In der vergangenen Woche habe ich Johanniskraut gepflückt, eine hochwachsende Pflanze mit kleinen gelben und sternförmigen Blüten.
Üblicherweise blüht Johanniskraut von Juni bis August, doch in den letzten Tagen konnte man sehen, dass die Blüten wegen der Hitze der letzten Wochen teils schon vertrocknet sind.
Das echte Johanniskraut ist leicht zu erkennen, denn wenn man die Blüte zwischen den Fingern zerreibt, färben sie sich rötlich. Der Wirkstoff, der diese Färbung verursacht, ist Hypericin und wird auch „Blut des Johannes“ genannt. Und ist ein altbekanntes Heilmittel.
Das Kraut wird auch heute noch als Antidepressivum in der Therapie eingesetzt, denn ähnlich wie das homöopathische Gold stärkt Hypericum, so der lateinische Name, die Sonnen- und Lichtkräfte im Menschen.
Hyperion (deutsch Sohn der Höhe, der Obere) war in der griechischen Mythologie einer der zwölf Titanen und der Vater des Sonnengottes Helios. Und er selbst ist der Titan des Lichts.
Auch das Johanniskraut strebt nach oben, zur Sonne und zum Licht, anders als die Saturnpflanze Beinwell, deren violette Blüten sich zur Erde neigen. Die gelben Blüten verweisen auf den Bezug, den das Johanniskraut zur Sonne hat. Sie sollen besonders wirksam sein, wenn sie am Johannitag (24. Juni) gesammelt werden. Zu diesem Zeitpunkt hat die Sonne im Jahreskreis ihren höchsten Stand erreicht.
Man erntet die Blüten und die oberen Stengel, nicht die bereits verblühten Pflanzenteile. In getrockneter Form lässt sich daraus ein Tee zubereiten, der nervenberuhigend wirkt und den Kreislauf anregt. Legt man die Blüten in Öl ein, kann Hypericum auch äußerlich angewandt werden und hilft bei Wunden und Verbrennungen. Die in Öl eingelegten Blüten sollen im Sonnenlicht stehen.
Übrigens stellt das Johanniskraut keine großen Ansprüche an den Boden. Dafür liebt es das Licht und die Sonne. Es wächst in lichten Wäldern, an Hängen, trockenen Wiesen sowie auf Brachland. Und deshalb finden wir das Kraut mit den sonnengelben Blüten häufig auf den schönsten Halden im Ruhrgebiet.