Vergangene Woche habe ich das ehemalige Frauenkonzentrationslager Ravensbrück besucht. Zwischen Mai 1939 und April 1945 wurden mehr als 120.000 Frauen und Kinder aus 30 Ländern dorthin verschleppt.
Heute ist in Ravensbrück eine Mahn- und Gedenkstätte, die an die schrecklichen und grausamen Verbrechen während der Zeit des Nationalsozialismus erinnert.
Auf dem ehemaligen Lagergelände ist anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung am 30. April 2015 eine neue Ausstellung eingerichtet worden. Sie erzählt vom Schicksal und dem Leiden der polnischen Frauen in Ravensbrück.
Einige Tafeln haben mich sehr berührt. Denn sie zeugen davon, dass es selbst unter menschenunwürdigsten Bedingungen möglich ist, menschlich zu bleiben, solidarisch zu handeln, Liebe und Mitgefühl miteinander zu teilen.
Viele der polnischen Frauen im KZ waren Intellektuelle, politisch denkende Frauen, die sich vor ihrer Verhaftung im Widerstand gegen das Nazi-Regime organisiert hatten.
Ab 1940/1941 begannen die Lehrerinnen unter ihnen, jüngere Mädchen im Lager zu unterrichten, in Literatur und Kunst, in Erdkunde, Sprachen oder Mathematik. Das alles geschah natürlich heimlich. Ich möchte hier eine Passage aus dieser Ausstellung zitieren. Sie bezieht sich auf den Astronomie-Unterricht, den Jadwiga Peretjatkowicz beim sogenannten Appellstehen erteilte.
„Bei dem Unterricht während des Appells verstand sie es, unsere Aufmerksamkeit buchstäblich gen Himmel zu lenken: während des stundenlangen Stehens zeigte sie uns die Sternbilder. Dank ihr vergingen die mühseligen Stunden schneller“, erinnert sich Wanda Wojtasik-Póttawaska. Abends, schreibt Henryka Prus-Stanecka, zeigte sie uns die Sternkonstellationen.
Und Karoline Lanckoronska erinnert sich: „Sie war die einzige, die in ihren Stunden Ansichtsmaterial zur Verfügung hatte, da die Sternbilder überall zu sehen sind, selbst in Ravensbrück. Die Mädchen lauschten mit Vergnügen den Geheimnissen der Wissenschaft, die die Gedanken Richtung Unendlichkeit aufstiegen ließ, weg von den Menschen und somit weit weg vom Bösen.“
Bildquelle: Fotos Monika Meer