Mars im Rückwärtsgang

Wenn heute mittag, einen Tag vor Halloween, der stürmische Mars seinen Rückwärtsgang einlegt, beginnt eine Phase von zweieinhalb Monaten, in denen es sinnvoll sein kann, innezuhalten und angestrebte Ziele noch einmal zu überdenken.

Bekanntlich laufen alle Planeten bis auf Sonne und Mond in regelmäßigen Rhythmen für eine Weile am Himmel zurück. Dieses Phänomen beruht darauf, dass wir die Bewegungen der Gestirne von der Erde aus beobachten.

In der Astrologie sind nun ein ganze Reihe von Regeln und Empfehlungen mit den Retrophasen der Planeten verbunden. Im Geburtshoroskop sollen sie auf karmische Belastungen hinweisen und traditionell gelten sie als geschwächt, bei Merkur sollen wir keine Verträge unterschreiben und wenn Mars alle zwei Jahre rückläufig wird, sollte man jede Form von Auseinandersetzung vermeiden und keinen Neustart wagen.

Genau genommen heißt Rückläufigkeit aber schlicht und einfach nur, dass ein Planet eine bestimmte Strecke im Tierkreis mehrfach besucht. Denn bevor er an einem bestimmten Punkt rückläufig wird und dabei im Fall von Mars rund 18 Grad zurückwandert, hat er genau dieses Stück seines Weges bereits einmal vorwärts durchlaufen und wird am Ende seiner Retrophase erneut vorwärts und ein drittes Mal diese Wegstrecke machen.

Wie im wirklichen Leben haben wir nun die Gelegenheit, ein Thema mehr als einmal anzugucken, etwas zu begreifen, indem wir zurückschauen und uns fragen, woher wir kommen. Vor allem die langen Retrophasen der langsam laufenden Planeten erzählen darüber, dass Leben und Lernen nicht immer straight vorwärts passiert. Manchmal müssen wir Umwege machen oder landen in Warteschleifen. Und das ist gut so, auch wenn uns die Gesellschaft erzählt, dass wir ohne Atempause vorwärts rennen sollen.

Im Fall von Mars beginnt der Weg zurück bei 25 Grad und 37 Minuten im Zeichen Zwillinge. Am 12. Januar, wenn er seine Station erreicht, also stehenbleibt, um dann wieder vorwärts zu laufen, befindet er sich auf 8 Grad und 6 Bogenminuten. Doch die gesamte Schleife, die er läuft, begann schon am 1. September, denn an diesem Tag stand Mars genau auf 8 Grad. Erst am 16. März ist er dann erneut auf 25 Grad angekommen. Mars ist also alle zwei Jahre für ein halbes Jahr in einem sehr kleinen Teil des Tierkreise unterwegs. Selbst der ungestüme und stets leistungsbereite Mars lässt sich so viel Zeit, um einmal tief durchzuatmen, auszuatmen und sich auszuruhen.

im Herbst vor zwei Jahren wurde Mars in der zweiten Hälfte des Widders rückläufig und bildete mehrfach Quadrate zu Saturn und Pluto, entsprechend schlecht und gereizt war die allgemeine Stimmung am Ende des ersten Corona-Jahres. Dieses Mal befindet sich Mars im kommunikativen Zeichen Zwillinge und bildet über mehrere Wochen hinweg ein Quadrat zu Neptun. Es kann sinnvoll sein, in diesem Zeitraum verstärkt nach innen zu hören, vielleicht ein kurzes oder längeres Retreat im Schweigen einzuplanen. Oder einer vorhandenen Erschöpfung Raum zu geben und sich etwas mehr Ruhe zu gönnen.

Da sich in diesem Jahr die Retrophase von Mars über die Weihnachtsfeiertage und die Rauhnächte erstreckt, besteht hoffentlich für viele Menschen die Möglichkeit, die eigenen Ziele zu reflektieren und sich die Frage zu stellen, wofür ich mich einsetzen möchte. Außerdem ist jetzt eine gute Zeit, die vielen Umbrüche der letzten Jahre tiefer zu verarbeiten und sich innerlich neu auszurichten, In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern eine produktive Mars-Retrophase.

Bildnachweis: Die Darstellung des Liebespaares Venus und Mars hat Sandro Botticelli im 15. Jahrhundert gemalt. Mars-Ares, der Kriegsgott, hat seine Rüstung abgelegt, um es sich gemütlich zu machen. In der  Wikipedia ist dieses Gemälde als gemeinfrei verzeichnet.

 

 

 

 

 

Nachklang zum Astrologenkongress des DAV

Vor zwei Wochen fand in Bad Kissingen der große Jubiläumskongress des Astrologenverbandes statt. Denn im Herbst vor 75 Jahren wurde der DAV in Wiesbaden gegründet. Es war ein großartiger Kongress, mit vielen tollen Vorträgen und zahlreichen Begegnungen. Nachdem der Kongress 2020 coronabedingt ausfallen musste und letztes Jahr „nur“ online veranstaltet werden konnte, war es natürlich besonders toll, all den vielen Kolleg*innen wieder persönlich zu begegnen.

Deutscher Astrologenverband (DAV), 16. Oktober 1947, 12.26 Uhr (MEZ), Wiesbaden, D
Datenquelle: Chronik des DAV

In den nächsten Tagen wird es sicher ein Recap auf den Seiten des Verbandes geben, deshalb möchte ich hier die Gelegenheit nutzen, endlich nach 15 Jahren ein Update des Geburtshoroskops zu publizieren. Als ich zum 60. Geburtstag gratulierte, wusste niemand, dass die Geburtszeit von 10.06 Uhr den Beginn der Gründungsversammlung markiert. Doch der Beschluss, einen Astrologenverband zu gründen, geschah erst um 12.26 Uhr. Das ist erst seit ein paar Jahren bekannt und so tritt nun eine hoffnungsfroher Schütze-Aszendent an die Stelle des Skorpion-AC.

In meinem Geburtstagsvortrag bin ich darauf eingegangen, dass trotz des Schütze-AC die starke Betonung des Skorpionzeichens bleibt. Vier persönliche Planeten befinden sich im achten Zeichen, nämlich Venus, Mond, Merkur und Jupiter. Außerdem steht Pluto im Löwen in der exakten Halbsumme von Mars und Saturn. So habe ich dann auch in meiner Powerpoint für die Waage-Sonne eine Darstellung gewählt, die verdeutlicht, wie sehr diese harmonieliebende Sonne immer wieder mit den „Drachen“ ringen muss, um ein Gleichgewicht der Kräfte herzustellen.

Was ich bei meinem Vortrag nicht erzählt habe und sehr gut zum Skorpion passt: das Horoskop des DAV blieb viele Jahrzehnte geheim. Offenbar wussten nur wenige „eingeweihte“ Mitglieder um die genaue Gründungszeit. Erst knapp 40 Jahre später hat ein Kollege die Daten verraten und so wurde das Geburtshoroskop 1986 erstmals in der verbandseigenen Zeitschrift Meridian öffentlich bekanntgegeben.

Zum Schluss noch eine persönliche Anmerkung. Für mich begann der Kongress mit einem sehr schönen Erlebnis während der Mitgliederversammlung. Ich wurde nämlich zum Ehrenmitglied ernannt und mein wunderbarer Kollege und Freund Christian König hat eine Laudatio gehalten, die mich (fast) zu Tränen gerührt hat. Wer sie nachlesen möchte, wird hier fündig. Danke lieber DAV, danke Christian.