Zu einer astrologischen Romreise gehört unbedingt der Besuch einer Kirche, die in der Nähe des Hauptbahnhofs Termini liegt. Es ist die katholische Santa Maria degli Angeli e dei Martiri, die im 16. Jahrhundert von Michelangelo umgebaut wurde. Vor dem Umbau war diese Kirche ein Teil der antiken Thermen, die der Kaiser Diocletian rund 300 Jahre n.Chr. bauen ließ.
Im rechten Seitenarm dieser Kirche befindet sich ein erstaunliches astronomisch-astrologisches Kunstwerk, die Linea Clementina, benannt nach Papst Clemens XI., der sie in Auftrag gab. Die Linie ist 45 Meter lang und aus Bronze, von weiß-gelbem Marmor und den 12 Tierkreiszeichen umgeben.
Durch eine kleine Öffnung hoch oben in der Wand fällt ein Sonnenstrahl genau auf diese Linie und wandert im Laufe des Jahres den Meridian entlang. Damit wird die Frühlings-Tag und Nachtgleiche exakt angezeigt. Im Kirchenjahr ist dieser Tag wichtig zur Bestimmung des Osterfests, das bekanntlich immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond stattfindet. Zur Sonnenwende fällt der Lichtstrahl genau auf das Zeichen Krebs.
Es ist beeindruckend, wie präzise diese Messlinie vor über 300 Jahren in den Fußboden der Kirche eingearbeitet wurde. Am 6. Oktober 1702 wurde der Meridian eingeweiht und kann seither von allen Besuchern dieser Kirche besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.
Linea Clementina. 6. Oktober 1702, 11.50 Uhr (LMT), Rom, I
Datenquelle: Handout Roma Eterna 2 von Ernst Ott
Das Horoskop am Tag der Einweihung, hier mit einer hypothetischen Zeit um 12 Uhr mittags, zeigt einen Vollmond auf der Widder-Waage-Achse und eine weite Konjunktion von Saturn und Neptun (mit Jupiter) im Widder, ein hoffnungsfrohes Zeichen für die im Februar 2026 stattfindende exakte Konjunktion dieser beiden Langsamläufer auf 0 Grad Widder.
Astrologie-Ausbildungen sind nicht nur für Astrologie-Schülerinnen spannend und lehrreich. Ich lerne in jeder Astrologie-Gruppe von den Menschen, die zu mir kommen. Ihre Horoskope werden im Laufe der Zeit lebendig und sie erzählen von Dingen, die ich noch nicht kannte und wusste. Ingrid Kellner nahm an meiner ersten Online-Astrologieausbildung teil und von ihr hörte ich zum ersten Mal, dass es in Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts Planetenverkäufer gab.
Sie verkauften Glücksbriefe, die Planeten genannt wurden. Diese lagen in einem Kasten und wurden von einer dressierten Maus oder einem Papagei für den Käufer aus dem Kasten gezogen. Die Briefe enthielten Losnummern, mit denen man an einer Lotterie teilnehmen konnte. Vereinzelt wurden aber auch Horoskope verkauft. Heute ist dieser Beruf ausgestorben, schade!
Doch Ingrid, die als Illustratorin und Autorin arbeitet, hat ihnen ein Denkmal gesetzt und eine lustige und anrührende Geschichte über den Planetenverkäufer Hanse geschrieben. Die Planetengötter, allen voran Merkur und Jupiter, der gemeinsam mit Merkur das Glücksspiel regiert, spielen hier eine zentrale Rolle. Doch alle anderen Planeten eines Horoskops, sogar Chiron, kommen ebenfalls vor, außerdem Athene, Hestia und die drei Schicksalsgöttinnen, die bekanntlich mächtiger als der oberste Gott im Olymp sind. Sie alle begeben sich nach Bayern, genauer nach Weilheim und begegnen dort im Jahr 1951 den Menschen in dieser Kleinstadt.
Man ahnt es, die Autorin verarbeitet ihre eigenen Erfahrungen als Kind in der Nachkriegszeit. Der Hanse ist übrigens seines Zeichens Jungfrau, er ist am 21. September 1928 zur Welt gekommen, seine Geburtszeit wird nicht genannt, aber selbstredend steht er unter dem Schutz Merkurs. Obwohl er in den letzten Kriegstagen sein Bein verlor und an Krücken durch die Gegend humpelt und sich dann auch noch unglücklich verliebt .
Doch die ganze Geschichte, in der die Planeten eine zentrale Rolle spielen und die Handlung vorantreiben, nimmt ein Happy End und mehr soll hier nicht verraten werden. Ich habe beim Lesen viel Spaß gehabt, denn sowohl die Götter als auch die Menschen werden mit viel Humor, Fantasie und Liebe treffend charakterisiert.
Das Buch kann direkt bei Ingrid Kellner bestellt werden, ist aber auch im Buchhandel für 11,90 Euro zu bekommen: Ingrid Kellner Der Planetenverkäufer oder die Götter in Bayern. Die ISBN-Nummer lautet 9783-7693-1814.2. Wer nicht bei Ingrid bestellen möchte, sollet dies im örtlichen Buchhandlung tun, bitte nicht bei Amazon. Jeff Bezos ist reich genug.
Bildquelle: Das Foto eines Wiener Planetenverkäufers ist von Emil Mayer und in der Wikipedia als gemeinfrei verzeichnet.
Noch bis zum kommenden Wochenende ist eine großartige und faszinierende Ausstellung in der Kunsthalle in Recklinghausen zu sehen. Die amerikanische Künstlerin Judy Chicago stellt einen großen Teil ihres Werks unter dem Titel „Revelations“ aus.
Zum Finissage Wochenende heißt es Eintritt frei am Samstag und am Sonntag um 11 Uhr gibt es nochmal eine öffentliche Führung, die für die Arbeiten dieser Künstlerin sicher empfehlenswert sind.
Judy Chicago studierte Kunst in Chicago und bemerkte relativ früh während ihres Studiums, dass Frauen in der Kunst extrem unterrepräsentiert sind und dass sie auch bei modernen Künstlern nur schmückendes Beiwerk sind oder als Muse dienen dürfen.
In den siebziger Jahren entstand ihr bahnbrechendes Werk, die „Dinner Party“. 39 Frauen aus der westlichen Geschichte werden an einer dreieckigen Tafel versammelt und die Tischplätze mit klassisch-weiblichem Kunsthandwerk in Szene gesetzt, nämlich mit kunstvoll bestickten Läufern und Keramiktellern.
An diesem Projekt waren rund 400 Frauen über fünf Jahre beteiligt. Heute ist diese Installation dauerhaft in einen Museum in Brooklyn zu sehen. In Recklinghausen kann man ein unterhaltsames Video über die Entstehung der Dinner Party anschauen.
Das Plakat Rainbow-Warrior, das auch in der Ausstellung zu sehen ist, hat sie 1980 für Greenpeace entwickelt, für das gleichnamige Schiff, das Teil zahlreicher Kampagnen dieser Organisation war.
Themen wie der Schutz des Lebens und des Klima, die Geburt und das Gebären und die Rolle der Frauen in der Geschichte prägen ihr Werk bis heute. Sie ist eine feministische Ikone und ein echtes Role Model für junge Künstlerinnen.
Judy Chicago, 20. Juli 1939, 12.00 Uhr (CDT), Chicago, USA
Datenquelle: Wikipedia, die Uhrzeit ist nicht bekannt
Chicago ist eine mutige Frau, das zeigt sich in einer Mars-Pluto-Opposition und Pluto auf dem ersten Grad im Löwen steht noch nahe genug bei der Krebs-Sonne, so dass es nicht verwundert, wie unerschrocken sie sich seit nunmehr über 50 Jahren für die Interessen und Themen der Frauen und der Natur einsetzt.
Da ihre Geburtszeit nicht bekannt ist, habe ich das Horoskop in guter alter Tradition für 12 Uhr mittags erstellt. Selbst wenn ihr Mond keine genaue Konjunktion zu Neptun bilden sollte, kann man sich gut vorstellen, wie Neptun einerseits uns Uranus andererseits Inspiration schenken und Flügel verleihen, damit die starken Spannungen durch das geschlossene Quadrat konstruktiv gelebt werden können.
ich empfehle allen Ruhrgebiets-Astrofreundinnen die Chance zu nutzen und einen Ausflug nach Recklinghausen zu machen, um diese Ausstellung zu sehen. Die vielen verschiedenen Arbeiten und Videos lassen gerade in schwierigen Zeiten die Zuversicht wachsen und sprechen Mut zu, nicht aufzugeben und sich die schönen Dinge des Lebens einzusetzen.
Seit 2020 und den Folgen der Konjunktion von Saturn und Pluto haben mir die Bücher von Joanna Macy immer wieder hoffnungsfrohe Gedanken geschenkt und Ideen, wie man auf konstruktive Weise mit den aktuellen Krisen umgehen kann. Der Untertitel von „Hoffnung durch Handeln“, 2014 erschienen, macht deutlich, worum es geht: Dem Chaos standhalten, ohne verrückt zu werden.
Gerne habe ich dieses und andere ihrer Bücher meinen Schülerinnen empfohlen, verbunden mit der Hoffnung, Astrologie als ein Tool zu vermitteln, das uns die Zuversicht und den Mut schenkt, die Welt ein bisschen besser zu mache. Frei nach dem (angeblichen) Zitat von Martin Luther. „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.
Am 19. Juli ist nun diese großartige Lehrerin und Autorin im Alter von 96 Jahren von uns gegangen. Ihr Horoskop zeigt drei Planeten und den aufsteigenden Mondknoten im Stier im neunten Haus, die Sonne als Herrscherin des Löwe-Aszendenten in enger Konjunktion mit Chiron.
Joanna Macy, 2. Mai 1929, 12.42 Uhr (PST), Los Angeles
Datenquelle: Astrodatabank mit einem AA-Rating
Als promovierte Religionswissenschaftlerin (Haus 9) und praktizierende Buddhistin kreierte Macy im Laufe von vielen Jahren einen theoretischen Rahmen für persönlichen und sozialen Wandel. Verbunden-Sein bildete dabei immer den Ausgangspunkt ihres Schaffens, einerseits ging es ihr um das Verbunden-Sein mit allen Lebewesen im buddhistischen Sinne (Neptun am AC), aber auch um die Verbindung zur Natur und ihren Zyklen.
So suchte sie Antworten auf die Frage, wie es in hochindustrialisierten Gesellschaften möglich ist, die Erde als unseren Heimatplaneten zu schützen (Stier). In unzähligen Seminaren und Workshops vermittelte sie ihre Ideen und lehrte parallel an verschiedenen Graduiertenkollegs (Merkur in Haus 10). Wer möchte, kann ihre Arbeit auch als eine Synthese von psychologischen und spirituellen Themen, buddhistischem Denken und zeitgenössischer Wissenschaft im Sinne des neunten Hauses verstehen.
Ihre Website zeigt aktuell auf der Startseite ein Gedicht von Rainer Maria Rilke, das auch in Astrokreisen gerne im Kontext von Rilkes Horoskop zitiert wird.
I live my life in widening circles
that reach out across the world.
I may not complete this last one
but I give myself to it.
I circle around God, around the primordial tower.
I’ve been circling for thousands of years
and I still don’t know: am I a falcon,
a storm, or a great song?
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.
Rilke schrieb dieses Gedicht um 1900, also in der Mitte seines Lebens. Als Zitat auf der Startseite von Joanna Macys Webpräsenz erscheint es wie eine Ahnung vom Ende ihres langen und reichen Lebens. Möge sie ruhen in Frieden!
Meine Kolleginnen aus dem Süden der Republik werden den Namen Taranta Babu gar nicht kennen, es sei denn, sie hätten sich mit türkischer Literatur beschäftigt und würden Nazim Hikmets „Briefe an Taranta Babu“ kennen. Hier im Ruhrgebiet hat dieser Name einen ganz besonderen Klang. Es ist der Name eines Buchladens in Dortmund – und es ist der Name einer Institution! Seit seiner Gründung war und ist das Taranta, wie es liebevoll genannt wird, sehr viel mehr als nur ein Buchladen.
Das liegt an Hasan Sahin, der das Taranta Babu mit zwei Freunden an seinem 33. Geburtstag gründete. 1946 in Istanbul geboren hatte er Fotografie studiert, sich politisch engagiert und war 1974 ins Ruhrgebiet gekommen. Von Beginn an setzte sich für die Bildung ein. Er gründete mit Freundinnen und Freunden die erste Initiative zur Förderung von Migrantenkindern in Dortmund. Der Hintergrund für sein Engagement war seine immer wieder gestellte Frage: Wie wollen wir zusammen leben?
Literatur und Bildung waren Hasan ein echtes Herzensanliegen, aber ebenso wichtig war ihm die Gastfreundschaft, der Wunsch einen Ort für Diskussionen zu schaffen und sich für eine bessere Welt einzusetzen. Und so wurde der Buchladen im Laufe der Jahre ein Treffpunkt, ein Ort der Begegnung mit einem Literaturcafé und einem Veranstaltungsraum, in dem immer wieder Lesungen, Konzerte und Vorträge stattfanden und -finden.
Montag, 21. Mai 1979, 10.00 Uhr (MEZ), Dortmund, D
Datenquelle: persönliche Auskunft von Hasan Şahin
Die Stier-Sonne als Herrscherin des Löwe-Aszendenten und kurz vor der Spitze des elften Hauses steht im Gründungshoroskop für diesen Wunsch, einen einladenden Ort der Begegnung zu schaffen. Auch wenn Hasan immer der Mittelpunkt und das Herz des Taranta war, sind Venus, Mars und Merkur im Stier mit diesem Wunsch nach Begegnung verbunden. Vor allem Merkur als Herrscher von Haus 3 gegenüber von Uranus öffnet den Raum für Diskussion, die sich einer Vision verschreiben, nämlich dem Wunsch nach einem besseren Leben für alle.
Saturn in Haus 2 sorgt allerdings immer wieder für finanzielle Schieflagen, die gerade im Moment die Existenz dieses Ortes bedrohen. Der Blick auf die laufenden Transite, Uranus über die Sonne und Neptun-Saturn über den Mond, verdeutlichen die aktuell schwierige Situation. Denn der Baba, wie Hasan auch genannt wurde, ist letztes Jahr am 1. Dezember im Alter von 78 Jahren gestorben.
Freundinnen und Freunde von Hasan versuchen nun, mit viel ehrenamtlichen Engagement das Taranta Babu zu erhalten, als Literaturcafé, als Ort der Begegnung, als Veranstaltungsraum und nicht zuletzt als Buchladen und Antiquariat, in dem sich nicht nur seltene Bücher für den kleinen Preis finden lassen. Ich sah bei meinem letzten Besuch vor ein paar Tagen Goethes gesammelte Werke im Regal.
Die Anschrift des Taranta Babu, wenn Sie dort einmal vorbeischauen möchten: Humboldtstraße 44 in 44137 Dortmund, die Öffnungszeiten der Buchhandlung sind sind von 15 bis 18 Uhr, das Literaturcafé ist bis 21.45 Uhr geöffnet. Spenden sind übrigens jederzeit herzlich willkommen.
Der Verein des Taranta ist gemeinnützig. Spendenbescheinigungen werden ausgestellt, einfach die Postanschrift per Mail an verein@tarantababu.de schicken. Auf Paypal ist der Verein zur Förderung der interkulturellen Lesekultur ebenfalls unter dieser E-Mail-Adresse zu finden. Man kann aber auch einfach eine Überweisung aufs Girokonto machen: Verein zur Förderung der interkulturellen Lesekultur, DE60 4405 0199 0211 0230 31, Sparkasse Dortmund.
Noch was: alle Astro-Kolleginnen und Kollegen, die den Dortmunder Tatort gucken, können das Taranta nächsten Jahr im TV sehen. Vor wenigen Wochen wurden Szenen für den nächsten Tatort genau vor der Haustür gedreht.
Tenzin Gyatso, besser bekannt als der 14. Dalai Lama, feiert heute seinen 90. Geburtstag. Lange Zeit war er das spirituelle und politische Oberhaupt des tibetischen Volkes, bevor er 2011 sein Amt als Staatschef an eine demokratisch gewählte tibetische Regierung im indischen Exil abgab.
Seine enorme Popularität und Beliebtheit beruht sicher darauf, dass er in jeder Begegnung freundlich und zugewandt agiert und dass seine Message dem Wunsch der meisten Menschen entspricht, nämlich in Frieden zu leben und angesicht des Leids in der Welt Mitgefühl zu empfinden und zu praktizieren. Er ist das Gesicht es Buddhismus, insbesondere des tibetischen Buddhismus.
Trotz der vielen – für westliche Menschen schwer verständlichen – Rituale ist der Buddhismus attraktiv, vielleicht weil er weniger eine Religion als vielmehr ein Weg der Selbstentwicklung ist und uns mit Hilfe von Meditationstechniken Gelassenheit und inneren Frieden schenken kann.
Dalai Lama, 6. Juli 1935, 4.37 Uhr (SST), Takster, CHN
Datenquelle: Astrodatabank mit einem C-Rating
Ich habe bereits 2008 über das Horoskop des Dalai Lama geschrieben und mich dabei auf die Opposition von Mond und Saturn konzentriert. In meinen Ausbildungsgruppen nehme ich ihn gerne als Beispiel, um einen Waage-Mars zu erklären (mit friedlichen Mitteln kämpfen). Oder was es bedeutet, wenn Sonne und Aszendent im gleichen Zeichen stehen: Der Persönlichkeitskern (Sonne) und das Auftreten und Image (AC) sind identisch, im Zeichen Krebs erscheint dieser Mensch als fürsorgliche Person, die andere Menschen seelisch nähren und beschützen möchte.
Persönlich durfte ich ihm einige Male begegneten, zuletzt 2010 in Bochum. Und damals saß sein Biograf Klemens Ludwig mit ihm gemeinsam auf dem Podium im Bochumer Ruhrkongress. Doch viel mehr als die wenigen Begegnungen hat mich die Geschichte seines Zusammentreffens mit Sylvia Wetzel bei einem Treffen der westlichen buddhistischen Lehrerinnen und Lehre beeindruckt.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Nachdem Sylvia seine Heiligkeit und eine Reihe hochstehender Lamas in Form einer Fantasiereise erleben ließ, wie sich ein Mann fühlt, wenn alle Bilder und Götterstatuen, alle weisen Lamas und Lehrer in einem buddhistischen Zentrum weiblich sind, hatte der Dalai Lama etwas Wesentliches verstanden und dafür gesorgt, dass die Nonnen eines Klosters den gleichen Status wie die Mönche erhalten.
Die letzten Neuigkeiten vor seinem 90. Geburtstag: er hat erklärt, dass er sich erneut inkarnieren möchte. Wie die Süddeutsche gestern berichtete, gibt es ein kleines Hindernis. Die chinesische kommunistische Partei hat ein Gesetz verabschiedet, demzufolge reinkarnierende Buddhas die Erlaubnis des chinesischen Staates benötigen und einen Antrag stellen müssen, bevor sie erneut ins Rad der Wiedergeburt begeben. Nun ja….
Doch jetzt feiert der Dalai Lama erst einmal seinen 90. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch. Viele Buddhisten und Buddhisten werden weltweit das Langes-Leben-Mantra rezitieren und vielleicht können wir in zehn Jahren seinen 100. Geburtstag feiern. Astrologisch gesehen ist die Sonne, das Symbol für Lebenskraft und Vitalität, im ersten Haus seines Horoskops jedenfalls stark gestellt.
Sarastro ist eins der drei großen Astro-Profi-Programme mit umfangreichen nützlichen Tools und vielen Funktionen. Freund*innen der Orte-Astrologie können sich seit den letzten Updates und der Version 8.0 über eine neue und überaus spannende Möglichkeit freuen, mit der Local Space Methode zu arbeiten. Dank der Implementierung von Google Maps auf den Sarastro-eigenen Servern ist es jetzt möglich, zielgenau die Planeten auf ihren Linien am Wohnort zu untersuchen und mühelos in einen Stadtplan hinein- und wieder heraus zu zoomen.
Ich habe diese neue Funktion inzwischen ausgiebig getestet und bin begeistert. Während ich vorher mit viel Aufwand das Standorthoroskop zunächst auf durchsichtige Folie druckte oder als transparente PNG-Datei bearbeitete, um anschließend akribisch die PNG-Datei zielgenau auf dem Relokationsort zu platzieren, kann ich nun mit ein paar Klicks die nahe und weitere Umgebung untersuchen. In der ersten Abbildung oben ist mein Beispiel eines von Hand gebastelten Local Space Horoskops auf Google Maps zu sehen. Das zweite Bild ist ein Screenshot für den gleichen Ort, der mit Sarastro erstellt wurde.
Es fällt damit nicht nur die mühselige Bastelei weg, der Verlauf der Linien ist exakter, da die genauen Koordinaten des Wohnortes vorab in eine Datenmaske eingegeben werden. Außerdem muss ich nicht mehr für jeden neuen Kartenauschnitt die ganze Prozedur mit dem Platzieren der PNG-Datei wiederholen, sondern kann mit der Maus nach Belieben zoomen. Die Farben der einzelnen Planetenlinien sind gleich unten auf den Karten erklärt, auch wenn sie auf diesen Ausschnitten nicht zu sehen sind. Alternativ wird mit einem Klick auf die Linie der entsprechende Planet angezeigt. Zu meiner Freude zeigt sich auch hier, dass der aktuelle Astrologos-Seminarort genau auf meiner Uranuslinie liegt, die auch entlang der Ruhr-Universität verläuft, an der ich viele Jahre studierte und deren Bibliotheken ich heute noch oft genug besuche. Uranus in meinem Geburtshoroskop hat übrigens ein Trigon zu Merkur und zur Sonne.
Wie schon zuvor ist es in Sarastro möglich, das Standorthoroskop mit der Astrokartografie zu kombinieren oder die Local Space Linien auf eine größere Landkarte zu projizieren. Ich habe mir den Spaß gemacht, das Horoskop von Johann Wolfgang von Goethe und seine Vita noch einmal im Kontext dieses neuen Tools anzuschauen. Über Goethe bloggte ich schon einmal vor vielen Jahren, nämlich 2008. Hier noch einmal sein Geburtshoroskop, dieses Mal in der Sarastro-Grafikvariante.
Johann Wolfgang von Goethe, 28. August 1749, 12.00 Uhr (LMT), Frankfurt/a.M, D
Datenquelle: Astrodatabank mit einem AAS-Rating
Praktischerweise ist sein Geburtshaus in Frankfurt am Hirschgraben exakt zu verorten ebenso wie das berühmte Gartenhaus in Weimar, in dem Goethe von 1775 bis 1782 lebte und das sein Lieblingsort und seine Schreibstube blieb, selbst als er in das repräsentativere Haus am Frauenplan zog. Die folgende Abbildung zeigt die Ortslinien zunächst für das Gartenhaus in Weimar und die nähere Umgebung.
Die türkisfarbene Linie gehört zu Neptun und ca. 20 Meter neben dieser Linie liegt der berühmte Schlangenstein, den Goethes Freund der Herzog Ernst August aufstellen ließ, während Goethe auf seiner langen Italienreise unterwegs war.
Die lateinische Inschrift auf diesem Schlangenstein „Genio huius loci-Dem Geist dieses Ortes“ soll auf die harmonische Verbindung von Geist, Natur, Literatur und Kunst hinweisen. Goethes Neptun in der Radix steht auf der Spitze des neunten Hauses. Richtung Nordwesten auf der Saturnlinie liegt das Wohnhaus von Friedrich Schiller, wie die nächste Abbildung zeigt und genau zwischen der Pluto- und Saturnlinie liegt das Wohnhaus Goethes.
Goethe und Schiller machten gemeinsam in den Jahren von 1799 bis 1805 das Weimarer Nationaltheater berühmt und Schiller schrieb in Weimar seinen Wilhelm Tell. Als der Freund 1805 verstarb schrieb Goethe, er habe die Hälfte seines Daseins verloren. Saturn im Skorpion spielt in Goethes Horoskop eine große Rolle. Er steht direkt am Aszendenten, die Umstände seiner schwierige Geburt kann man In „Dichtung und Wahrheit“ nachlesen.
Leicht und mühelos lässt sich mit diesem Sarastro-Update auch Goethes berühmte Italienreise nachzeichnen. Vom September 1786 bis zum Mai 1788 war er unterwegs und verfasste viele Jahre später einen ausführlichen Bericht mit dem Titel „Italienische Reise“.
Der Auslöser für diese Reise war eine tiefe Schaffenskrise, nachdem er im Auftrag des Herzogs viele Jahre mit Regierungsarbeiten verbracht hatte. Über etliche Stationen gelangte Goethe nach Rom. Genau durch die ewige Stadt verläuft die Linie seines Fische-Mondes, ebenso wie durch Venedig, das er eine eine wunderbare Inselstadt nannte, nachdem er auf seiner langen Reise nach Rom dort zwei Wochen verbracht hatte.
In Rom fand Goethe seine Schaffenskraft wieder; in Briefen sprach er von einer Wiedergeburt, die er erlebte und schrieb: „Ich habe endlich das Ziel meiner Wünsche erreicht und lebe hier mit einer Klarheit und Ruhe.“ Die Dramen „Iphigenie auf Tauris“ und „Egmont“ werden während der Monate in Italien fertig, intensiv arbeitet er an „Torquato Tasse“ und die Teufelspakt Szene zu seinem Faust wird fertig und erscheint 1790. „Faust“ ist noch ein Fragment, an dem er jedoch die nächsten Jahrzehnte weiter arbeiten wird. Saturn am AC – wie schon erwähnt – steht auch für die Ausdauer, mit der er diesen Stoff immer wieder neu bearbeitete.
Diese wenigen Beispiele machen deutlich, dass Standortastrologie mit diesem Update von Sarastro erheblich vereinfacht wird. Es öffnen sich völlig neue Möglichkeiten, den Wohnort und die nähere Umgebung zu untersuchen, aber auch Reisen, die wir unternehmen oder die Reisen und das Leben berühmter Personen aus einer völlig neuen Perspektive zu betrachten. Bleibt noch zu erwähnen, dass es mit diesem Update eine umfangreiche und bebilderte Anleitung gibt, wie die Integration von Google Maps in Sarastro zu bedienen ist. Ich bin mir sicher, dass ich in den nächsten Wochen viel Freude damit haben werde, die „Magie der Orte“ so komfortabel erkunden zu können.
Im wunderschönen Monat Mai, während ich mit Ernst Ott auf den Hügeln Roms unterwegs war, erschien in der beliebten WDR-Sendung „Zeitzeichen“ eine Folge über Elsbeth Ebertin, auf den Tag genau 145 Jahre nach ihrer Geburt am 14. Mai 1880. Elsbeth Ebertin wurde in den zwanziger Jahren mit einer Deutung des Horoskops von Adolf Hitlers Horoskop bekannt. Doch sie war nicht nur Astrologin, sondern betrieb die Kunst des Handlesens, war Graphologin und Schriftstellerin, also vielseitig begabt und in ihrer Zeit eine Koryphäe der Astrologie.
Jenn Zahrt, Astrologin und Geschichtsforscherin in den USA, hat bereits 2017 in der amerikanischen Astrologiezeitschrift Mountain Astrologer einen langen Artikel über Frau Ebertin publiziert und sie als eine „vergessene Antriebskraft der deutschsprachigen Astrologie“ gewürdigt. Jenn Zahrt kommt auch im Zeitzeichen kurz zu Wort. Sie ist übrigens nicht nur Historikerin, sondern hat einen eigenen Verlag und arbeitet aktuell an Übersetzungen der zahlreichen Ebertin-Bücher. Denn Elsbeth ist die Mutter von Reinhold Ebertin, der mit seiner Kosmobiologie in der Astrologie-Szene der Nachkriegszeit großen Einfluss hatte. Ihr Enkel Baldur Ebertin, 1933 geboren, hat ebenso wie sein Vater und seine Großmutter viele Bücher geschrieben.
Ich durfte den freundlichen älteren Herrn noch persönlich kennen lernen, als er für das Online-Magazin Sternwelten Artikel verfasste, die ich lektorierte. Ältere Kollegen werden ihm oft genug bei seinen zahlreichen Vorträgen auf Kongressen begegnet sein. Baldur Ebertin studierte Psychologie und promovierte 1960. Er hat viel geforscht und sich permanent weitergebildet, Bis ins hohe Alter (er starb 2020) arbeitete er als Psychotherapeut, Heilpraktiker, Astrologie und Reinkarnationstherapeut in eigener Praxis im Schwarzwald.
Elsbeth Ebertin, 14. Mai 1880, 18.22. Görlitz, D
Datenquelle. Astrodatabank mit einem A-Rating
Elsbeth, die Mutter des Ebertin-Clans, hatte Astrologie über die Hamburger Schule 1911 kennengelernt und sich autodidaktisch ein solides astrologisches Wissen mit den Werken von Karl Brandler-Pracht angeeignet. Zu Forschungszwecken studierte sie die Biografien von berühmten Personen und sammelte Horoskopdaten. Direkt nach dem ersten Weltkrieg begann sie ihre publizistische Tätigkeit. Zunächst gab sie einen jährlichen Almanach mit Prognosen für die zwölf Tierkreiszeichen heraus und war damit recht erfolgreich. Sie gründete einen eigenen Verlag, den sie Regulus-Verlag nannte, da dieser Fixstern genau auf ihrem MC steht. Neben dem Jahrbuch, das bis 1938 erschien, publizierte sie ihre Astrologie-Bücher, aber auch Romane mit astrologischen Inhalten. Inhaltlich war sie breit aufgestellt, sie deutete Geburtshoroskope ebenso versiert wie Mundan-Horoskope. Sie wurde auch mit ihren Aussagen zur Politik und zum Zeitgeschehen in der Weimarer Republik bekannt – und berühmt.
Eine starke Planetenballung im Stier und die enge Konjunktion von Sonne und Pluto lassen vermuten, dass sie clever und geschäftstüchtig war und mit Regulus auf ihrem Löwe-MC keine Scheu davor hatte, sich öffentlich zu präsentieren.
Wie viele ihrer Kollegen und Kolleginnen versuchte sie sich nach 1933 mit den Nazis zu arrangieren, doch spätestens 1941 nach dem berühmt gewordenen Abenteuer-Flug des Hitler-Vertrauten Rudolf Hess wurde die Astrologie in Deutschland verboten und kriminalisiert. Eine finstere und schaurige Ära in der Geschichte der deutschsprachigen Astrologie, die immer noch der gründlichen Aufarbeitung bedarf. Immerhin sind erste Schritte getan, denn der Historiker Volker Lechler, der wie Jenn Zahrt im Zeitzeichen zu Wort kommt, hat dieses Jahr seine Dissertation mit dem Titel „Sterne. Menschen, Politik“ veröffentlicht. Das umfangreiche Werk zur astrologische Bewegung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts liegt auf meinem Schreibtisch, ich darf es für die Fachzeitschrift Meridian rezensieren und habe beim ersten Lesen festgestellt, dass der Autor gründlich recherchiert und umfangreiche Quellenforschung betrieben hat.
Für alle, die sich mit der Geschichte der Astrologie im letzten Jahrhundert auseinandersetzen möchten, ein unverzichtbares Werk und weitaus informativer als Ellie Howes Abhandlung „Uranias Kinder: die seltsame Welt der Astrologen und das dritte Reich“, die 1995 in einer Übersetzung von Frank Isfort erschien.
Bildquelle: Das Foto, das Elsbeth Ebertin vor dem Jahr 1910 zeigt, ist der Wikipedia entnommen. Es ist gemeinfrei, der Fotograf ist unbekannt.
Samuel Hahnemann ist heute als Begründer der Homöopathie sehr umstritten. Aber das war er bereits zu Lebzeiten, denn mit seiner Widder-Sonne, einem Schütze-Aszendenten und Pluto direkt am AC hat er keine Auseinandersetzung gescheut und sich mit aller Kraft für seinen Beruf als Arzt eingesetzt.
Samuel Hahnemann, 10. April 1755, 23.59 LMT, Meissen, D
Datenquelle: Astrodatabank mit einem A-Rating
Doch er war nicht nur Arzt, sondern hat als Übersetzer und Autor von medizinischen Schriften gearbeitet und zeitweilig war er Hauslehrer und Bibliothekar. Er experimentierte bereits früh mit Arzneien und hat sich mit Apothekern angelegt, weil er seine Heilmittel selbst herstellte. Hahnemann heiratete die Tochter eines Apothekers noch vor der ersten Saturn-Wiederkehr, die beiden hatten gemeinsam 11 Kinder. Um die große Familie zu ernähren, zog er immer wieder um und suchte gute Bedingungen, um als Arzt und Übersetzer genug Geld zu verdienen und seine eigene Medizin zu entwickeln. Mit einem stark gestellten Saturn im Steinbock und im zweiten Haus findet man eine Erklärung für die lebenslangen existenziellen Kämpfe.
Die Kunst der Homöopathie entwickelte er schrittweise über viele Jahre. Als Saturn 1804 über seinen aufsteigenden Mondknoten läuft und gegenüber von Merkur steht, taucht der Begriff homöopathisch zum ersten Mal in einem Artikel von ihm auf. Sechs Jahre später 1810 erscheint sein Hauptwerk „Das Organon der Heilkunst“, in dem er seine neue Heilweise umfassend erklärt. Saturn läuft in dieser Zeit über seinen Aszendenten und Pluto am Aszendenten. Ein Jahr später folgt der erste Band der reinen Arzneimittellehre, den weitere Bände folgen.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte er als erfolgreicher Arzt und Homöopath in Paris. Dieser Umzug folgte auf die Begegnung mit seiner zweiten Frau. Am 7. Oktober 1834 besuchte Marie Mélanie d’Hervilly den verwitweten Arzt in seiner Praxis in Köthen. Es begann eine stürmische Liebesaffäre. Wenige Monate später heiratete Hahnemann seine geliebte Mélanie und zog mit ihr gemeinsam nach Paris.
Am Tag der ersten Begegnung stehen Sonne und Saturn genau auf seinem MC, Pluto transitiert über seinen Widdermond kurz vor der Spitze des vierten Hauses. Mit Plutos Eintritt in Haus 4 erfolgt der Umzug. In Paris arbeitet Hahnemann bis zu seinem Tod am 2. Juli 1843, sein Grab findet sich auf dem berühmten Friedhof Père Lachaise, auf dem andere Berühmtheiten wie Jim Morrison, Edith Piaf, Frédéric Chopin, Marcel Proust oder Gertrude Stein ihre letzte Ruhestätte fanden.
Meine Kollegin Petra Dörfert hat über zehn Jahre die Lebensgeschichte von Mélanie Hahnemann d`Hervilly erforscht. Ihr Buch ist letztes Jahr erschienen und wirft ein neues Licht auf die letzte Lebensphase von Hahnemann und die Homöopathie des 19. Jahrhunderts. Das Buch kann bei BoD als Print oder E-Book bestellt werden.
Das Titelbild zu diesem Post auf der Blog-Startseite zeigt übrigens den Löwenzahn, der als blühende Pflanze in der Homöopathie verarbeitet wird, um das Mittel Taraxacum offizinale zu gewinnen. Wie die Herstellung vor sich geht, hat Hahnemann ausführlich beschrieben. Noch heute werden homöopathische Mittel von einzelnen Laboren und Apotheken getreu nach den Anweisungen des berühmten Begründers dieser Lehre hergestellt.
Es ist fast eine gesamte Chiron-Runde her, da erschien „Venus ist noch fern“ von Phoenix und Bärbel Messmer. Auf der Rückseite stehen erste Sätze, die erstaunlich aktuell sind und die man gerne allen Astrologie-Lernenden an die Hand geben möchte. In Kleinschreibung übrigens, die seinerzeit erstaunlich weit verbreitet war.[1]
„es gibt die gefahr der falschen sicherheiten. alles, an was du dich klammerst, in dem glaubens seiner dann sicher zu sein, wird dich fesseln. so wird es auch mit der astrologie sein. sie wird zur neuen tödlichen Ordnung, zum neuen raster, wenn du sie gebrauchst zum schaffen falscher sicherheiten über dich, über andere.
Mit diesem Zitat ist die Aufforderung verbunden, astrologische Symbole spielerisch zu nutzen, um sich selbst zu entdecken und um andere Menschen in ihrem Anders-Sein besser zu verstehen. Jede Form von Festlegung, wie ein Mensch aufgrund seines Horoskop zu sein hat, verbietet sich. Es geht nicht darum, hundertprozentig und ganz genau zu wissen, wer Du bist – oder wer jemand anders ist, sondern sich zu öffnen, zweifelnd zu suchen und sich auf eine Entdeckungsreise zu begeben.
Diese Sichtweise auf Astrologie als einen Weg der Selbstentdeckung und Selbsterfahrung wurde in dem kleinen Bändchen zum ersten Mal explizit eingefordert. Gleichzeitig formulierten die Autorinnen ihre Kritik an der blinden Schicksalsgläubigkeit, die sie in einer traditionellen Astrologie mit ihrem männlich-dominieren Blick auf das Leben zu finden glaubten.
Heute schauen wir mit einem zeitlichen Abstand auf die Astrologie-Szene der späten 70er und frühen 80er Jahre und stellen fest, dass der Zeitgeist, den dieses Buch atmet, eine ganze Generation von damals noch jungen Astrolog*innen geprägt hat. Auch wenn es schon länger ein Revival der traditionellen Astrologie gibt, ist die Astrologie heute ohne Selbsterfahrung und Selbstreflexion nicht denkbar. Jahrzehnte mit einer psychologischen Astrologie, die sich eng an die humanistischen Psychologie anlehnt, haben dazu geführt, dass Horoskope nicht mehr deterministisch gedeutet werden. Die Auseinandersetzung mit eigenen Themen ist ein elementarer Bestandteil vieler professioneller Astrologie-Ausbildungen geworden.
Da ich mich selbst zu dieser Generation zähle, die im Nachklang der Hippie-Bewegung die Astrologie entdeckte, habe ich mich sehr gefreut, als Katja von Lieselle auf mich zukam und mich bat, für den im Februar 2025 erschienenen Sammelband einen Artikel über dieses Astrologie-Buch zu schreiben.
Lieselle ist die queer-feministische Bibliothek an der Ruhr-Uni Bochum und wurde 1978 als Archiv gegründet, ein Jahr bevor „Venus ist noch fern“ erschien. 2023 feierte diese Einrichtung das 45-jährige Bestehen und es entstand die Idee, die Archiv-Sammlung mit einer Reihe von Artikeln zu präsentieren, zu einzelnen Büchern und Buchreihen, aber auch zu den reichhaltigen Sammlungsbeständen – und nicht zuletzt kommen Aktivistinnen und Zeitzeuginnen zu Wort.
Erschienen ist der von Katja Teichmann herausgegebene Band im Orlandaverlag und soweit ich weiß, wird es in den nächsten Wochen in Bochum und an anderen Orten eine Buchvorstellung geben. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich „Venus ist noch fern“ als einen feministischen Beitrag zur Astrologie würdigen durfte und habe mich gerne an meine ganz persönlichen ersten Schritte mit der Astrologie im Jahr 1978 erinnert.
Anmerkungen
[1] Progressive Bewegungen wie etwas das Bauhaus hatten schon in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts konsequente Kleinschreibung zum Programm erhoben, die Wiener Gruppe, eine Reihe von Schriftstellern in den 50er Jahren nutzte sie. Und die linke Tageszeitung TAZ schreibt ihren Titel seit 1984 in Kleinbuchstaben. Und in der Folge ignoriert dieses erste Buch über Astrologie von Frauen für Frauen vom ersten bis zum letzten Satz die Großbuchstaben.