Irgendwann während der sonnigen Tage im April war ich mit dem Rad am Niederrhein unterwegs und landete in der Nähe von Hünxe vor einem Schloss, Schloss Gartrop, das im 17. Jahrhundert erbaut wurde. Heute noch wird der Eingang zu diesem Wasserschloss von zwei Göttinnen aus der griechischen Mythologie bewacht.
Auf der linken Seite ist die Harmonia zu sehen. Ihr römischer Name ist Concordia. Sie steht für Eintracht und Frieden und bildet in der griechischen Mythologie den Gegenpol zu Eris, Göttin der Zwietracht. Auf der rechten Seite sitzt Athene, Göttin der Klugheit, sie wird von einer Eule begleitet und ihr Schild ist mit dem Schlangenhaupt der Medusa geschmückt.
Interessanterweise trägt die Harmonia in der rechten Hand einen Caduceus, der auch Hermes- oder Äskulapstab genannt wird. Dieser Caduceus ist ein uraltes Symbol der Heilkunde und Heilkunst.
Die Flügel an seiner Spitze verweisen auf Hermes, der in der Astrologie als Götterbote Merkur eine wichtige Rolle spielt. Um den Stab winden sich zwei Schlangen. In der Urform des Caduceus kreuzen sie sich sieben Mal, ein Hinweis auf die sieben Planeten und die sieben Chakren, die als Energiezentren mit den Organen und Funktionen des Körpers in enger Verbindung stehen.
Schlangen sind dem Skorpionzeichen zugeordnet. Skorpion steht für das Stirb- und Werdeprinzip und Wandlungen jeglicher Art. Schlangengifte können tödlich sein, wie das Gift der Königskobra, aber auch heilsam, nämlich in potenzierter Form, wie etwa das Gift der Buschmeisterschlange, in der Homöopathie als Lachesis bekannt. Es ist letzten Endes die Dosierung, die entscheidet, ob eine Substanz krankmacht oder heilt.
Der geflügelte Stab des Merkur mit den Schlangen ist heute immer noch das Symbol für den Arztberuf. Er erinnert uns daran, dass ein guter Arzt den menschlichen Körper als Mikrokosmos im Makrokosmos begreift und Heilkunst mit der Fähigkeit, zu tun hat, eine Umkehr, eine tiefgreifende Wandlung zu initiieren.
In seiner tieferen Bedeutung verweist der Hermesstab auf die Klugheit und Fähigkeit des Geistes, zu analysieren und die Gesetze des Lebens zu verstehen, Zusammenhänge zu begreifen.
Möglicherweise wollte Johann Wilhelm Gröninger, der die Figuren der Harmonie und Athene schuf, daran erinnern, dass es ohne eine kluge Form von Herrschaft keinen Frieden geben kann? Der Neubau der Schloßgebäude fiel nämlich in die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg.
Ich habe mich jedenfalls gefreut, am Wegesrand ein zutiefst astrologisches Symbol zu entdecken. Und zwei Göttinnen, denen wir, selbst wenn sie nicht als Planeten in der Astrologie vorkommen, Merkur- und Venus-Eigenschaften zuordnen.
Außerdem hat mich die Gestalt der Athene einmal mehr an meine verstorbene Kollegin Beate Metz erinnert, denn Beates Homepage heißt Pallas-Athena und ist immer noch im Netz zu finden (danke Wolfgang!). Im August jährt sich ihr Todestag zum fünften Mal. Beate hat die Kleinplaneten intensiv erforscht, Pallas Athen heißt einer der Kleinplaneten im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter.
Bildquelle: Fotos Monika Meer