Vor der Haustür des Ruhrgebiets liegt das Sauerland. Fährt man von Dortmund aus Richtung Osten und biegt irgendwann bei Soest rechts ab Richtung Süden, landet man am Möhnesee. Oberhalb des Sees liegt die kleine Drüggelter Kapelle, eine kleine Kirche auf der Anhöhe und – das ist ungewöhnlich – ein Rundbau mit zwölf Ecken und sehr schmalen Säulen, in deren Kapitelle geheimnisvolle Zeichen geritzt sind. Eines davon zeigt einen Widder mit seinen nach innen gebogenen Hörnern.
Noch weiter südlich liegt Wormbach, ebenfalls ein besonderer Ort und vermutlich eine astronomische Beobachtungsstätte, mit der in vorchristlicher Zeit die Wanderung der Sonne im Jahreskreislauf gemessen werden konnte.
Heute findet man auf einer Anhöhe die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde und in ihrem Deckengewölbe die 12 Tierkreiszeichen zeigt. Die Ausmalung des Deckengewölbes und vor allem die Anordnung der Tierkreiszeichen ist einmalig im nordeuropäischen Bereich.
Der ehemalige Leiter der Bochumer Sternwarte, Professor Heinz Kaminski, hat diesen Ort untersucht und mit einem Zeiss-Planetariumsgerät vermessen. Dabei stellte er zunächst fest, dass vom Kirchplatz aus Richtung Osten die Sonne zu den Tag- und Nachtgleichen genau über einer Bergkuppe aufgeht, die 658 Meter hoch liegt. Wormbach selbst liegt auf 414 Metern Höhe und die Kapelle mit dem dazugehörigen Friedhof ist exakt nach Osten und Westen ausgerichtet.
Mit der Vermessung des Umlandes und der Ausrichtung der Kapelle nach den vier Himmelsrichtungen hat Kaminski die Ausrichtung der Tierkreiszeichen mit ihren Abschluss-Steinen enträtselt. Sie veranschaulichen nämlich einerseits die exakte Position des Frühlingspunktes um 1200, aber auch die Extrempositionen des ersten Frühlingsvollmondes, der für die Berechnung des Osterfestes wichtig war.
Damit ist die Kapelle zu Wormbach ein weiteres Zeugnis für die umfassenden astronomischen Kenntnisse der Mönche im Mittelalter. Auch wenn die katholischen Kirche sich schon früh von einer volkstümlichen Astrologie distanzierte, gehörten Astronomie und Astrologie im Mittelalter zusammen. Und man kann davon ausgehen, dass die gebildeten Kirchenlehrer den nächtlichen Sternenhimmel und die Bewegungen der Gestirne mit Staunen und Ehrfurcht beobachtet haben.
Heute ist nun Wintersonnenwende, auf unserer nördlichen Halbkugel hat die Sonne ihren tiefsten Stand erreicht. Gleichzeitig hat sie ihre maximale Deklination südlich des Himmelsäquators erreicht. Im Ruhrgebiet lässt sich die Wanderung der Sonne am Horizont besonders gut auf den Halden beobachten. Vor allem die Halde Hoheward mit ihrem großen Horizontobservatorium zeigt die jährliche Bewegung der Sonne sehr anschaulich. Sie sehen hier den Sonnenuntergang zur Wintersonnenwende und zur Tag- und Nachtgleiche.
Bildquelle: Fotos Monika Meer