Estoy perdido ist spanisch und heißt soviel wie „Ich habe mich verlaufen“ oder wörtlich „Ich bin verloren gegangen“. Das ist mir während meines letzten Urlaubs im Dezember 2017 passiert.

Beginn der Wanderung, 7. Dezember 2017, 12.48 Uhr (GMT), Valle Gran Rey, E
Datenquelle: Mein Reisetagebuch

Ich wusste es aber schon vorher, dass ich mich verlaufen würde, denn ich hatte mir für den Beginn meiner Wanderung ein Stundenhoroskop gestellt. Der Plan war, mit dem Bus hoch in die Berge zu fahren und dort von der Ortschaft Arure über Las Hayas nach El Cercado zu wandern.

Um 12.48 Uhr verschloss ich die Tür zu meinem Apartment. Bei Mona Riegger kann man lernen, dass eine Reise (oder eine Wanderung) beginnt, wenn man das Haus verlässt und die Tür hinter sich zuzieht. Exakt für diesen Zeitpunkt wird das Stundenhoroskop erstellt.

Ich lief zur Haltestelle, die wenige Meter von meiner Urlaubswohnung entfernt lag. Der Bus, der nur dreimal am Tag fährt, kam pünktlich und während er langsam und gemächlich hoch in die Berge fuhr, erstellte ich mir mit AstroWorx das Horoskop für 12.48 Uhr.

Neptun in 1 und Neptun als (neuer) Herrscher des Aszendenten repräsentieren mich und mein Vorhaben. Eine längere Reise ins Unbekannte hätte ich unter dieser Konstellation sicher nicht angetreten, denn stundenastrologisch gelten Neptun oder Saturn im ersten Haus als ungünstige Reisekonstellationen. Denn das erste Haus steht in diesem Fall für die Person, die eine Reise antritt und gleichzeitig für die Reise selbst.

Unter Saturn im ersten Haus kommt es üblicherweise zu Verzögerungen. Das kann ein Stau auf der Autobahn sein oder eine Reise, die eben sehr lange dauert, so wie es mir vor einigen Jahren passierte, als ich unter Saturn in 1 mit dem Zug – oder genauer gesagt mit mehreren Zügen – von Bochum ins holländische Middelburg auf Zeeland fuhr und fast sieben Stunden unterwegs war.

Mit Neptun im ersten Haus liegt es auf der Hand, dass unerklärliche und verwirrende Phänomene die Reise und den Reisenden begleiten. Natürlich könnte ein Neptun im ersten Haus auch eine spirituelle Reise anzeigen, etwa eine Pilger-Wanderung auf dem Jakobsweg.

Mein Ziel war es aber, in der Stille der Berge die schöne Landschaft zu genießen. Ich hatte keinerlei Ambitionen unterwegs zur Erleuchtung zu gelangen und rechnete damit, dass ich mich verlaufen würde. Und ich war gespannt, wie es passieren würde. Denn da ich diesen Weg in den vergangenen Jahren bereits mehrfach gelaufen war, hatte ich keine Angst oder Panik.

Unterwegs nach ein paar Kilometern stellte ich fest, dass zwei Wanderer offensichtlich die gleiche Route wie ich gewählt hatten. Wir waren uns bereits im Bus begegnet und sie liefen nun ein paar hundert Meter vor mir her, da ich zunächst im Ort Arure noch eine kleine Kirche besucht hatte.

Selbstverständlich ging ich davon aus, dass die beiden den Weg kannten – und so kam es, dass wir gemeinsam in die Irre liefen, denn wir hatten nacheinander eine etwas versteckte Abzweigung verpasst. Die beiden Männer, weil sie offensichtlich den Weg gar nicht kannten – und ich, weil ich mich „blind“ vertrauend auf andere Menschen verlassen hatte.

Glücklicherweise begegnete uns ein Bauer, der gerade seine entflohenen Ziegen wieder einsammelte. Wild gestikulierend und in einem irre schnellen Spanisch (rückläufiger Merkur in Schütze als Herr von Haus 7) erklärte er mir und den beiden Männern, dass wir vom Weg abgekommen waren. Also lief ich wieder einen Kilometer zurück und war zufrieden, wie sich Neptun im ersten Haus gezeigt hatte.

Der Rest der Wanderung verlief ohne weitere Zwischenfälle. In El Cercado angekommen blieb noch genügend Zeit für einen cafe con leche, um dann mit dem Nachmittagsbus wieder hinunter ins Tal zu fahren.