In den vergangenen Monaten war die Venus als hell leuchtender Planet am westlichen Abendhimmel zu sehen, besonders schön, wenn sich die Mondsichel dazu gesellte wie im November 2016 und seit Beginn des neuen Jahres stand der rötliche Mars einige Wochen lang in ihrer Nähe.
Inzwischen ist Mars ganz alleine nach Sonnenuntergang tief im Westen zu beobachten. Denn seit Beginn der rückläufigen Phase am 4. März bewegt sich die Venus auf die Sonne zu, um am gestrigen Samstag mit ihr zu verschmelzen. In den Tagen um den 25. März ist die Venus kurz als Morgen- und als Abendstern zu sehen, da sie während ihrer Konjunktion ca. 8 Grad nördlich an der Sonne vorbeizieht.
Die Venus geht nun in den kommenden Monaten immer früher vor der Sonne auf. Im Tierkreis steht sie also vor der Sonne und nicht hinter ihr, wie es bis zum Beginn ihrer Retrophase der Fall war. Am 15. April wird die dann Venus stationär und anschließend wieder vorwärts wandern.
Sie befindet sich an diesem Tag im Tierkreis auf 27 Grad Fische, während die Sonne am 15. April bei 25 Grad Widder stehen wird. Beide Planeten sind dann fast genau ein Zeichen voneinander entfernt. Schon die Chaldäer kannten diesen besonderen Zyklus der Venus, ihre Rückwärtsbewegung, die sich alle anderthalb Jahre für rund 40 Tage vollzieht. Und sie wussten bereits, dass die Grade ihrer Station ein Pentagramm bilden, wenn man sie im Tierkreis miteinander verbindet.
Die griechische Antike schenkte der Morgenstern-Venus das Domizil im Stier, während die Venus als Abendstern in der Waage ihr Zuhause gefunden hat. Im Stier ist sie Venus Pandemos, die sinnliche Venus, die ihren Körper genießt und verwöhnen möchte. Venus Urania ist die luftige Waage-Venus.
Sie schätzt die gepflegte Konversation, ist friedlich und liebt die schönen Künste. Sie hat ein ausgeprägtes ästhetisches Empfinden und setzt sich für Gerechtigkeit ein. Tizian, der große italienische Maler der Renaissance, malte die himmlische und die irdische Venus. Seine Darstellung macht deutlich, wie sehr Astrologen und Künstler im ausgehenden Mittelalter die weibliche Kraft der Venus wertschätzten.
Beide Spielkarten, sowohl die himmlische als auch die irdische Venus, können uns bereichern und öffnen den Zugang zu den angenehmen Seiten des Lebens. In diesen Tagen, in denen die Venus vom Abendstern zum Morgenstern wird, dürfte es leicht fallen, sich der Venus-Qualitäten bewusst zu werden. Die Sonne bringt es an den Tag.
In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern sonnige und venusische Frühlingstage.
Bildquelle: Foto Monika Meer