Saturns Rolle im Spiel der Planeten ist nach wie vor ambivalent. Viele sehen ihn auch heute noch als Übeltäter und Gegenpol zum Glücksplaneten Jupiter. Er ist lustfeindlich, spielt Spaßbremse und Bedenkenträger und steht für unsere Ängste und Hemmungen.
Saturn wird erst zum Freund, wenn wir akzeptieren, dass das Leben kein Ponyhof ist.
Seit der Renaissance und Marsilio Ficinos Schriften zu Saturn ist er aber auch als hilfreiche Person bekannt. Denn Saturn weiß um die Notwendigkeiten im Leben, er ist derjenige, der die Not wenden kann. Als Chronos ist er Gott der Zeit und wird oft mit einem Stundenglas abgebildet . Ein kluges Zeitmanagement ist seine Kernkompetenz.
Die subtile Chronos-Darstellung des französischen Künstlers Laurent de la Hyre verrät uns jedoch noch mehr über die wahre Natur des Saturn. Er ist der alte Mann, der über Lebenserfahrung verfügt und deshalb als weiser Ratgeber geschätzt wird. In der Bildmitte oben sehen wir auf einer Säule zwei Gesichter, das Gesicht einer Frau und das eines Mannes.
Laurent de la Hyre Tanz zur Musik der Zeit, Ölgemälde, 17. Jahrhundert
Hier zeigt sich Saturn in seiner Rolle als doppelköpfiger Janus. Dieser Janus ist ein römischer Gott und Namensgeber des Wintermonats Januar. Er kann in die Vergangenheit und Zukunft gucken. Heute wird Saturn oft als Hüter der Schwelle bezeichnet. Er markiert die Grenze zwischen den persönlichen Planeten, die unserem Bewusstsein zugänglich sind und den überpersönlichen Planeten, die für die mächtigen Kräfte des kollektiven Unbewussten stehen.
Saturns Deutung im Horoskop zeigt in der psychologischen Astrologie an, wie gut unsere Schutz- und Abwehrmechanismen funktionieren. Saturn verrät, wie durchlässig das Bewusstsein für Informationen aus dem Unbewussten ist oder ob wir voller Angst unsere tiefsten Gefühle abwehren.
Einige verschlüsselte Botschaften dieses Kunstwerks werden die Freunde der Visual Astrology erfreuen: Saturn hält eine Leier in seiner Hand und wird mit Flügeln gezeichnet, eine eher ungewöhnliche Darstellung. Leier ist jedoch ein Sternbild in der Nähe von Steinbock. während die Flügel zum Schwan gehören, einem Sternbild in der gleichen Himmelsrichtung.
Vier tanzende Frauen sind in der Bildmitte zu bewundern, eine allegorischen Darstellung des Jahreskreislaufs. Die vier Jahreszeiten stellen natürlich auch einen Aspekt der Zeit dar. Das Füllhorn vor den tanzenden Frauen verdeutlicht die Geschenke Jupiters, die demjenigen zuteil werden, der die Arbeit nicht scheut. Ohne Fleiß kein Preis!
Alles in allem atmet diese Darstellung eine Leichtigkeit und eröffnet uns eine neue Sichtweise des Saturnprinzips. Der Blick auf das Horoskop des Künstlers zeigt Saturn im eigenen Zeichen Steinbock. Man kann also von einem stark gestellten Saturn ausgehen.
Laurent de la Hyre, 27. Februar 1606, 12.00 Uhr (LMT), Paris, FR
Datenquelle: Wikipedia, Uhrzeit unbekannt, das Horoskop ist für die Mittagsstände berechnet
Doch dieser Saturn blickt die Sonne freundlich an. Sie steht im Zeichen Fische und Neptun gegenüber. Gemeinsam mit Jupiter im Wassermann, in Konjunktion mit dem rückläufigen Merkur, unterstützt diese Sonne die heitere Sicht auf Probleme und Schwierigkeiten des Lebens.
Was allerdings nicht verschwiegen werden soll: Der Künstler hat die Idee zum Bild bei seinem berühmten Kollegen Nicolas Poussin geklaut. Wer beide Darstellungen vergleicht, wird jedoch feststellen, dass der Saturn Poussins sehr viel älter und weniger viril daherkommt.
Bildquelle: Laurent de la Hyre Tanz zur Musik der Zeit in der Wikipedia.