunden Punkte einer Gesellschaft.
Beispiel: Ulrike Meinhof, politische Autorin, Feministin, Mutter zweier Töchter, Mitgründerin der Roten Armee Fraktion (RAF), wird 1972 verhaftet und 1976 erhängt in ihrer Zelle in Stuttgart-Stammheim aufgefunden.

Chiron in 11

Chiron im elften Haus kann der Außenseiter in einer Gruppe sein, derjenige, der nicht dazugehört, ausgegrenzt wird und dementsprechend leidet. Hier weiß Chiron um die persönlichen Verletzungen, die mit Gruppenidealen und Gruppenzwängen einhergehen können.
Beispiel: Johann Wolfgang von Goethe, der in den „Wahlverwandtschaften“ und der Spätfassung von „Stella“ das Konzept der freien Liebe in Frage stellte. Möglicherweise ist ihm mit zunehmendem Alter der Herzschmerz bewusst geworden, der mit einem Zuviel an Freiheit einhergehen kann?

Mondknoten in 11

Menschen mit Mondknoten im elften Haus haben gemäß der Natur der Mondknoten immer den absteigenden Knoten im fünften Haus und damit die Lebensaufgabe, Themen des fünften und des elften Hauses in ein Gleichgewicht zu bringen. Jede Form von Gruppenaktivität kann hilfreich sein, da sie persönliche Entwicklungsschritte nach sich ziehen wird. 
Beispiel: Günther Netzer und Hella von Sinnen, zwei Egomanen, deren Lebensaufgabe es sein mag, „Mannschaftsspieler“ zu werden.

 

Anmerkungen

[1]

Rafael Gil Brand Lehrbuch der klassischen Astrologie, Mössingen 2000, S. 223

[2]

Wolfgang Döbereiner Astrologisch-homöopathische Erfahrungsbilder, Bd. 1, München 1982, S. 25

[3]

Brockhaus Enzyklopädie Bd. 23, 19.Auflage, Mannheim 1994, S. 15

Dieser Artikel erschien in einer leicht geänderten Fassung in der 24. Ausgabe der „Astroforum Sternzeit“ im Sommer 2005.

 

 

Das Horoskop als Mandala

Im tibetischen Buddhismus und bei den Indianern spielen Mandalas eine wichtige Rolle in den religiösen Zeremonien. Mandala ist ein Wort aus dem Sanskrit, die Übersetzung bedeutet kultische Kreiszeichnung. Durch ihren besonderen Aufbau und ihre Struktur fördern sie die Konzentration auf ein inneres Zentrum. Ein Zitat von Carl Gustav Jung verdeutlicht, wie Mandalas bewusst eingesetzt werden können, um sich auf den inneren Wesenskern zu konzentrieren.
„Wie schon erwähnt heißt Mandala Kreis. Es gibt viele Varianten des hier dargestellten Motivs, die aber allesamt auf der Quadratur des Zirkels beruhen. Ihr Grundmotiv ist die Ahnung eines Persönlichkeitszentrums, sozusagen einer zentralen Stelle im Inneren der Seele, auf die alles bezogen, durch die alles geordnet ist, und die zugleich eine Energiequelle darstellt.“ [1]

Beim Malen von Mandalas entsteht dieser Zugang zur eigenen Mitte, zu dem Teil in uns, der auch innerer Heiler genannt wird. Und weiter schreibt Jung:  „Obschon das Zentrum einerseits einen innersten Punkt darstellt, so gehört zu ihm doch andrerseits auch eine Peripherie oder ein Umkreis, der alles in sich enthält, was zum Selbst gehört, nämlich die Gegensatzpaare, welche das Ganze der Persönlichkeit ausmachen.“ [2]

Das Horoskop als Mandala

Eine Horoskopzeichnung zeigt zunächst in graphischer Form die Himmelskonstellationen für einen ganz bestimmten Augenblick. Markante Orientierungspunkte wie die vier Himmelsrichtungen sind eingezeichnet, die Bewegungen der Planeten per Computerprogramm sekundengenau auf dem Tierkreis vermessen.

Doch das Horoskop ist sehr viel mehr als nur ein astronomisches Rechenblatt, es bildet in seiner gesamten Struktur ein komplexes Symbol, das über viele Dimensionen unserer Erfahrung Auskunft gibt. Döbereiner nennt das Radix in einem Buch eine „Urkunde der Erfahrung“.

Horoskopzeichnungen bestehen ähnlich wie Mandalas aus mehreren Kreisen mit symmetrischer Aufteilung.

Wenn ich das Horoskop als Mandala betrachte und als eine Form von Meditation über mich selbst nutze, findet ein Konzentrationsvorgang statt. Ausgehend von einem inneren Wesenskern können die Gegensätze und Widersprüchlichkeiten des Lebens geordnet werden. Die Außenwelt wird dabei als etwas betrachtet, was zu uns gehört, obwohl sie gleichzeitig außerhalb und getrennt von uns existiert.

Im Folgenden werden die einzelnen Bausteine eines Horoskop-Mandalas in ihrer Bedeutung erklärt. Diese Bausteine sind der leerer Innenkreis, das Aspektebild, die Planeten, der Tierkreis und die 12 Häuser.

Leerer Innenkreis

In der Mitte des Horoskops findet sich ein Kreis, der das Persönlichkeitszentrum des Menschen symbolisiert. Die humanistischen Psychologie verknüpft die Wahrnehmung dieses inneren Zentrums mit der Entwicklung von Selbst-Bewusstsein: Ich weiß, wer ich selbst bin!

In der Mandala-Horoskopzeichnung bleibt dieser Kreis leer. Damit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass wir dem inneren Raum eines anderen Menschen Achtung und Respekt entgegenbringen.

Aspektebild

Die roten, blauen und grünen Verbindungslinien zwischen den Planeten nennt man in der Astrologie Aspekte. Aspekte ergeben sich durch die Aufteilung des Kreises in mathematische Winkel. Sie beschreiben die Art und Weise von Kommunikation zwischen den einzelnen Planeten und können als energetische Beziehungen beschrieben werden, angefangen vom Energiefluss beim Trigon bis hin zur Blockade und dem Energiestau beim Quadrat.

Die Planeten als innere Personen können sich gegenseitig unterstützen oder behindern. Sowohl die einzelnen Aspekte und Aspektefiguren als auch das Aspektebild in seiner Gesamtheit werden bei einer ganzheitlichen Deutung berücksichtigt.

Planeten

Die zehn Planeten der Astrologie sind sogenannte Wandelsterne, die sich in elliptischen Bahnen um das Zentralgestirn Sonne bewegen. Die Namen der Planeten sind, von den Hauptlichtern Sonne und Mond abgesehen, sind die Namen von Göttern und Göttinnen in der griechisch-römischen Mythologie. Die Planeten repräsentieren verschiedene Persönlichkeitsanteile, die im Innern unserer Seele bewusst und unbewusst agieren.

Jeder Mensch ist insofern eine „multiple“ Persönlichkeit, denn die Planeten verfolgen sehr unterschiedliche und gegensätzliche Ziele. Ihr gemeinsames Agieren in grundlegenden menschlichen Lebensituationen spiegelt sich in den großen Dramen, Tragödien und Mythen der griechisch-westlichen Kultur wider.

In der Anthroposophie werden die Planeten auch als kosmische Bildekräfte verstanden, während sie in der Terminologie von C.G. Jung als Archetypen bezeichnet werden, d.h. als unbewusste Urbilder des Seelenlebens.

Tierkreis

Der Tierkreis, der im Altertum „Seele der Natur“ genannt wurde, bildet in einem Horoskop als Ekliptik das kosmische Bezugssystem. Die Tierkreiszeichen sind zwölf verschiedene Grundmuster von Energien, die in sich zusammenhängend einen organischen Kreislauf von Werden und Vergehen beschreiben. Diesen organischen Kreislauf erleben wir auf der westlichen Halbkugel wie selbstverständlich als Jahreskreis mit den vier Jahreszeiten.

In der esoterischen Astrologie wird der Tierkreis auch als eine Art Zeitspeicher gesehen und mit einem geheimnisvollen klingenden Begriff, nämlich Akasha-Chronik, versehen. Einfach ausgedrückt meint man damit, dass sämtliche Erfahrungen der Erde und der Menschheit in verschlüsselter Form in den zwölf Zeichen enthalten sind. Der Tierkreis wird so zu einem Grundmodell des Lebens.

Die Tierkreiszeichen können ebenso wie die Planeten als archetypische Symbole bezeichnet werden. In der psychologischen Astrologie werden die Energien der zwölf Zeichen als Anlagekräfte gedeutet. Man könnte auch sagen, sie stehen für die Erbanlagen, also all das, was in uns angelegt ist und zur Verwirklichung drängt.

Häuserkreis

Der äußere Kreis der zwölf Häuser bildet das irdische Bezugssystem. Die Berechnung der Häuser beruht darauf, dass wir das kosmische Geschehen auf einen Ort der Erdoberfläche, nämlich den Geburtsort beziehen. Die Grundlage jedes Häusersystems ist die Aufteilung in vier Quadranten. Die Zahl vier und das Quadrat waren in allen alten Kulturen immer ein Symbol für die Orientierung im Raum und gleichzeitig für die materielle Ebene des Daseins.

In der Astrologie werden die Häuser als konkrete Alltagserfahrung gedeutet. Esoterisch gesehen werden die Häuser in dem Moment wirksam, in dem sich die Seele inkarniert. Inkarnation leitet sich vom lateinischen „incarnare“ ab und bedeutet wörtlich übersetzt: „ins Fleisch treten oder Fleisch werden.“

Die Seele eines Menschen nimmt mit der Geburt einen Körper an, um während einer bestimmten Zeitspanne auf der Erde Lernerfahrungen zu machen. Diese Lebensaufgabe oder Lernerfahrung ist das Kreuz, mit dem wir geboren werden und dass wir Zeit unseres Lebens tragen müssen. Astrologisch wird diese Tatsache sichtbar an den Eckpunkten des Raumkreuzes, dem Aszendenten (AC) und dem Medium Coeli (MC).

Der Kreis der Häuser beschreibt somit unsere Beziehung zur Welt, die uns umgibt. Die zwölf Häuser stehen für die Umwelt und die Umweltbedingungen, in die wir mit unseren Anlagen hineingeboren werden.

Weg zur Mitte

Je mehr wir zum inneren Kern des Horoskopes vordringen, umso mehr lernen wir, uns von den Wertvorstellungen der Umwelt frei zu machen und unser wahres Ich zu entdecken. Die Konzentration auf die Mitte des Horoskops ist der Weg von Außen nach Innen, ist der Weg zum Selbst, zur Erfahrung des inneren Wesens-Zentrums.

Anmerkungen

[1]

C.G. Jung Mandala – Bilder aus dem Unbewussten, Olten 1977, S. 81

[2]

C.G. Jung Mandala – Bilder aus dem Unbewussten, ebd.

Dieser Artikel wurde mit dem Start von Astrologos am 17. Juli 2002  veröffentlicht, er erschien außerdem in der 13. Ausgabe der Astrologiezeitschrift „Astroforum Sternzeit“ Ende 2002.

Bildquelle: Mandala von Monika Meer. Die Horoskopgrafik wurde mit Galiastro erstellt.

 

 

 

Astro-Tipps für Reisende

Wer Planeten in den Zeichen Zwillinge und Schütze hat, geht gerne auf Reisen. Während die Zwillinge Kurzreisen lieben, treibt es die Schützen hinaus in die große weite Welt. Fernweh und Fernreisen gehören zum Lebenselixier des neunten Zeichens.

Reisen bildet! Das ist das Motto des Schützemenschen. Hermann Graf Keyserling behauptet in seinem berühmten „Reisetagebuch eines Philosophen“, dass der kürzeste Weg zum Selbst einmal um die ganze Welt führt. Er hatte Jupiter im ersten Haus.

In diesem Sinnen wünsche ich Ihnen gute Reise und viel Freude mit den Astro-Reisetipps.

 

Paris mon amour

Paris war zu den Zeiten der Belle Epoque das Zentrum der Moderne. Im Herzen dieser Stadt wurde mehr gedacht, gesprochen und geschrieben als irgendwo sonst auf der Welt. Das behauptet zumindest Jean Giradoux. Allgemein wird Paris als Waage-Stadt gesehen. Die Haute Couture wurde hier erfunden und Paris ist die Stadt der Liebe.

Der älteste Teil der Hauptstadt ist die Ile de la Cité. Seit dem 12. Jahrhundert ist die Insel mit der Kathedrale von Notre-Dame das Zentrum der Seine-Metropole, Vor dem Haupteingang ist im Pflaster der Point Zero eingelegt, Frankreichs Referenzpunkt für Entfernungsangaben.

Über die berühmte Brücke Pont Neuf ist die Ile de la Cité mit den anderen Stadtteilen verbunden.

Rive gauche, nämlich links der Seine, ist das traditionelle Gelehrten- und Bildungsviertel mit dem berühmtesten englischen Buchladen in Paris am Quai Viviani. Tout le monde traf sich damals hier oder am Montparnasse, James Joyce, Gertrude Stein, Ernest Hemingway, Pablo Picasso, Man Ray….

Zwischen dem Eiffelturm und der École Militaire erstreckt sich das Gelände des Champs de Mars, das Marsfeld, ehemals ein kriegerischer Ort, heute einer von zahlreichen schönen Plätzen der Stadt.

 

Institut für tibetisch-medizinische Astrologie

Das Institut für tibetisch-medizinische Astrologie – Men Tsee Khang – wurde 1961 im Exil der Tibeter in Dharamsala vom jetzigen vierzehnten Dalai Lama gegründet. Men Tsee Khang setzt sich zusammen aus Men (Medizin), Tsee (Astrologie) und Khang (Zuhause) und ist die Verbindung von Astrologie und Medizin unter einem Dach.

Die medizinische Astrologie, die dort praktiziert wird, geht zurück auf die Lehren Yuthok Yanthen Gompos, der im siebten Jahrhundert der Leibarzt des tibetischen Königs war. Wesentliche philosophische Grundlagen liefert das sogenannte Kalachakra, die tibetische Lehre vom Rad der Zeit.

Auf die großformatigen Horoskope des Men Tsee Khang muss man lange warten, sie werden ca. ein halbes Jahr nach der Bestellung geliefert. Die Berechnung erfolgt nach dem tibetischen Mondkalender. Die Deutung basiert auf ayurvedischen Lehren und dem fünf-Elemente-System. Man bekommt erstaunlich konkrete medizinische Prognosen für einzelne Lebensjahre.

Weitere Informationen über die Arbeit des Men Tsee Khang und die tibetische medizinische Astrologie entnehmen die geneigten LeserInnen bitte der hochoffiziellen Tibet-Seite.

 

Die Algarve

Die Algarve hat ihren Namen von den Mauren erhalten, sie nannten die südwestliche Küste der iberischen Halbinsel Al Gharb (der Westen).  Zwischen 711 und 1250 sorgten die Mauren für eine Blüte der Wissenschaften und Künste. Spuren sind noch heute zu finden, so etwa in Silves, das ehemals Hauptstadt des Königreichs Al Gharb war.

Heute lebt die Region vom Tourismus, weiße Sandstrände zwischen rötlichen Steilklippen aus Sandstein bieten dem sonnenhungrigen Urlauber nahezu in jeder Jahreszeit angenehme Temperaturen, der Fischfang ist als Einnahmequelle seit Jahrzehnten rückläufig. Doch Neptun ist trotzdem allgegenwärtig, in Form der zahlreichen Fischmotive auf Keramikprodukten, aber auch im Fadogesang und der „Saudade„, einer portugiesischen Spielart der Melancholie. Und nicht zuletzt ist der historisch begründete und landesweit verbreitete „Sebastianismo“ dem Weltschmerz des Fischezeichens sehr nahe.

 

Tarotgarten bei Pescia Florentina

Bei Pescia Fiorentina, nahe der Grenze zur Region Latium, kann man auf einem Hügel nördlich der Aureliastraße den „Giardino dei Tarocchi“ bewundern.

Es ist der Tarotgarten der Künstlerin Niki de Saint Phalle, deren große Nanas in zahlreichen Hauptstädten auf der ganzen Welt zu finden sind, u.a. in Paris vor dem Centre Pompidou.

Die zweiundzwanzig Tarotkarten der Großen Arkana sind in diesem Gartenpark als mächtige phantastische Skulpturen mit Symbolen, Spiegeln und farbiger Keramik zwischen jahrhundertealten Bäumen zu besichtigen.

Niki de Saint Phalle war Skorpionaszendent mit einer Skorpionsonne am Aszendenten. Die Skulptur, die der 13. Karte im Tarot, dem Tod, zugeordnet wird, hat ihr nach eigenem Bekunden am meisten Spaß bereitet.

 

Aby Warburg Sammlung im Hamburger Planetarium

Das Hamburger Planetarium ist seit 1930 in einem ehemaligen großen Wasserturm im Stadtteil Winterhude untergebracht. Hier war schon in den dreißiger Jahren die Sammlung zur Geschichte von Sternglaube und Sternkunde zu sehen, die der Kunsthistoriker Aby Warburg für sein Mnemosyne-Projekt zusammengetragen hatte.
Mnemosyne, die griechische Göttin der Erinnerung und Mutter der Musen, war Namensgeberin für diesen großen Bildatlas, in dem Warburg anhand von ikonografischen Reihen und sinnträchtigen Bildkonstellationen das Bildgedächtnis der europäischen Kultur rekonstruieren wollte.

 

Astronomische Uhr im Straßburger Münster

J.W. von Goethe lebte ab 1770 in Straßburg und geriet beim Anblick des Straßburger Münsters ins Schwärmen. Kein Wunder! Fast 250 Jahre war die Kathedrale mit ihrem Nordturm von 142 Metern das höchste Gebäude der Welt.

Die astronomische Uhr aus dem 16. Jahrhundert ist ein besonderes Highlight für Astrofreunde. Die Synthese von Kunst und Technik, so wie sie in der Renaissance gepflegt wurde, zeigt sich hier in ihrer ganzen Pracht. Im unteren Teil der Uhr zeigt ein ewiger Kalender den jeweiligen Tag an. Davor ist eine Himmelskugel zu sehen, links ein Kirchenkalender zur Berechnung der beweglichen Festtage, rechts außen sind Sonnen- und Mondgleichungen zu verfolgen.

Über dem ewigen Kalender erscheinen im Turnus die Gottheiten der sieben Wochentage auf ihrem Wagen. Im oberen Mittelteil ist ein kopernikanisches Planetarium zu sehen, darüber eine Kugel mit den Mondphasen.

 

Glastonbury

Glastonbury, ein kleines Städtchen im Süden Englands, gilt als britisches Woodstock. Doch nicht nur im Juni zum alljährlichen Open-Air Festival wird der Ort von Neo-Hippies, Druiden und New-Age Begeisterten heimgesucht. Denn Glastonbury, das ist die einst sagenumwobene Insel Avalon. Am Fuße des Hügels Tor sollen Eingeweihte den Eingang zum Feenreich Annwn finden. Einen Steinwurf weit entfernt liegt die Quelle Chalice Well. Einer Legende zufolge wurde hier im Jahre 63 n. Chr. der Gralskelch vergraben. In den Ruinen der alten Glastonbury Abbey ist die Grabstätte von König Artus und seiner Gemahlin Guinivere.

Wer den heiligen Gral sucht, wird ihn (wenn überhaupt) in Glastonbury finden. Die Steinkreise von Stonehenge und Avebury liegen auf dem Weg, wenn man von London aus auf den Spuren Merlins in den Südwesten Emglands reist.

 

New York City

Urlaub nach Südengland empfiehlt sich für Neptuntransite, New York City hingegen ist ein Reiseziel im Zeichen der Zwillingsenergie. Nicht umsonst nennt man die eigentliche Hauptstadt der USA „the City that never sleeps!“ Nirgendwo kann man so schnell durch verschiedene Welten eilen. Nur wenige hundert Meter läuft man, um von Soho über Little Italy nach Chinatown und zur Wall Street zu gelangen.

Für Kurzreisen empfiehlt sich ein straightes Sighseeing-Programm. Es gibt einfach viel zuviel zu sehen. So kann die Auswahl leicht zur Qual werden.

Unverzichtbar sind ein Ausflug nach Coney Islands, ein Spaziergang im Central Park und über die Brooklyn-Bridge, der Besuch des Metropolitan Museum und der Blick vom Empire State Building.

Mögen Sie wie seinerzeit Hermes mit Flügeln an den Füßen gesegnet sein, wenn Sie sich aufmachen, die Weltmetropole der Kommunikation erkunden!

 

Kathedrale von Chartres

Die Notre-Dame Kathedralen von Bayeux, Rouen, Amiens, Reims, Laon, Paris, Chartres und Evreux bilden, wie Louis Charpentier festgestellt hat, das Sternbild der Jungfrau auf Erden ab. Alle acht Kirchen sind Maria geweiht.
Alleine schon diese Tatsache ist bemerkenswert und lässt staunen, nahezu schwindlig machen jedoch die gigantischen Ausmaße der gotischen Kathedrale zu Chartres. Die beiden Türme des Westportals sind ungefähr 110 m hoch, das Kirchenschiff 130 m lang.
Die wunderschönen Glasfenster, wie etwa das Fenster der blauen Jungfrau oder das Tierkreiszeichenfenster und die hohen Spitzbögen im Inneren der Kathedrale lassen erahnen, wie sehr sich der kleine mittelalterliche Mensch mit dem großen Universum verbunden fühlte.

 

Athenebrunnen in Wien

Vor dem österreichischem Parlamentsgebäude wurde 1918 die Republik ausgerufen. Und hier an diesem historischen Ort findet sich eine der schönsten Ringplastiken, der prächige Pallas-Athene-Brunnen, der zwischen 1893 und 1902 erbaut wurde. Vier liegende Figuren stellen allegorisch die wichtigsten Flüsse der Monarchie dar. Darüber erheben sich die beiden Frauenfiguren für die gesetzgebende und die vollziehende Gewalt.

Und über allen thront hoch oben auf einer Säule die Göttin der Weisheit, Pallas Athene, mit ihrem goldenen Helm. Pallas Athene soll ja dem Haupt von Zeus entsprungen sein, sie ist also eine Göttin per Kopfgeburt.

 

Der Neptunbrunnen in Berlin

Am 1. November 1891 wird der Neptunbrunnen unter einer Konjunktion von Neptun und Pluto feierlich eingeweiht. Es ist ein Skorpion-Neumond und die Stadt Berlin macht dem damals noch jungem Kaiser Wilhelm II. mit diesem Brunnen ein Geschenk zum Amtsantritt.

Bis 1951 stand Neptun mit seinen Gefährtinnen vor dem Berliner Stadtschloss. 1969 wurde der Brunnen dann im Achsenschnitt von Fernsehturm und Rotem Rathaus neu aufgestellt.

Schöpfer des Bauwerks war der Berliner Bildhauer Reinhold Begas. Die Ähnlichkeiten zum Brunnen der Pallas-Athene in Wien sind unübersehbar, auch hier werden vier Flüsse in allegorischer Form als Nymphen dargestellt. In ihrer Mitte thront Neptun-Poseidon mit seinem Dreizack auf einer Muschel, die von vier Tritonen getragen wird.
Fische- und Skorpion-Geborene dürften sich an diesem Ort besonders wohlfühlen.

 

Würzburger Residenz

Liebhaber des Barock können in Würzburg Station machen – und das prächtige Schloss des Fürstbischofs von Schönborn besuchen. Der Architekt der Residenz war Balthasar Neumann, der auch die Kapelle in Vierzehnheiligen baute. Das Treppenhaus mit seinen wunderbaren und atemberaubenden Deckenfresken ist weltberühmt.

Der Venezianer Giovanni Battista Tiepolo malte hier von 1750 bis 1753 die damals bekannten vier Erdteile und schmückte sie mit Gestalten und Göttern aus der griechisch-römischen Mythologie. Apollon zieht mit seinem Sonnenwagen am Himmel entlang, Venus, Amor, Bacchus, Ceres und Fortuna, Saturn, Merkur und Zeus, alle sind sie hier versammelt.

 

Kathedralen der Industriekultur

Die Geschichte des Ruhrgebiets ist auch eine Geschichte der Industrialisierung und ihrer zerstörerischen Folgen. Noch vor einem halben Jahrhundert boomten Kohle und Stahl. Das deutsche Wirtschaftswunder wurde zwischen Ruhr und Emscher erarbeitet. Mit dem Zechensterben in den sechziger Jahren begann der Niedergang. Heute werden im Ruhrgebiet exemplarisch postindustrielle Perspektiven entwickelt.

Ehemalige Hochöfen, Zechen, Kokereien und Gasometer verwandeln sich in Gründer- oder Sportzentren, Museen und Theater, umgeben von Stadtteilparks, die über ein Fahrradwegenetz miteinander verbunden sind.

Vorzeigeprojekt der Region ist die Essener Zeche Zollverein, die als Weltkulturerbe der Unesco imKulturhauptstadtjahr einen zentralen Ankerpunkt bildet. Mehrere Museen sind auf dem Gelände angesiedelt.

Weitere Industriedenkmäler wie die Bochumer Jahrhunderthalle, der Gasometer in Oberhausen oder das ehemalige Hüttenwerk im Landschaftspark Duisburg-Nord sind Schauplätze für hochkarätige Kulturveranstaltungen.

 

Neptunwelten berichtet regelmäßig über Ereignisse in der Region und hat dazu eine eigene Rubrik geschaffen: Tief im Westen.

 

Zodiak Restaurant in Essen

Weltenreisende, die im Kulturhauptstadtjahr den Weg nach Essen finden, können in der Witteringstraße 41 im ältesten vegetarischen Restaurant des Ruhrgebiets ihre Pizza nach den zwölf Tierkreiszeichen auswählen.

Die Astrotipps für Reisende sind seit dem 3. Dezember 2003 online, werden unregelmäßig ergänzt und sind exklusiv nur auf Astrologos zu lesen.