Auch wenn Saturn im Dezember 2020 in den Wassermann gewechselt ist, spürt man seine Kraft und Energie immer noch sehr deutlich. Saturn als Chronos und Gott der Zeit wird gerne als alter Mensch dargestellt, häufig als Senior mit einem weißen Bart wie hier auf einer Darstellung des Malers Joachim von Sandrart.
Tatsächlich regiert Saturn in der Astrologie das Alter und die Beschwernisse, die mit dem Alter einhergehen. Während die körperlichen Kräfte schwinden, wächst gleichzeitig die Weisheit des Alters bzw. wäre es im Sinne des großen Ganzen, wenn eine Souveränität und Abgeklärtheit an die Stelle von jupiterhafter Selbstüberschätzung treten könnte.
Außerdem steht Saturn immer auch für die Verantwortung, die wir tragen, für uns selbst und unsere Entscheidungen ebenso wie für andere Menschen, die uns anvertraut sind.
Eltern kennen die Erziehungsarbeit, das mühselige immer-wieder-Grenzen-setzen und wir alle wissen tief in unserem Innern, dass die Verantwortung für Entscheidungen letztlich nicht delegiert werden kann. Auch wenn unser inneres Kind sich oft wünscht, dass jemand anderes uns sagt und zeigt, was richtig ist und wo es lang geht.
Als Übeltäter der klassischen Astrologie ist Saturn wahrlich kein Sympathieträger und so verwundert es nicht, dass er in Zeiten der Pandemie reichlich Frustration erzeugt. Die Kontaktbeschränkungen, die uns auferlegt werden und die damit verbundene Distanz zu anderen Menschen ist für viele leidvoll und schwer zu ertragen.
Die daraus resultierende Einsamkeit und depressive Phasen sind ebenfalls Analogien des Saturn-Prinzips. Begriffe wie Corona-Blues oder ein neues Krankheitssymptom wie die Zoom-Fatigue machen die Runde und manchmal scheint die Hoffnung auf den Frühling und lichtere Zeiten das einzige Moment zu sein, dass durch diese schweren Zeiten trägt.
Andrerseits höre ich in meinen astrologischen Beratungen auch, dass einige Menschen die Beschränkungen als hilfreich erleben. Gewohnte Ablenkungen fallen weg und deshalb fällt es leichter, sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. Die vielen einsamen Stunden sind offenbar für manche eine Hilfe, sich selbst mehr zu spüren und die eigenen Bedürfnisse deutlicher wahrzunehmen.
Andere wiederum erleben das Herunterfahren der öffentlichen Aktivitäten als wohltuende Entschleunigung und Verlangsamung. Gleichzeitig machen diese Aussagen deutlich, wie sehr unsere Leistungsgesellschaft mit ihrem ständigen Höher-Schneller-Weiter für viele einen Dauerstress bedeutet.
Ohne die Folgen der Pandemie schönreden zu wollen, liegt es anscheinend auch ein Stück weit in unserer Hand, wie wir uns mit saturnischen Beschränkungen arrangieren – und diese vielleicht sogar konstruktiv nutzen können. Wer Saturn zum Freund haben möchte, hat jetzt gute Chancen, mit Ausdauer und Geduld das Beste aus der aktuellen Situation zu machen.
In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern viel Kraft und Mut, um möglichst gut durch die nächsten Wochen zu kommen.
Bildquelle: Das Gemälde von Joachim von Sandrart trägt den wunderschönen Titel „Minerva und Saturn beschützen Kunst und Wissenschaft vor Neid und Lüge“ und ist als gemeinfrei in der Wikipedia aufgeführt.