Seit letzten Freitag läuft die Venus wieder vorwärts. Zwischen dem 5. Oktober und dem 16. November ist sie von 10 Grad im Skorpion zurück in die Waage und dort bis 25 Grad gewandert. Ihre erste Station auf 10 Grad Skorpion, das ist der Ort, an dem sie rückläufig wurde, erreicht sie erst kurz vor Weihnachten, genau am 18. Dezember.
Was bedeutet das? Bekanntlich lädt die Rückläufigkeit von Planeten ein, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Für alle Themen des Retro-Planeten gilt, dass wir Erklärungen und Lösungsansätze für die jetzige Situation finden, indem wir die Frage stellen, woher wir kommen und wie sich die aktuelle Situation durch vergangene Entscheidungen oder Ereignisse entwickelt hat.
Venus ist als Aphrodite die Göttin der Liebe. Bei Venus-Themen geht es immer um die Liebe, aber nicht nur um harmonische und liebevolle Beziehungen zu anderen Menschen, sondern auch um die Liebe zu sich selbst, die Fähigkeit, sich selbst als wertvoll zu erkennen oder zu begreifen,welche Dinge im Leben für uns wertvoll sind.
Es lohnt sich, die Rhythmen der Venus genau zu betrachten, denn die Bewegungen der Venus im Tierkreis, ihre fast kreisrunde Umlaufbahn und ihre Entfernung und Beziehung zur Sonne erzeugen ein bemerkenswertes Phänomen. Die Venus wird ungefähr alle anderthalb Jahre für rund 42 Tage rückläufig, in acht Jahren legt sie fünf Mal eine Retrophase ein.
Verbindet man die einzelnen Orte im Tierkreis, an denen die Venus ihre Rückläufigkeit beginnt, erhält man ein Pentagramm. Das Pentagramm symbolisiert Gleichmaß und Harmonie, in seiner Figur sind die Maße des goldenen Schnitts enthalten.
Alle acht Jahre wird die Venus ungefähr an der gleichen Stelle im Tierkreis rückwärts. Es ist sehr spannend, besonders die Zeiträume anzuschauen, die acht, 16 oder 24 Jahre, vielleicht sogar 32 oder 40 Jahre zurückliegen. Da ich 1978 die Astrologie entdeckt habe, kam ich auf die Idee, mir die unterschiedlichen Phasen zu vergegenwärtigen, die ich mit der Astrologie durchlaufen habe.
Jeder, der sich schon länger mit Astrologie beschäftigt, kennt dieses Phänomen, dass sich inhaltliche Schwerpunkte verschieben, dass wir nie aufhören zu lernen und immer wieder neue faszinierende Entdeckungen machen können. So habe ich die ersten Jahre mit Huber-Koch-Häusern gearbeitet, mich mit der Astrologie von Bruno und Louise Huber beschäftigt und die ersten 100 Ausgaben des Astrolog abonniert.
Bevor ich dann nach rund acht Jahren im Huber-Kosmos zu Placidus-Häusern wechselte. Parallel zu den Lehren der Hubers las ich seinerzeit die Bücher der CPA-Kolleginnen und Kollegen (Dpa ist das Centre for psychological Astrology in London) und abonnierte Shambala, die Zeitschrift von Hans-Hinrich Taeger, der damals noch in Münster lebte.
Mit dem Wechsel zum Placidus-Häusersystem begann mein Studium von Döbereiners Münchner Rhythmenlehre. Es folgte eine intensive Peter Orban-Phase und in den letzten fünfzehn Jahren ein vertieftes Studium der klassischen Texte.
Da ich während der Herbstferien parallel zur rückläufigen Venus meine Bibliothek und die Astrologie-Ordner neu sortierte, ging ich auf eine Zeitreise und möchte den geneigten LeserInnen einige Entdeckungen nicht vorenthalten. In einem IAG-Program von 1982 entdeckte ich die Ankündigung für einen meiner ersten Astrologie-Kurse, damals noch in Form von acht Abenden.
Anfang der neunziger Jahre wurden die frisch geprüften DAV-Astrologen im Meridian vorgestellt. Dort konnte ich nachlesen, dass ich anscheinend für eine ganze Weile von Dane Rudhyar inspiriert war.
Bereits in meinem ersten professionellen Flyer, den ich 1995 drucken ließ, wählte ich die Spirale als Logo. Der Text, den ich vor 20 Jahren geschrieben habe, findet sich noch heute in leicht veränderter Form auf meiner Beratungs-Webseite. Schön zu entdecken: die Kontinuität und der Wandel in meiner Arbeit und Beschäftigung mit Astrologie.
Längst vergessen hatte ich einen langen Artikel aus 2003 im Bochumer Ortsteil der Ruhrnachrichten. Freundlich und wohlwollend geschrieben geht er ausführlich auf die Unterschiede zwischen Zeitungsastrologie, Wahrsagerei und der psychologischen Astrologie ein.
Meine kleine Zeitreise durch die letzten vierzig Jahre ist jedoch noch nicht zu Ende. Da die Venus erst am 18. Dezember den Ort erreicht, an dem sie Anfang Oktober rückläufig wurde, lohnt es sich, in den kommenden vier Wochen zu gucken, welche „Lehren“ ich aus meiner Vergangenheit ziehen und in die Zukunft mitnehmen möchte.
Anders ausgedrückt. Es geht darum, die Erfahrungen der Vergangenheit – und das können gerade unter der rückläufigen Venus auch Begegnungen mit verflossenen Liebhabern und Beziehungen sein – nicht sofort zu den Akten zu legen, sondern vielmehr hinzugucken, was wir genau hinter uns lassen wollen und welche Anteile unseres gelebten Erfahrungswissens für das neue Jahr 2019 nützlich sind.