Venus als Abendstern

Diese milden Novembertage mit niedrigem Sonnenstand schenken uns derzeit traumhaft schöne Sonnenuntergänge. Und aktuell leuchtet zur blauen Stunde die Venus strahlend-hell im Westen über dem Horizont.

Dabei hat die Venus ihre größte Entfernung zur Sonne bereits Ende Oktober erreicht. Am 29. Oktober betrug der Abstand zwischen Venus und Sonne 46 Grad. In den kommenden Wochen wird dieser Abstand geringer, nicht zuletzt, weil die Venus aus der Perspektive der Erde betrachtet im Dezember ihre Retrophase beginnt.

Sie dauert rund sechs Wochen, vom 19. Dezember 2021 bis zum 29. Januar 2022. Und da die Venus ziemlich am Ende des Zeichens Steinbock den Rückwärtsgang einlegt, wird sie bis zum 6. März in diesem kargen Winterzeichen unterwegs sein. Insgesamt ist sie also nach ihrem Wechsel vom Schützen ins zehnte Zeichen am 5. November vier Monate in einem Tierkreiszeichen.

Astronomisch gesehen wird sie in diesem Zeitraum vom Abendhimmel verschwinden und für einige Zeit unsichtbar sein. Während dieser Phase begegnet sie der Sonne am 9. Januar 2022 und wenn sie sich weit genug von der Sonne entfernt hat, wird sie als Morgenstern am östlichen Horizont wieder auftauchen.

Während die Venus im Steinbock unterwegs ist, trifft sie gleich dreimal auf Pluto, zum ersten Mal am 11. Dezember, ein zweites Mal während ihrer Rückläufigkeit am ersten Weihnachtstag und dann am 3. März im nächsten Jahr.

Wie lässt sich dieser ungewöhnlich lange Zeitraum mit Venus im Steinbock konstruktiv nutzen? Da die Venus für Beziehungen steht und für das, was wir anziehend und sympathisch finden, kann der nüchterne Steinbock mit seinem Herrscher Saturn helfen,  klarer zu sehen, welche Rolle Freund:innen und Bekannte, Familie und Kollegen in unserem Leben spielen.

Dann kann zum Beispiel deutlich werden, dass die 800 Freunde, die wir bei Facebook haben, gar keine Freunde sind, sondern zum größten Teil entfernte Bekannte, denen wir vielleicht sogar noch nie persönlich begegnet sind.

Oder wir erkennen bei der dreimaligen Begegnung von Venus und Pluto, dass auch Freundschaften ein Verfallsdatum haben und dass Wege auseinandergehen können. Denn Pluto fordert von uns., loszulassen, was sich überlebt hat und nicht mehr stimmig ist.

Die rückläufige Venus konfrontiert uns aber auch mit vergangenen Liebschaften und Freundschaften, möglicherweise mit Begegnungen, die rund acht Jahre zurückliegen. Plötzlich taucht jemand wieder auf, der damals (2014 oder 2006 oder 1998) eine wichtige Rolle im Leben gespielt hat und den wir aus den Augen verloren haben.

So oder so lohnt es sich in jedem Fall, am Abend nach Sonnenuntergang die strahlende Venus im Westen zu beobachten. Die Astronomen haben bereits darauf hingewiesen, dass sie am 9. Dezember ihr Helligkeitsmaximum erreicht.

Zwei Tage vorher wird die Sichel des Mondes in ihrer Nähe zu sehen sein. Freuen wir uns also auf schöne Himmelsereignisse in der Vorweihnachtszeit. Und nutzen die steinböckische Venus, um Klarheit über unsere Beziehungen zu gewinnen.