Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest. Das Jahr 2016 war für viele Menschen ein schwieriges Jahr, nun verabschiedet es sich allmählich. Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Weihnachtszeit als eine Zeit zwischen den Jahren mit viel Muße genießen können.

Christrose - Helleborus niger

Traditionell ist dieser Zeitraum eine Zeit der Stille, das Leben hält einen Moment den Atem an. Alles kommt zur Ruhe in der heiligen Nacht und in den darauf folgenden Nächten. Und in diesen dunkelsten Nächten des Jahres wird ein neues Licht geboren, denn die lebensspendende Sonne hat nun ihren tiefsten Punkt erreicht und wird in den kommenden Woche und Monaten langsam wieder aufsteigen. Erst ganz langsam, fast unmerklich und dann ab Anfang Februar immer schneller, bis zum Frühlingsbeginn, wenn Tag und Nacht wieder gleich lang sind – und der Frühling beginnt.

Astrologisch gesehen durchläuft die Sonne bis zum Beginn des neuen Jahres die ersten zehn Grade des Steinbockzeichens. In diesem Zeichen regiert Planet Saturn, der die Dinge verlangsamt, für die nötige Erdung sorgt und auch wenn er uns manchmal ausbremst und öfter Nein als Ja sagt, hat er ein ganz lichte Seite.

Diese Qualitäten zeigen sich auch in den Pflanzen, die Saturn zugeordnet sind. Dazu gehört neben dem Beinwell (Symphytum) die Christrose, lateinisch Helleborus niger. Sie wird auch Schneerose, Weihnachtsrose oder wegen ihrer schwarzen Wurzeln schwarze Nieswurz genannt.

Blätter der Christrose

Ihre Blätter sind fleischig und wachsen sehr niedrig am Boden. Die Blüten sind weiß und sternförmig. Der Arzt, Apotheker und Astrologe Nicholas Culpeter verordnete diese giftige Pflanze gegen alle Arten von Melancholie, besonders die langanhaltenden. Er war der Meinung, dass man diese Pflanze vor Verabreichung alchemistisch behandeln solle, da sie so finster sei.

Das Niger im lateinischen Namen steht für die Farbe schwarz. Schwarz ist auch das Nigredo der Alchemisten, eine Phase im alchemistischen Verwandlungsprozess, die wir auch als dunkle Nacht der Seele kennen. Es ist ein Zustand, in dem wir auf nichts mehr hoffen und am tiefsten Punkt angelangt sind. Und in dieser Dunkelheit geschieht das Wunder, denn ein Licht wird geboren.

Die Dichterin Mascha Kaléko hat diesen magischen Moment in einem kleinen Gedicht beschrieben, das besonders den Astrologen und Astrologinnen gefallen dürfte. In diesem Sinne wünsche ich uns allen Zuversicht und ein Gefühl des Aufgehoben-Sein im großen Ganzen. Frohes Fest!

Mascha Kaléko Nachts

Die Nacht
In der das Fürchten wohnt
Hat auch
Die Sterne
Und
Den Mond

Bildquelle: Fotos Monika Meer