Letztes Wochenende gab es in meiner Ausbildungsgruppe eine Diskussion über Zwillinge und Schütze. Beide Zeichen liegen sich im Zodiak genau gegenüber. Sie stehen für gegensätzliche Prinzipien, die dennoch einander anziehen und gemeinsam ein neues und drittes Moment hervorbringen. Die Zwillinge-Schütze-Achse im Tierkreis wird auch Lernachse genannt.

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Wieviele Bücher führen zur Weisheit?  Foto © Monika Heer

Schütze stellt die vielen Fakten und Details, die Zwillinge auf ihrem Weg sammeln, in einen sinnvollen Zusammenhang. Menschen mit Schütze-Betonung sehen gerne in philosophischer Manier das große Ganze, das Übergeordnete, während der typische Zwilling weniger abgehoben und näher am Alltag bleibt, sich aber in der Fülle von Details auch verlieren kann.

Wie es der Zufall so will, stolperte ich gestern beim Perlentauchers auf einen kurzen Text, der punktgenau die Polarität des dritten und neunten Zeichens illustriert. Es handelt sich um den Klappentext von Isaiah Berlins Essay über Tolstojs Geschichtsverständnis. Ich erlaube mir, den Text zu zitieren:

„Der Fuchs weiß viele Dinge, aber der Igel weiß ein großes Ding.“ Dieses Versfragment des griechischen Dichters Archilochos beschreibt die zentrale These von Isaiah Berlins (1909 – 1997) Essay über Tolstoj, in dem er eine fundamentale Unterscheidung trifft – zwischen Leuten (Füchsen), die sich von einer unendlichen Vielfalt von Dingen angezogen fühlen, und solchen (Igeln), die alles auf ein einziges, umfassendes System beziehen. Tolstoj sehnte sich nach einer einheitlichen Sicht der Dinge, aber seine Wahrnehmung von Menschen, Sachen und historischen Augenblicken war so genau, daß er nicht anders konnte, als zu schreiben, wie er sah, fühlte und verstand. Er war von Natur ein Fuchs, der ein Igel sein wollte.“

Da bekommt man doch gleich Lust, die Fabel vom Igel und vom Fuchs zu lesen. Ein Gedicht von Wilhelm Busch zum Thema gibt es als mp3 zum Download.

Bildquelle: Foto Monika Meer