Local Space und das Horoskop von Michael Erlewine

Vor zwei Wochen habe ich in München ein Wochenende zur Einführung in die Orte-Astrologie unterrichtet. Wir haben uns einen Tag mit Astrokartografie beschäftigt und am zweiten Tag mit der Standortastrologie, die auch unter den Namen Local Space praktiziert wird.

Ich finde diese Methode überaus faszinierend, denn sie erlaubt uns, die direkte Umgebung, angefangen von der Wohnung oder dem Haus, in dem ich lebe bis hin zum Stadtteil, in dem ich mich bewege, astrologisch zu untersuchen. Die Planeten werden dabei auf den Horizontkreis projiziert, also auf unsere direkte und unmittelbare Umgebung.

So erhält man die Himmelsrichtungen der Planeten im Geburtshoroskop und kann feststellen, auf welchen Linien man sich im Alltag bewegt. oder welche Funktionen innerhalb der Wohnung auf einer Planetenlinie liegen.

In meinem Fall liegen Schreibtisch, Computer und Telefon auf der Merkur-Sonnenlinie, das Schlafzimmer auf der Mondlinie. In meiner nächsten Umgebung liegt etwa die Ruhr Universität Bochum auf der Uranuslinie und er Schrebergarten meiner Stierfreundin auf der Venuslinie. Wer möchte, kann die Standortastrologie mit den Methoden des chinesischen Feng Shui kombinieren und bekommt os die Möglichkeit, die Energien der Planeten für sich persönlich im Alltag nutzbar zu machen.

Bevor die alten Griechen mathematische und astronomische Grundlagen für die Horoskopberechnung fanden, war die Standortastrologie über Jahrtausende das Mittel der Wahl, um die Bewegungen der Gestirne zu beobachten, wie man noch heute an den Steinkreisen von Stonehenge und Avebury oder an den Externsteinen und in Wormbach beobachten kann. Dem US-Astrologen und Musiker Michael Erlewine haben wir es zu verdanken, dass wir heute mit Hilfe astrologischer Software Standort Horoskope mit einem Mausklick erstellen können, die Profiversion von Astro-Plus und das Orte-Modul von Sarastro bieten diese Möglichkeit.

Michael Erlewine, 18. Juli 1941, 17.03 Uhr (EDT); Lancaster, USA
Datenquelle: Astrodatabank mit einem AA-Rating

Erlewine gehört zu der Generation von Astrologen mit einer Saturn-Uranus-Konjunktion. Robert Hand, der anderthalb Jahre später geboren wurde, hat diese Konjunktion bereits in Zwillinge. Bob Dylan, 1941 geboren, zählt ebenfalls zu dieser Generation. Anders als das Quadrat zwischen diesen beiden Planeten, das uns in 2021 eine dauerhafte instabile Situation inklusive etlicher Virusmutationen bescherte, bietet die Konjunktion dieser beiden Planeten offenbar die Möglichkeit zu wunderbaren Innovationen.

Bob Dylan war bekanntlich der erste Musiker, der 1965 auf einem Folkfestival seine Gitarre an einen Verstärker anschloss. Robert Hand machte mit seinen Veröffentlichungen die Wiederentdeckung der alten traditionellen Techniken populär. Und Michael Erlewine ist ein Pionier der Computerastrologie und schenkte der Community mit seiner Matrix-Software die Möglichkeit, den Local Space einfach zu berechnen.

 

Neptunwelten sind lost?

Die Leserinnen und Leser, die regelmäßig vorbeischauen, haben mitbekommen, dass im März das zweite große Redesign der Astrologos-Seite stattgefunden hat. Nun habe ich die Geschichte dieser Website unter der Überschrift „Wie alles anfing“ ergänzt. Doch eine wichtige Information fehlt noch. Sie betrifft die Neptunwelten, genauer den Astroblog Neptunwelten, der im Februar 2007 als eine eigene Blogseite mit ersten Beiträgen zur Musik der Doors, dem Horoskop von Jim Morrison und dem Horoskop vonVirginia Woolf startete.

2010 wurden Astrologos und die Neptunwelten zusammengelegt und die Domain www.neptunwelten.de existierte für einen langen Zeitraum als URL des Astroblogs https://astrologos.de/neptunwelten. Mittlerweile sind die Neptunwelten sowohl inhaltlich als auch formal vollständig in den Astrologos-Seiten aufgegangen.

Zur Zeit funktioniert die URL zwar noch als Weiterleitung, aber genau genommen habe ich nun einen Domain-Namen übrig. Es gibt erste Ideen, die Neptunwelten als ein digitales Fische-Museum einzurichten, für all die unzähligen Geschenke, die ich in 45 Jahren als Astrologin und Fischegeborene bekommen habe.

Es ist nämlich so, dass es kaum einen Gegenstand gibt, der nicht irgendwann in Fische-Form gestaltet wurde. Von der Lampe über den USB-Stick zur Vase, Kugelschreiber, Messer, Fische-Tassen in unzähligen Variationen, bunte Tücher mit Fischen und T-Shirts… es wäre also ein schönes Hobby für den Ruhestand, alles angemessen zu fotografieren und zu präsentieren.

Zunächst aber soll hier das Gemälde „Dolphins Blues“ in voller Größe gezeigt werden. Viele Jahre schmückte ein Ausschnitt den Header des Neptunwelten-Blogs, es wurde das Headerbild der Astrologos-Startseite nach dem ersten Redesign im Juli 2010. Und noch heute sind Bildelemente im Design der Website wiederzufinden.

Neptuns leerer Swimmingpool

Vor einigen Wochen war ich als Astrologin und Tarotexpertin beim Frauenfilmfest in Köln. Dort habe ich an drei Tagen mehr Filme gesehen als üblicherweise in einem Jahr. Einer dieser Filme hat mir besonders gut gefallen. „Water makes us wet“, ein Roadmovie von Annie Sprinkle und Beth Stephens. Die beiden Frauen reisen mit ihrem Hund Butch in einem Campingmobil kreuz und quer durch Kalifornien, immer auf der Suche nach Wasser, das bekanntlich in diesem Landstrich der USA knapp ist.

Unterwegs interviewen sie einen älteren Mann, der am pazifischen Ozean lebt und über seine Liebe zum Meer spricht. Sie besichtigen ein Wasserwerk und besuchen den legendären Neptune Pool, der Verleger Randolph Hearst gehörte – und leider leer ist. Es ist ein wirklich beeindruckender riesiger Swimmingpool, der in den 30er Jahren gebaut wurde und heute noch für Events angemietet werden kann. Er taucht in Lady Gagas Musikvideo G.U.Y. auf oder in Stanley Kubricks Verfilmung von Spartakus.

An seiner Hauptachse ist dieses private Schwimmbad 29 Meter breit und 32 Meter lang. Es ist von Pavillons und Kolonnaden umgeben und Statuen von Neptun, einer Nereide und Venus stehen im Giebel des römischen Tempels, der das nördliche Ende des Pools schmückt. Prunkvoller geht es wohl kaum und es macht sicher Spaß, dort eine Runde zu schwimmen.

Aber die aktuelle Trockenheit und Wasserknappheit in Kalifornien führen dazu, dass der Swimmingpool Neptuns leer bleiben muss. Dennoch freue ich mich, von diesem Bauwerk erfahren zu haben. Und bedanke mich bei Annie Sprinkle und ihrer Frau für diesen Film und die Hommage an das Element Wasser. Sprinkles Horoskop ist übrigens in der Astrodatabank mit einem AA geratet. Die Uhrzeit steht auf ihrer Geburtsurkunde, Sy Scholfield hat sie von ihr per E-Mail bekommen.


Annie Sprinkle, 23. Juli 1954, 11. 34 Uhr (EDT), Philadelphia, USA
Datenquelle: Astrodatabank mit einem AA-Rating

Die Sonne auf 0 Grad Löwe im 10. Haus ist sehr dominant, der Mond im Stier erhöht, aber im 8. Haus. Man kann sich gut vorstellen, dass Sprinkle ihr Leben lang mit großer Lust und Freude Tabus gebrochen hat. Doch mit einer Merkur-Jupiter-Konjunktion im Krebs, Neptun in 1 und Venus an der Spitze von Haus 12 sieht man neben der Löwengrandezza auch eine starke Wasserbetonung, die mit einer Sensibilität und viel Feingefühl einhergeht – und wohlmöglich auch die Liebe zum Wasser und die Sorge um die Situation der Gewässer im Golden State erklärt.

Bildquellen: Das Gemälde von Neptun und Amphitrite hat Felice Giani 1803 gemalt, es ist in der Wikipedia als gemeinfrei aufgeführt. Das Foto von Neptuns Swimmingpool hat Jim Epler gemacht, es darf als Creative Common Lizenz BY-SA 2.5. verwendet werden.

Jupiter trifft Neptun

In der Astrologie wird das Aufeinandertreffen der langsamen Planeten immer mit einer besonderen Zeitqualität verbunden, War es im Januar 2020 die Konjunktion von Saturn und Pluto, die eine Zeitenwende markierte, so begegnen sich am Dienstag, den 12. April die beiden Planeten Jupiter und Neptun im Zeichen der Fische.

Neptun bleibt ungefähr 14 Jahre in einem Zeichen, Jupiter ist schneller, er braucht 12 Jahre für eine gesamte Runde durch den Tierkreis und bleibt für jeweils ein Jahr in einem Zeichen. Neptun wurde erst 1846 entdeckt, damals stand er auf den letzten Graden im Wassermann. Im März 1856 bildete er bereits einmal eine Konjunktion mit Jupiter in den Fischen. Während 1856 insbesondere im Ruhrgebiet die Industrialisierung durch den Bergbau das Leben der Menschen und die Landschaft tiefgreifend verändern sollte, befinden wir uns nun in einer Epoche, in der wir uns immer bewusster wird, dass die Zerstörung der Erde und die Ausbeutung aller Ressourcen ein Ende finden muss.


Konjunktion Jupiter-Neptun, 12. April 2022, 16.43 Uhr (MESZ), Bochum, D

In diesen Zeiten der Krise ist das Zusammentreffen von Neptun und Jupiter ein Zeichen der Hoffnung. Fische als letztes Zeichen im Tierkreis erinnert uns daran, dass wir alle miteinander verbunden sind und dass in jedem Menschen eine Sehnsucht nach Frieden lebt. Jupiter als die Kraft des Optimismus (jaja, ich weiß auch der Übertreibung) erinnert in Verbindung mit Neptun daran, dass es uns gut geht, wenn wir in einer Atmosphäre von Freundlichkeit und Wohlwollen mit anderen Menschen leben können.

Man kann diese Konstellation natürlich auch anders lesen: Neptun als griechischer Poseidon und Herrscher der Meere symbolisiert jede Art von Überflutung, also auch die Flutkatastrophen oder Starkregenfälle. Und Jupiter als Zeus und oberster Gott im Olymp nimmt den Mund gerne mal zu voll, verspricht mehr als er halten kann. Doch liegt es nicht auch ein Stück weit an uns, wie wir mit dem Kräften der Planeten umgehen? Es erscheint umso wichtiger, auch und gerade mit Blick auf den Krieg in der Ukraine, mit dem Wissen um den Klimawandel und weitere Katastrophen, die Zuversicht zu nähren und sich für ein friedliches Miteinander einzusetzen, jede und jeder in seiner kleinen Welt.

Ein Teil der Astrologieszene wird am Dienstag zwischen 16 und 17 Uhr einem Aufruf meiner Kollegin Heidi Treier aus Köln folgen, und in dieser Zeit für den Frieden meditieren. Das ist einer von vielen kleinen Schritten, andere Freunde von mir arbeiten ehrenamtlich am Berliner Hauptbahnhof und begleiten Flüchtlinge aus der Ukraine bei ihrer Ankunft. Meine Nichte und ihr Mann betreiben trotz aller Widrigkeiten und Auflagen einen Biohof und Freundinnen von mir bauen ihr Gemüse im Schrebergarten an.

Vielleicht reicht das alles nicht aus, die Zerstörung der Erde durch die Menschen aufzuhalten. Doch Jupiter, der die Hoffnung nährt und Neptun, der uns an das Verbunden-Sein erinnert, können Kraft geben, weiter an Idealen festzuhalten und sich dafür einzusetzen, dass es die kleinen Lichtblicke gibt. In diesem Sinne wünsche ich allen LeserInnen einen friedlichen Dienstag mit dieser hoffnungsfrohen Konjunktion.

Das zwölfte Haus

Kaum ist der Tag der Astrologie mit tollen Vorträgen im schönen Saal des Oskarhauses vorbei, steht das nächste Event an. Während des Internationalen Frauenfilmfests Ende März/Anfang April in Köln, werde ich drei Tage vor Ort als Astrologin und Tarotexpertin im zwölften Haus arbeiten. Das zwölfte Haus ist einerseits ein ruhiger Raum inmitten des Festivaltrubels, in dem die Besucher Tarotkarten ziehen können. Gleichzeitig aber ist „Das zwölfte Haus“ ein Motto, um aus einem anderen Blickwinkel Filme zu gucken und sich auf eine veränderte Wahrnehmung einzulassen.

 

 

Die Veranstaltung läuft im Rahmen des Fokus und dort werden besondere Filme gezeigt, nämlich Filme, die heilen! Und es sind Filme, in denen die Beziehungen zwischen Menschen, anderen Tieren und der Natur reflektiert werden, immer mit der Prämisse, dass unser gewohnter Blick dringend verändert werden muss, damit wir (wieder) verstehen lernen, dass wir als Menschen ebenso Teil der Natur sind wie die Tiere, die Pflanzen und alles, was lebt.

Ich freue mich besonders auf einen Film über Pilze „The Mushroom Speaks“, denn gerade die Pilze mit ihren unsichtbaren Netzwerken und Verflechtungen unter Tage haben in den vergangenen Jahren auch Astrologen und Künstlerinnen inspiriert, Beziehungen und Verbunden-Sein neu zu denken. Wer das zwölfte Haus besuchen möchte oder sich auf die vielen anderen Angebote des Frauenfilmfest einlassen möchte, findet das gesamte Programm im Netz.

Und natürlich freue ich mich ganz besonders auf viele Begegnungen und das gemeinsame Spielen mit den Karten, das freie Assoziieren zu den Bildern und Symbolen des Tarot und bin gespannt, was uns der Zufalls so alles servieren wird.

Und der Frühling kommt doch!

In den vergangenen Tagen, während die schrecklichen Nachrichten vom Krieg in der Ukraine das Corona-Thema in den Medien abgelöst haben, geht mir öfter ein Song von Ton, Steine, Scherben durch den Kopf… all die Lügen geben mir den Rest, halt Dich an deiner Liebe fest!

 

 

In meinen Beratungen der letzten Wochen ging es oft um Fake News und die Frage, was denn nun die Wahrheit ist, wer lügt und wo überall gelogen wird. Und vermutlich bedarf es nicht nur einer gehörigen Portion Medienkompetenz, um Krisensituationen realistisch einzuschätzen. Die allgemeine Verunsicherung ist groß und die Angst der Menschen in all den apokalyptischem Szenarien ist greifbar.

Was kann da noch Halt geben? Der Scherben-Song ist eigentlich ein Liebeslied, ein Lied über die Einsamkeit derjenigen, die verlassen wurden. Doch der Refrain funktioniert wie ein Motto oder Mantra in schwierigen Zeiten. Ich bin mir sicher, dass sich viele Menschen Frieden wünschen. Auch wenn gerade die Kriegstreiber Oberhand gewinnen.

 

 

Was hilft ist sich immer wieder an das zu erinnern, was trägt und in belastenden und angstmachenden Momenten das Schöne und Gute bewusst zu suchen. Da sind die ersten Frühlingsboten mit den blühenden Krokuswiesen. Da ist die schmale Sichel des Mondes, die gestern nach einem sonnig-kalten Tag am Abendhimmel erschien. Und da sind die vielen Menschen, die helfen und helfen wollen.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern, dass es gelingt, sich mindestens einen Hauch von Zuversicht zu bewahren und in schwierigen Stunden Freunde zu haben, die das Leid und die Angst mit uns teilen.

Und wenn in den nächsten Tagen Astrologos stundenweise aus dem Netz verschwindet, ist hoffentlich nicht die Welt untergegangen. Denn hinter den Kulissen wird schon länger gewerkelt, um die gesamte Website für den nahenden Frühling in ein schönes neues Gewand zu kleiden.